Arbeitsplatzverluste in der Solar-Region Freiburg: Verbände richten dringlichen Appell nach Berlin

In den letzten Jahren musste die Solar-Branche auch in der Region Freiburg massive Arbeitsplatzverluste verbuchen. Der fesa e.V. und der Wirtschaftsverband 100 Prozent Erneuerbare Energien (WEE 100 %) luden daher am 24.06.2015 die Freiburger Bundestagsabgeordneten Kerstin Andreae (Grüne), Gernot Erler (SPD) und Matern von Marschall (CDU) zum Runden Tisch. (Gernot Erler musste aus privaten Gründen leider kurzfristig absagen und wurde durch Julien Bender vertreten.)

Gemeinsam mit Brancheninsidern aus der Region schilderten die beiden Freiburger Erneuerbare-Energien-Verbände den PolitikerInnen die dramatische Fehlentwicklung, vor der sie bereits Anfang 2014 gewarnt hatten. Sie gaben ihrer Erwartung nachdrücklich Ausdruck, dass die Bundespolitik hier korrigierend handeln müsse.

Drei Photovoltaik-Insolvenzen in drei Jahren
Ende 2013 musste die von Georg Salvamoser gegründete Photovoltaikanlagen-Entwicklerin SAG Solarstrom AG Insolvenz anmelden. Anfang 2014 ging der Schwarzwälder Maschinenbauer Rena in die Insolvenz, der sich auf den Bau von Fertigungsanlagen für die Solarindustrie spezialisiert hatte.
Letzte Woche nun musste die Solar-Fabrik aufgeben, ein Freiburger Pionier in der Photovoltaik-Modulproduktion.
„Drei Flaggschiffe der PV-Industrie in nur drei Jahren! Weniger schlagzeilenträchtig doch nicht minder dramatisch sind die Arbeitsplatzverluste bei all den Handwerksbetrieben und Installateuren in der Region, die sich in den Boom-Jahren auf Photovoltaik spezialisiert hatten“, betonen die Verbände.
„Mitverantwortlich für die Lage sind die Gesetzesänderungen und die Signale der Bundesregierung, die in den letzten Jahren mit ständigen Änderungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) alles andere als verlässliche Rahmenbedingungen vorgegeben hat“, konstatiert Diana Sträuber, Geschäftsführerin des fesa e.V.
Eine Bachelorarbeit am Zentrum für Erneuerbare Energien (ZEE) der Uni Freiburg habe den Zusammenhang mit Zahlen untermauert. Die künftige Entwicklung mit Ausschreibungen, Direktvermarktung und der Novellierung 2016 lasse weitere Befürchtungen aufkommen.
„Deutschland war jahrelang weltweit auf Platz 1 bei den Zubauraten für Photovoltaik“, so Per Klabundt, Geschäftsführer des WEE 100 %.
„Dem extremen Einbruch 2013 folgte 2014 ein weiterer extremer Rückgang. Damit lag der Zubau sogar noch unter dem ohnehin schon viel zu niedrig angesetzten Zielkorridor.“
Der fesa e.V. und WEE100 % forderten die Bundestagsabgeordneten auf, Stellung zu beziehen, wie sie sich die zukünftige Entwicklung in der Photovoltaik, aber auch in Sachen Erneuerbare Energien allgemein, vorstellen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bürgerbeteiligung, denn der Probelauf zu Photovoltaik-Ausschreibungen habe gezeigt, dass Energiegenossenschaften und andere bürgerschaftliche Akteure hier keine Chancen hätten.
Die Diskussion mit den anwesenden BranchenvertreterInnen zeigte, dass einer der wichtigsten im EEG zu ändernden Punkte die Belastung des Eigenstromverbrauchs durch die EEG-Umlage ist.
Die Fachleute aus der Praxis waren sich einig, dass die Bagatellgrenze von aktuell zehn Kilowatt Leistung unbedingt angehoben werden müsse. Im gewerblichen Bereich seien massenhaft Projekte weggebrochen und auch EigenheimbesitzerInnen, deren Dach eigentlich Platz für eine größere Anlage böte, bauten maximal zehn kWp, um die Grenze nicht zu überschreiten.
Modelle, die auf selbstverbrauchten Solarstrom von Mietshausdächern setzen, kämpften ebenso damit, trotz der Umlage eine Wirtschaftlichkeit herzustellen. Dabei seien es gerade diese Projekte, bei denen eben auch Menschen von der Energiewende profitieren, die sich kein Eigenheim leisten können – solidarisch und bürgernah. Doch diesen Sektor der Energiewende habe die Politik brutal abgewürgt.

Bundestagsabgeordnete für Anhebung der Bagatellgrenze für Solarstrom-Eigenverbrauch
In Punkto Eigenstrombelastung waren sich die anwesenden Abgeordneten erstaunlich einig. Alle sagten zu, das Thema in ihre Fraktionen zu tragen und sich dafür einzusetzen, dass die Bagatellgrenze zumindest auf den Bedarf eines mittelständischen Gewerbebetriebs angehoben werde. Während sich Kerstin Andreae von den Grünen auch für eine Anhebung des Zubaukorridors stark machte, plädierten Matern von Marschall (CDU) und Julien Bender (SPD) für eine Beibehaltung.
„Bei einer engagierten Umsetzung der Energiewende entstehen um ein Vielfaches mehr Arbeitsplätze – und diese sind dann zukunftsfähig“, betont Per Klabundt vom WEE 100 %.
„Wir brauchen auch in den nächsten Jahren ein verlässliches EEG, um Rechts-, Investitions- und Planungssicherheit zu haben.“ Diana Sträuber vom fesa e.V. schloss die Runde mit der Feststellung: „Wenn in bestimmten Punkten nicht endlich gegengelenkt wird, droht ein weiterer Arbeitsplatzverlust in der Region.“

25.06.2015 | Quelle: fesa e.V. und WEE 100 % | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen