Moody’s-Studie: Niedrige Strompreise in Deutschland lasten weiter auf Erträgen der Erzeuger
Derzeit liegt der Preis bei rund 31–32 Euro/MWh und ergibt sich sowohl aus neuen Kapazitäten, wobei effizientere Kohlekraftwerke ältere Kohlekraftwerke in der Preisbildung ersetzen, als auch aus der Einschätzung von Moody’s, wonach sich die Kohlepreise im genannten Zeitraum nur moderat erholen werden; und auch der Erwartung weitgehend stabiler CO2-Preise.
Der Bericht mit dem Titel „Europe’s Electricity Markets: In Germany, Low Power Prices Keep Pressure on Generation Earnings“ ist ab sofort im Internet verfügbar.
Deutschland leidet unter chronischer Stromerzeugungs-Überkapazität
„Wir gehen davon aus, dass die Stromerzeugungskapazitäten weiter ansteigen, vor allem durch Kapazitäten aus erneuerbaren Energien“, erläutert Helen Francis, Vice President – Senior Credit Officer bei Moody’s.
„Deutschland leidet nach wie vor unter chronischer Überkapazität. Hinzu kommen die nur geringen Margen bei der konventionellen Energieerzeugung. Wir glauben, dass die Bundesregierung den ‚Strommarkt 2.0‘ favorisieren und sich Forderungen nach Kapazitätsmärkten widersetzen wird, was den Druck auf die Erträge und Bonitätskennzahlen der Unternehmen aufrechterhalten wird“, fügt Francis hinzu.
Deutschlands größte Stromerzeuger weiter unter Druck
Laut Moody’s sind diejenigen Unternehmen am stärksten betroffen, die sich am intensivsten in der Stromerzeugung engagieren. Niedrige Großhandelspreise und enge Margen sind für alle Unternehmen negativ. EWE AG (Baa1, stabil) und EVN AG (A3, negativ) sind am wenigsten exponiert. Verbund AG (Baa1, negativ) hingegen ist aufgrund seiner großen Abhängigkeit von Erträgen aus Wasserkraftwerken am stärksten exponiert. Dazwischen rangieren Deutschlands größte Stromerzeuger, die weiter unter Druck stehen: E.ON SE ((P)Baa1, stabil), EnBW Energie Baden-Württemberg AG (A3, negativ), RWE AG (Baa1, negativ) und Vattenfall AB (A3, stabil).
Erneuerbare Energien oder Energiedienstleistungen als Ausweg
Die Konzerne versuchen, sich in stärkerem Maße zu diversifizieren und sich in risikoärmeren Aktivitäten, wie erneuerbaren Energien oder Energiedienstleistungen, zu engagieren. Zusätzlich treffen sie Maßnahmen, um ihre Bilanzen zu kräftigen.
Moody’s merkt allerdings auch an, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Erreichung weiterer Emissionssenkungen mit Unsicherheiten für die Betreiber von konventionellen Kraftwerken einhergehen.
Am 1. Juli dürfte die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket vorlegen, das dazu beitragen soll, das Ziel einer Senkung der CO2-Emissionen um weitere 22 Millionen Tonnen bis 2020 im Stromsektor zu erreichen.
Berichten zufolge wird diese Senkung der CO2-Emissionen entweder durch (1) die Einführung einer CO2-Abgabe für ältere Kohlekraftwerke oder (2) durch den schrittweisen Abbau von c.a. 2.700 MW an Braunkohlekapazität und die Ersetzung einiger ältere kohlebefeuerte durch neuere gasbefeuerte Blockheizkraftwerke realisiert.
Letztere Option dürfte moderatere Auswirkungen haben. RWE, Deutschlands größter Stein- und Braunkohlekraftwerksbetreiber, könnte am stärksten betroffen sein, gefolgt von Vattenfall, dem zweitgrößten Betreiber von Kohlekraftwerken. Für diese Anlagen könnte es eine gewisse Ausgleichszahlung geben.
Eine potenzielle Erholung der Kohle- oder CO2-Preise könnte für Steigerungen der Großhandelspreise sorgen, wie auch ein deutlicher Nachfrageanstieg oder die Außerbetriebnahme konventioneller Kapazitäten in einer beträchtlichen Größenordnung.
Umgekehrt könnten die Preise sogar noch unter das Niveau der von Moody’s abgegebenen Schätzung fallen, sollten die Treibstoff- oder CO2-Preise unter zusätzlichen Druck geraten, mehr Kapazitäten aus erneuerbaren Energien hinzukommen als ursprünglich angenommen oder eine gesteigerte Energieeffizienz zu geringerer Nachfrage führen.
01.07.2015 | Quelle: Moody’s Investors Service Ltd. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH