Neue Studie zeigt Wege zu einer weitgehenden Dekarbonisierung des Energiesystems in Deutschland bis 2050

Auf der UN-Klimakonferenz Ende des Jahres in Paris soll eine neue internationale Klimaschutz-Vereinbarung getroffen werden, um die Erwärmung der Erdatmosphäre auf maximal 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken.

Nach den Erkenntnissen der Klimaforschung kann dieses Ziel nur erreicht werden, wenn die globalen Treibhausgas-Emissionen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts gegen Null gehen. Für Deutschland bedeutet dies eine verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen, insbesondere eine erhöhte Stromproduktion aus Solar- und Windenergie.

Hauptstrategien zur Senkung der Treibhausgasemissionen in Deutschland
Welche Wege zu dem Ziel der „deep decarbonization“ führen können, untersuchen Wissenschaftler aus 16 Ländern im Rahmen des „Deep Decarbonization Pathways Project“ (DDPP). Nun liegt die Länderstudie für Deutschland vor. Darin zeigt das Wuppertal Institut drei Hauptstrategien, um die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2050 stark zu reduzieren:

  • Eine umfassende Erhöhung der Energieeffizienz in allen Endenergiesektoren (Haushalte, Gewerbe, Industrie und Verkehr)
  • Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energiequellen (insbesondere die erhöhte Stromproduktion aus Solar- und Windenergie)
  • Eine weitgehende Elektrifizierung von Prozessen (z. B. Elektromobilität, strombasierte Wärmeversorgung) und mittel- bis langfristig die Nutzung synthetischer Gase und Treibstoffe auf Basis erneuerbarer Energien (Power to Gas/Fuels)

Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland geht gut voran
Deutschland habe in den letzten beiden Jahrzehnten gezeigt, wie der Ausbau erneuerbarer Energien gelingen kann, betont das Wuppertal Institut. Um die Strategien erfolgreich umzusetzen, müsse diese Dynamik fortgesetzt werden. Dagegen hänge die Verbesserung der Energieeffizienz weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.
In den nächsten Jahren gelte es daher, intensiv an den für die Umsetzung notwendigen Rahmenbedingungen zu arbeiten. Eine stärkere Elektrifizierung von Prozessen und die Einführung von Power to Gas/Fuels erfordert strukturelle Veränderungen, für die auf verschiedenen Ebenen die Voraussetzungen in den nächsten Jahren geschaffen werden müssten, so das Institut.

Dekarbonisierung erfordert Verhaltensänderungen
Eine weitergehende Dekarbonisierung (90 Prozent und mehr bis 2050) ist laut der Studie möglich, wenn die Energienachfrage auch durch Verhaltensänderungen gesenkt wird, z. B. im Verkehrssektor durch Verlagerung auf klimafreundliche Transportmittel, oder durch Änderungen von Ernährungs- und Heizgewohnheiten. Weitere Strategien könnten der Nettoimport von Strom aus erneuerbaren Energiequellen sein sowie im Industriesektor die Nutzung der CO2-Abscheidung und -speicherung zur Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes. Ein wichtiges zusätzliches Instrument wäre die Minderung weiterer Nicht-CO2-Treibhausgasemissionen, vor allem in der Landwirtschaft und der Industrie.
„Ohne geeignete politische, institutionelle, kulturelle und soziale Rahmenbedingungen ist eine Dekarbonisierung nicht möglich“, sagt Prof. Dr. Manfred Fischedick, Projektleiter und Vizepräsident des Wuppertal Instituts. Vor allem müssten stabile Investitionsbedingungen geschaffen und die Gesellschaft in den tiefgreifenden Veränderungsprozess eingebunden werden.
„Den langen Atem dafür bekommt man nur, wenn wir aufhören, uns ausschließlich mit den potenziellen kurzfristigen Nachteilen der Umstellung des Energiesystems zu beschäftigen“, so Fischedick. Stattdessen müsse viel stärker herausgestellt werden, dass die Umsetzung nicht nur den Klimaschutz in Deutschland voranbringe, sondern darüber hinaus einen erheblichen Mehrwert habe.
Die Studie wurde mit Unterstützung der Stiftung Mercator erstellt.

04.09.2015 | Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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