EUROSOLAR: „Bundesregierung erfindet Strommarkt ohne Energiewende“
„Dieses Weißbuch schafft keinen Strommarkt für die Energiewende, sondern erfindet einen Strommarkt ohne Energiewende“, sagt Dr. Axel Berg, Vorsitzender der deutschen Sektion von EUROSOLAR.
Photovoltaik-Ausbau weit unter Zielen der Bundesregierung
Die Debatte über das Weißbuch finde unter falschen Vorzeichen statt. So sei im vergangenen Jahr der Ausbau von Photovoltaik und Biogas sogar weit unter die Ziele der Bundesregierung eingebrochen, während der Zubau der Windkraft mit der Abschaffung des EEG durch Ausschreibungen ab 2016 halbiert werden soll. Die große Aufgabe der Energiewende, bei der noch knapp 90 % der fossil-atomaren Energie im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor ersetzt werden müsse, könne so nicht erfüllt werden, so Berg.
„Anstatt den Strommarkt an die seit Einführung des EEG im Jahr 2000 beschleunigt laufende dezentrale Energiewende anzupassen, dreht die Bundesregierung mit der EEG-Deform 2014, dem Weißbuch 2015 und den Ausschreibungen 2016 das Rad zurück und schiebt die erneuerbaren Energien in die Nische“, ergänzt EUROSOLAR-Vizepräsident Dr. Fabio Longo, einer der Autoren des Memorandums.
Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung soll zurückgefahren werden
Laut Weißbuch sollen Kohlegroßkraftwerke zu Partnern der erneuerbaren Energien werden und der Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung zurückgefahren werden. Mit einer teuren Kapazitätsreserve und dem teuren Aufbau einer Gleichstrom-Super-Netzstruktur (HGÜ-Trassen) erfolge der weitere Zuschnitt des Strommarkts auf den langfristigen Betrieb von Kohlegroßkraftwerken, so EUROSOLAR.
„Energiewende bedeutet aber auch geordneter Kohleausstieg, weshalb die Instrumente des Weißbuchs schon im Grundansatz verfehlt sind und unserem Konzept einer neuen Energiemarktordnung widersprechen“, so Longo.
Neuordnung des gesamten Energiemarkts entscheidend für die Energiewende
EUROSOLAR-Vizepräsident Stephan Grüger, Mitautor des Memorandums, sagt, dass das Weißbuch lediglich eine Neugestaltung des Strommarkts vorbereite: „Für die Energiewende entscheidend ist aber die Neuordnung des gesamten Energiemarkts, weil nur durch die Koppelung des Strom- mit dem Wärme- und Kraftstoffmarkt die Energiewende kostengünstig funktioniert.“ Das Weißbuch verschiebe diese entscheidende Maßnahme in eine ungewisse Zukunft. Wenn Stromüberschüsse aus wind- und sonnenreichen Stunden zur Wärme- und Gaserzeugung eingesetzt würden, könne Erdöl in Heizungen (Power-to-Heat) sowie Erdgas und Kohle bei Flauten (Power-to-Gas) ersetzt werden.
„Das Weißbuch ist damit nicht mehr als ein Bruchstück einer im Grundansatz verfehlten Energiepolitik, die das Ziel der Energiewende vorgibt und in Wirklichkeit entgegengesetzt handelt“, erklären Berg, Longo und Grüger abschließend.
Zum Memorandum: http://www.eurosolar.de/de/images/stories/Publikationen/Memorandum_Wei%C3%9Fbuch_NEMO_2015.pdf
25.08.2015 | Quelle: EUROSOLAR | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH