Fraunhofer: Klimaschutzziele erfordern auch im Verkehrssektor Strom aus erneuerbaren Energien als Hauptenergieträger

Bislang konnte sich der fast ausschließlich auf Benzin und Diesel basierende Verkehrssektor nahezu unabhängig von den restlichen Energieverbrauchs-Sektoren entwickeln. Mit dem Ziel einer CO2-armen Energieversorgung sei jedoch auch ein Umbau der Energieversorgung des Verkehrssektors nötig, berichtet das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES (Kassel).

Der Verkehrssektor müsse damit insbesondere vor dem Hintergrund der Energiewende im Stromsektor betrachtet werden, fasst Projektleiter Norman Gerhardt die Ergebnisse eines vom BMWi geförderten Forschungsprojekts zusammen.
Dieser Entwicklung stehe jedoch die ungleiche Kostenbelastung von Strom und fossilen Kraftstoffen im Wege, so Gerhardt.

Forschungsprojekt „Interaktion EE-Strom, Wärme und Verkehr“
Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „Interaktion EE-Strom, Wärme und Verkehr“ stand die Frage, wie ein kostenoptimiertes Gesamtenergiesystem im Jahr 2050 aussehen könnte, das dem Ziel gerecht wird, eine Minderung der Treibhausgasemissionen in Deutschland und Europa um 80 % gegenüber 1990 zu erreichen.
„Mit zunehmendem Ausbau der Solar- und Windenergie wird Strom als Hauptenergieträger im Verkehrssektor umso bedeutender, weil dadurch im Stromnetz nicht nutzbare Erzeugungsspitzen insbesondere durch Photovoltaik gut in speicherbare Antriebsenergie gewandelt werden kann“, erklärt Gerhardt.

Kernaussagen der „Roadmap Verkehr“
Die Handlungsempfehlungen der „Roadmap Verkehr“ wurden am 05.05.2015 im Fraunhofer-Forum in Berlin präsentiert. Die Kernaussagen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
1) Der Verkehrssektor verschmilzt in Zukunft immer stärker mit dem Energiesektor.
2) Das kostenoptimale Szenario im Jahr 2050 ist, mit einer Minderung der THG-Emissionen im Verkehrssektor von 74 % gegenüber 1990, die Variante mit der höchsten THG-Reduktion aller betrachteten Technologieoptionen und möglichen Entwicklungspfade im Verkehr.
3) Die Schlüsseltechnologie des kostenoptimalen Verkehrsszenarios ist die direkte Stromnutzung (Elektrifizierung).
4) Die Minderung des Endenergieverbrauchs im Verkehr geht durch die Dominanz der direkte Stromnutzung deutlich über die Ziele des Energiekonzepts der Bundesregierung hinaus.
5) Der Kostenvorteil der direkten Stromnutzung ergibt sich erst, wenn die Systeme ausgebaut sind. Dieser Ausbau muss durch Fördermaßnahmen unterstützt werden.
6) Der Einsatz von Wasserstoff im Verkehrssektor ist sehr von den Strombezugskosten abhängig.
7) Die Nutzung von Biokraftstoffen ist wirtschaftlicher als eine Nutzung von strombasierten chemischen Energieträgern wie Power-to-Gas und Power-to-Liquid.
8) Die Fahrzeugkosten der neuen Technologien sind im künftigen Massenmarkt aufgrund von Lernkurveneffekten nicht wesentlich höher als Referenztechnologien heute.
9) Der Kostenunterschied zwischen den untersuchten Technologiepfaden des Verkehrs wird durch die Kosten für die Energiebereitstellung geprägt.
10) Die Berücksichtigung der höheren Treibausgaswirkung von Flugemissionen in großer Höhe bei gleichem Gesamtziel würde zu einer Steigerung des Strombedarfs in Deutschland um 25 % führen.

10.05.2015 | Quelle: Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen