Industrie für Dünnschicht-Solarzellen im Wandel: die K.O.-Runde ist vorbei, nun folgen Rentabilität und vertikale Integration

Sven Lindström ist Mitbegründer, Vorstandsmitglied und CEO von Midsummer, einem Hersteller von Produktionslinien für die kosteneffiziente Herstellung von flexiblen CIGS-Dünnschichtsolarzellen. Lindström blickt auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in der internationalen Solarindustrie und in der Entwicklung von Hightech-Produktionsausrüstungen und Vakuum-Aufdampfsystemen zurück. Er ist überzeugter Befürworter der dezentralen Stromerzeugung.von Sven Lindström, CEO, Midsummer Die Preise für […]

Sven Lindström ist Mitbegründer, Vorstandsmitglied und CEO von Midsummer, einem Hersteller von Produktionslinien für die kosteneffiziente Herstellung von flexiblen CIGS-Dünnschichtsolarzellen.
Lindström blickt auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in der internationalen Solarindustrie und in der Entwicklung von Hightech-Produktionsausrüstungen und Vakuum-Aufdampfsystemen zurück.
Er ist überzeugter Befürworter der dezentralen Stromerzeugung.von Sven Lindström, CEO, Midsummer
Die Preise für Solarzellen und Solarpaneele sind in den letzten Jahren dramatisch gefallen, was (neben staatlichen Subventionen) dieser erstaunlichen erneuerbaren Energiequelle starken Auftrieb gegeben hat. So kann Solarenergie heute als eine etablierte Energiequelle angesehen werden, die verlässlich und räumlich gut verteilt ist. In Bezug auf die Kosten ist sie verglichen mit nicht-erneuerbaren Energiequellen wettbewerbsfähig und sie weist eine sehr gesunde jährliche Wachstumsrate bei den installierten Solarpaneelen auf.
Die jährliche Installation von Solarzellen ist von weniger als 5.000 MW pro Jahr vor 2008 auf heute rund 40.000 MW pro Jahr hochgeschnellt, und sie wächst schnell weiter. Der Markt ist besonders stark in Japan, China, in den USA und in Großbritannien.
Die Preisnachlässe bei Solarzellen und Solarpaneelen haben jedoch auch eine Kehrseite, nämlich die Konsolidierung, oder vielmehr den Knockout zahlreicher Hersteller in der Solarindustrie. Da es immer schwerer geworden ist, mit Gewinn zu produzieren, sind viele Hersteller entweder in Konkurs gegangen, haben die Produktion heruntergefahren oder sind veräußert oder restrukturiert worden.
Wenn man sich speziell den Sektor für Dünnschichtsolarzellen ansieht, so sind First Solar, Solar Frontier und Hanergy die letzten Bastionen, die die Stellung halten. Sie haben unterschiedliche Strategien gewählt, um sich auf dem Markt zu behaupten. Hanergy aus China ist der „Pac-Man“ der globalen Solarzellenindustrie: das Unternehmen hat Mitbewerber wie Miasolé, Global Solar und Solibro verschlungen und angekündigt, dass man bis Ende des Jahres eine Kapazität von 1 GW erreicht. Solar Frontier aus Japan hat auf einem sehr geschützten und gewaltigen Heimatmarkt Größenvorteile erzielt (wird aber bald auch neue Märkte erreichen müssen).
First Solar aus den USA ist das weltweit größte Unternehmen für Dünnschichtsolarzellen mit einer jährlichen Produktionskapazität von 2 GW. Der Erfolg des Unternehmens liegt in einem Wechsel des Geschäftsmodells begründet: von einem spezialisierten Hersteller hin zu einem vielfältig aufgestellten Unternehmen, das auch Solarzellenparks prospektiert und baut (selbstverständlich mit den eigenen Modulen). Die Strategie von First Solar hat sich als sehr erfolgreich erwiesen, und das Unternehmen baut heute Solarenergieparks in aller Welt.

Vertikale Integration führt zu Gewinn- und Effizienzsteigerungen und verzahnt Kunden und Technologie miteinander
Der Erfolg von First Solar zeigt die Bedeutung der vertikalen Integration. Kleine Margen bei sämtlichen Gliedern in der Wertschöpfungskette machen diese insgesamt, oder doch zumindest einen Großteil der Kette, kontrollierbarer. 
Ich bin davon überzeugt, dass wir hier erst den Beginn des Trends hin zu vertikaler Integration in der Solarzellenindustrie sehen. Denn sie bietet zahlreiche Vorteile: bessere Kontrolle der Wertschöpfungskette, bessere Kostenkontrolle, effizientere Betriebsabläufe, höhere Gesamtmargen, Sicherheit in der Technologie, Kunden als Miteigentümer etc.Wir werden beobachten können, wie größere Energieunternehmen ihre ehemaligen Partner in der Herstellung und beim Vertrieb aufkaufen oder ihr Angebot auf neue Gebiete ausweiten. Übernahmen sind bei weitem der schnellste Weg nach vorn, und hinsichtlich der schweren Zeiten, in denen sich viele Unternehmen der Solarzellenbranche befinden – mit Eigentümern, die sich für den Rückbau statt für Neuinvestitionen einsetzen – höchstwahrscheinlich auch der billigste. Die Integration wird beide Wege gehen: sowohl die Verzahnung mit den Kunden als auch die Herstellung sämtlicher Ausrüstungen, die für die Solarzellen benötigt werden. Der Besitz eines guten Zulieferers von Produktionslinien stellt Qualität, Kosteneffizienz und eine eigene Technologie sicher.
In den USA hat der Trend hin zu Solarherstellern, die sich in Besitz Dritter befinden (Solarleasing oder Stromabnahmevertrag), begonnen. Er lässt sich auch als eine Möglichkeit sehen, die Wertschöpfungskette besser kontrollieren zu können.
Parallel zu diesem Trend der vertikalen Integration wird es eine höhere Rentabilität in der Solarindustrie geben. Weniger Konkurrenten verringern das Risiko von Preiskriegen, und die Preise werden langsam wieder anziehen. Der Markt ist groß und nach wie vor im Wachstum begriffen.

BIPV gewinnt an Zugkraft
Ein anderer starker Trend ist der Bau von gebäudeintegrierten Photovoltaikanlagen (BIPV), der den gigantischen Solarenergieparks entgegenwirkt. Niedrige Einspeisungstarife machen es rentabler, Energie für den eigenen Verbrauch zu produzieren (Fabriken, Büros) statt ihn ins Netz zu speisen. Schnelle Fortschritte bei der Effizienz von Dünnschichtsolarzellen haben das Geschäftsmodell für diese Solarzellen verbessert, sodass Immobilienbesitzer und Unternehmer, ebenso wie Kommunen und Dacheindecker, zunehmend darauf aufmerksam geworden sind.
Die Implementierung von PV in Gebäuden sollte nicht als neues Produkt angesehen werden, das die derzeitigen Baumaterialien ergänzt, sondern als integraler Bestandteil beim Dachbau und als ein Fassadenmaterial, das dem Sortiment von Baumaterialfirmen einen beträchtlichen Wert hinzufügen könnte.CIGS Dünnschichtsolarzellen sind dünn, leicht und flexibel. Sie können ohne Rahmen gebaut werden und sind damit auch anwendbar auf Untergründen, die uneben, beweglich oder nicht ausreichend tragfähig sind. Zudem werden sie immer effizienter. Alle großen potenziellen Investoren in der Solarenergieindustrie schauen heute mit großem Interesses auf dieses spezielle Segment.
Um es zusammenzufassen: Die Gesundschrumpfung ist vorbei. Vertikale Integration ist der nächste Schritt, mit Schwerpunkt auf BIPV, die die CIGS Dünnschichtsolarzellen für viele Mitstreiter auf dem Markt zum Produkt der Wahl machen wird. Rentabilität wird in die Industrie zurückkehren, damit ist die Zukunft in der Tat sonnig und hell.

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