KIT startet den Betrieb einer Speicheranlage; Moderne Batterietechnik und intelligente Leistungssteuerung machen Solarstrom grundlastfähig

Der steigende Anteil von Strom aus Photovoltaik- und Windenergieanlagen belastet zunehmend die Verteil- und Übertragungsnetze. Im „Helmholtz-Institut Ulm (HIU) Elektrochemische Energiespeicherung“ demonstriert das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), wie moderne Hochleistungsbatterien und intelligente Steuerung erneuerbare Energie netzverträglich machen.

Teure und umstrittene Netzausbaumaßnahmen lassen sich so reduzieren. Die Solarstrom-Speicheranlage mit 76 kWh großer Batterie am HIU ging am 06.05.2015 in Betrieb und versorgt das Gebäude mit Solarstrom.

Intelligente Steuerung verhindert Solarstrom-Einspeisung ins öffentliche Verteilnetz
Eine Besonderheit des Speichers ist seine intelligente Steuerung, die am KIT entwickelt wurde und dafür sorgt, dass es zu keinem Zeitpunkt zu einer Einspeisung ins öffentliche Verteilnetz kommt. Sie entlastet das Netz, indem Einspeisespitzen der Photovoltaik-Anlage und Lastspitzen der Verbraucher am Institut gekappt werden, und ermöglicht eine wirtschaftliche und netzdienliche Systembetriebsführung.
Ein autonomes, selbstlernendes Prognosetool errechnet die zu erwartende Verbrauchs- und Erzeugungsdaten und optimiert damit das Energiemanagement über den Tag.

Software soll in einem Start-up-Unternehmen vermarktet werden
„Die Steuerung ist das Gehirn der Anlage. Hier wird entschieden, was mit dem Solarstrom passiert. Es ist tatsächlich eine hoch komplexe Aufgabe, denn der von der Sonne zu erwartende Energie-Ertrag muss im Institut und der Batterie so verteilt werden, das jeweils eine optimale Effizienz erreicht wird“, erläutert Nina Munzke, verantwortlich für die Software-Entwicklung beim Projekt Competence E des KIT.
„Für die Entwicklung einer zuverlässigen, energie-und kostenoptimierten Betriebsführung hat unser Team über zwei Jahre hart gearbeitet. Jetzt sind wir alle begeistert, dass die Software hier in einer realen Anwendung läuft und dass alles so funktioniert wie vorgesehen.“ Als nächsten Schritt plant das KIT die Vermarktung der Software in einem Start-up-Unternehmen.
„Die Energiewende in Baden-Württemberg, Deutschland und Europa ist eine große Herausforderung. Moderne Speichertechnologien sind dazu ein wichtiger Lösungsansatz“, sagt die Ministerialdirektorin im baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Simone Schwanitz, anlässlich der feierlichen Übergabe der Solarstrom-Speicheranlage. „Mit dieser Anlage baut das KIT eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und Anwendungen.“

Marktfähige Lösung für die Energiewende
„Mit der Solarstrom-Speicheranlage an unserem Institut in Ulm zeigt das KIT, wie zukunftsweisende Technologien für die Energiewende aussehen können“, erklärt Ulrich Breuer, Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen am Karlsruher Institut für Technologie KIT.
„Wir zeigen, dass sich Ökonomie und Ökologie nicht ausschließen, sondern schon heute zu marktfähigen Lösungen führen.“

Speicher wird als Reallabor genutzt und liefert zusätzlich Solarstrom für den Betrieb des Instituts
„Das neue Speichersystem bringt unserem Institut gleich mehrfachen Nutzen“, erklärt Horst Hahn, Direktor des HIU: „Einerseits erforscht das KIT intelligente Steuer- und Regelstrategien für einen möglichst netzschonenden Betrieb von Solarstromspeichern, andererseits können wir mit diesem System zukünftig auch neuartige Batteriematerialien unter realen Einsatzbedingungen erproben. Der neue Speicher ist für uns also ein Reallabor und liefert als Nebenprodukt der Forschung auch noch Strom für den Betrieb des Instituts.“

07.05.2015 | Quelle: KIT; Bild: Frederik Elschenbroich, ads-tec | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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