BNEF: Sinkende Photovoltaik-Kosten treiben Investitionen an; 3,7 Billionen US-Dollar sollen bis 2040 in große und kleine Solarstrom-Anlagen investiert werden

Am 23.06.2015 veröffentlichte Bloomberg New Energy Finance (BNEF) den „New Energy Outlook 2015“, seine jährliche Prognose und meistgelesene Analyse. Im diesjährigen Report stellt BNEF einige verblüffende Änderungen dar, welche die Stromindustrie in den nächsten 25 Jahren voraussichtlich durchlaufen wird.

Laut BNEF werden die weiter sinkenden Photovoltaik-Kosten bis 2040 Investitionen im Gesamtumfang von 3,7 Billionen US-Dollar auslösen, davon 2,2 Billionen USD für Dach- und andere kleine PV-Anlagen für private und gewerbliche Nutzer. Sie können damit eigenen Solarstrom erzeugen, ihn in Batterien speichern und erhalten – in Schwellen- und Entwicklungsländern teilweise erstmals – Zugang zu selbst produzierter Elektrizität.
Die Marktforscher erwarten insbesondere bei den Kleinanlagen einen enormen Aufschwung.

Entwicklung hin zu einem CO2-armen Stromsystem
„NEO 2015 stellt unsere besten Daten und Informationen über Energiekosten, Förderprogramme, Technologien und Finanzierungen zusammen. Der Bericht zeigt, dass wir eine deutliche Entwicklung hin zu einem CO2-armen Stromsystem spüren werden“, sagt Michael Liebreich, Aufsichtsratsvorsitzender von Bloomberg New Energy Finance.
„Aber dennoch wird Kohle weiterhin eine große Rolle in der weltweiten Stromerzeugung spielen. Die Emissionen werden in den nächsten 15 Jahren weiter steigen, wenn nicht radikale politische Maßnahmen ergriffen werden.“
Jon Moore, BNEF-Geschäftsführer, fügt hinzu: „In unserem letztjährigen Bericht haben wir vorausgesagt, dass ein großer Teil der Investitionen in den Stromsektor auf Erneuerbare entfallen werde – das sorgte damals für Aufsehen, aber andere Energiemarktforscher haben inzwischen ähnliche Prognosen abgegeben. Im diesjährigen Bericht führen wir diesen Gedanken weiter.“

Sektor der kleinen Solarstromanlagen soll von 104 GW (2014) auf 1,8 TW (2040) wachsen
Der Sektor der kleinen Solarstrom-Anlagen wird laut dem Bericht enorm wachsen: von 104 Gigawatt im Jahr 2014 auf fast 1,8 Terawatt (TW) im Jahr 2040. Möglich werde dies durch einen Einbruch der Kosten für Solar-Projekte um 47 % pro Megawatt installierter Leistung, da die Wirkungsgrade steigen und neue Materialien und Produktionsverfahren eingesetzt werden.

Schwellen- und Entwicklungsländer investieren bis 2040 eine Billion USD in kleine Photovoltaik-Anlagen
Die Solar-Analystin Jenny Chase sagt: „Bisher investierten hauptsächlich wohlhabende Länder wie Deutschland, die USA und Japan in kleine Solarstrom-Anlagen. Bis 2040 werden Schwellen- und Entwicklungsländer eine Billion USD für solche Systeme ausgegeben haben. In vielen Fällen kommt auf diese Weise erstmalig Strom in entlegene Dörfer.“

Photovoltaik und Energiespeicher verändern das Stromsystem
Die BNEF-Analyse zeigt deutlich, dass sich das Stromsystem von einem zentralisierten Kraftwerkssystem weg und hin zu einem immer dezentraleren, verbraucherorientiertem System entwickelt. Haushalte und Unternehmen entscheiden sich oft für Photovoltaik und Energiespeicher und sorgen so für viele Veränderungen im Stromsystem.

Zwei Drittel der Stromerzeugungs-Investitionen entfallen in den nächsten 25 Jahren auf Erneuerbare
Laut NEO 2015 werden zwischen 2015 und 2040 etwa 12,2 Billionen USD weltweit in die Stromerzeugung gesteckt, davon nur 22 % in OECD-Ländern, jedoch 78 % in neuen Märkten. Zwei Drittel dieses Investitionsvolumens entfallen in den nächsten 25 Jahren auf Erneuerbare, auf die Kohlestromerzeugung 1,6 Billionen USD, auf Gaskraftwerke 1,2 Billionen USD und auf AKW 1,3 Billionen USD.

Photovoltaik-Kraftwerksleistung steigt bis 2040 auf 1,9 TW
Bei den Photovoltaik-Kraftwerken rechnet BNEF mit einer 24-fachen Steigerung auf ein Volumen von 1,9 TW, bei Offshore-Windkraftwerken mit 198 GW (25-fach) und bei der „flexiblen Leistung“ (über Batterien, Lastmanagement oder Gaskraftwerke) mit 858 GW (17-fach). Dennoch wird die fossile Stromerzeugung 2040 immer noch einen Anteil von 44 % an der weltweiten Stromproduktion haben (2014: 67 %).

Steigende Emissionen bis 2029 machen eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 2 Grad Celsius unwahrscheinlich
Die Folge ist, dass mit einer Steigerung der Stromproduktion um 56 % zwischen 2014 und 2040 aufgrund der wachsenden Wirtschaft und Bevölkerung auch die Emissionen des Stromsektors steigen werden. Der Spitzenwert wird laut BNEF im Jahr 2029 mit 15,3 Gigatonnen erreicht (aktuell: 13,1 Gt). Während in entwickelten Ländern Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke und Erneuerbare-Energien-Anlagen ersetzt werden, verbrennen Schwellenländer immer mehr Kohle, um Strom zu erzeugen.
Danach werden die weltweiten Emissionen wieder sinken, jedoch bis 2040 nur auf 14,8 Gt, was immer noch 13 % mehr ist als im Jahr 2014. Seb Henbest, der Hauptautor der Studie, sagt: „Der CO2-Gehalt der Atmosphäre ist auf dem besten Weg, bis 2035 auf mehr als 450 ppm (parts per million) zu steigen, selbst wenn die Emissionen konstant bleiben. Daher halten wir es für sehr unwahrscheinlich, dass die globale Erwärmung auf 2 Grad Celsius begrenzt werden kann.“

Weitere Maßnahmen zur Senkung der Emissionen erforderlich
„Die Botschaft für die internationalen Verhandlungsführer, die sich auf die UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember vorbereiten, lautet: Die aktuelle Politik reicht nicht aus, selbst mit den großen Fortschritten der Erneuerbaren. Wir brauchen weitere Maßnahmen zur Senkung der Emissionen.“
Eine Zusammenfassung des Berichts NEO 2015 kann hier heruntergeladen werden: Hashtag #NEO2015

23.06.2015 | Quelle: BNEF | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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