KWK-Förderung contra Solarthermie?
Künftig soll die KWK-Förderung auf jährlich 1,5 Milliarden Euro angehoben werden. Stärker fördern will die Regierung bestehende KWK-Anlagen, die bei niedrigen Strompreisen vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen, sowie die Umrüstung von Kohle-KWK auf Gas-KWK und auch den Neubau. Novelle des KWKG kommt bald Wie Beate Braams, Pressesprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) gegenüber den Solarthemen erklärt, arbeite das Ministerium gerade an der Gesetzesvorlage: „Ziel ist es, die politischen Entscheidungen vom 1. Juli 2015 möglichst rasch umzusetzen.“ Was für die KWK eine wichtige Hilfe wäre, könnte aber für große Solarthermie-Projekte zum Problem werden. Denn gerade eröffnen sich für großflächige Thermieanlagen nach dem Vorbild Dänemarks Chancen, in Fernwärmenetze bei Wärmepreisen von 3 bis 5 Cent je Kilowattstunde konkurrenzfähig einspeisen zu können. Durch einen höheren KWK-Zuschlag, der zu einem möglichst durchlaufenden Betrieb der KWK-Anlagen anreizen könnte, würde den Solarthermie-Anlagen die Geschäftsgrundlage entzogen. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) fordert nun eine „Sommerpause für fossile Energien“. Wie Matthias Sandrock vom Hamburg Institut Research gGmbH darlegt, sollten KWK-Anlagen in den Sommermonaten ohne Zulagen nur bei entsprechendem Strombedarf berieben werden (siehe auch Interview auf Seite 10). Dafür solle die Förderung während der Heizperiode etwas höher ausfallen. Wolfgang Schulz vom Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM hat ermittelt, dass nur eine „relativ geringe Anhebung der im KWK-Gesetz festgelegten Zuschlagsätze erforderlich“ wäre, damit es nicht zu Wirtschaftlichkeitseinbußen für KWK-Betreiber käme. Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) kann sich mit solchen Forderungen nicht anfreunden. „Die KWK-Förderung nur noch auf die Heizperiode zu beschränken geht völlig an den Kriterien des zukünftigen Strommarktes und der Energiewende vorbei, die nicht nur eine Stromwende, sondern auch eine Wärmewende sein muss“, sagt Heinz Ullrich Brosziewski, der Vize-Präsident des B.KWK. Die Solarthermie könne in verdichteten Ballungsräumen nicht ausreichend Wärme liefern. Energiewirtschaft skeptisch Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hält es für schwierig, den Wärmebedarf in Fernwärmenetzen über Solarthermie zu decken. Würde KWK nicht gefördert, würden daher reine Heizkessel genutzt werden müssen. „Insofern wäre eine Aussetzung der KWK-Zuschläge im Sommer mit Blick auf den Klimaschutz, die Effizienz und Wirtschaftlichkeit des aufeinander abgestimmten Gesamtsystems aus KWK-Anlagen und Wärmenetz kontraproduktiv“, so der BDEW gegenüber den Solarthemen. Auch der Verband kommunaler Unternehmen ist skeptisch: „Eine Ausrichtung der KWKG-Zuschläge auf eine derzeit noch nicht vorhandene Solarthermie-Einspeisung ohne konkrete Potenzialabschätzung und konkret wirtschaftlich realisierbare Projekte erscheint derzeit im Kontext der KWKG-Novellierung zu früh.“ Text: Andreas Witt