Studie: Deutsche Klimaschutzziele für 2030 und 2040 machen weitgehenden Kohleausstieg erforderlich

Um die deutschen Klimaschutzziele für 2030 und 2040 zu erreichen, muss die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken bis 2030 um 60 Prozent und bis 2040 fast vollständig reduziert werden: Von heute 260 Terawattstunden (TWh) auf etwa 100 TWh im Jahr 2030 und auf weniger als 40 TWh im Jahr 2040, so das zentrale Ergebnis einer Studie im Auftrag von Agora Energiewende.

Da der europäische Emissionshandel selbst bei CO2-Preisen von rund 40 Euro pro Tonne CO2 bis 2040 nicht ausreiche, seien zusätzliche Klimaschutzinstrumente auf nationaler Ebene unumgänglich.
Ein planvolles, kostenminimierendes Vorgehen beim Ausstieg aus der Kohleverstromung erhöht laut Studie die Großhandelsstrompreise um etwa 0,3 Cent pro Kilowattstunde. Das sei für die Wirtschaft insgesamt gut zu verkraften.

Langfristige Strategie für einen Kohleausstieg unumgänglich
„Die Klimakonferenz in Paris, bei der es um die 2030er-Ziele der Vertragsstaaten geht, lenkt auch den Blick auf das deutsche Klimaschutzziel 2030 von minus 55 Prozent Klimagasemissionen. Um es zu erreichen, kommt dem Stromsektor eine Schlüsselrolle zu, denn er ist der größte einzelne Emittent von Treibhausgasen. Das gilt vergleichbar auch für die Klimaschutzziele für 2040 und 2050“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.
„Daher ist eine im Konsens entwickelte langfristige Strategie für einen Kohleausstieg und den damit verbundenen Strukturwandel unumgänglich. Die Kohle-Klimaschutzreserve der Bundesregierung für 2020 ist insofern nur der Auftakt für die eigentliche Herausforderung, die vor uns steht.“
Die mittelfristigen deutschen Klimaschutzziele lauten: Minderung der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent bis 2040 um 70 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent – jeweils unter das Niveau von 1990. Bundestag und Bundesregierung haben in ihren Energiewende-Beschlüssen im Vorfeld der Klimakonferenz in Paris am 12. beziehungsweise 18. November diese Ziele Deutschlands nochmals bekräftigt.
Die Studie untersucht auch die Effekte im europäischen Strommarkt. Demnach verbessert die Minderung der deutschen Kohleverstromung nicht nur die deutsche, sondern auch die europäische Klimaschutzbilanz.
Denn dadurch werden jenseits der deutschen Grenzen wieder derzeit oftmals ungenutzte Gaskraftwerke zum Zuge kommen; sie werden dann nicht mehr wie derzeit von klimaschädlicheren Kohlekraftwerken in Deutschland verdrängt.
Die Studie empfiehlt zudem eine engere Verzahnung der nationalen Klimaschutzinstrumente mit dem europäischen Emissionshandel. So sollten im Zuge eines nationalen Kohleausstiegs freiwerdende Emissionszertifikate aus dem Markt genommen werden, damit sie nicht anderswo in Europa zu einem zusätzlichen Ausstoß von Treibhausgasen führen.
„Zu einer aktiven Klimaschutzpolitik im Stromsektor gehört, den heutigen Betreibern der Kohlekraftwerke Planbarkeit zurückzugeben“, sagt Patrick Graichen. „Wo nötig, muss auch über Programme nachgedacht werden, die den schrittweisen Kohleausstieg sozial abfedern.“
Die Gutachter von Enervis Energy Advisors haben in der Studie drei Entwicklungspfade der deutschen Kohleverstromung modelliert und deren Treibhausgas-Emissionen in den Jahren bis 2040 berechnet. Hierbei zeigte sich, dass nur in dem ambitioniertesten Szenario die Klimaschutzziele für 2040 erreicht werden können.
Die Studie „Der Klimaschutzbeitrag des Stromsektors bis 2040 – Entwicklungspfade für die deutschen Kohlekraftwerke und deren wirtschaftliche Auswirkungen“ steht zum Download zur Verfügung unter: www.agora-energiewende.de

30.11.2015 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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