Photovoltaik-Anlagen: Thermodynamische Simulation schafft Rechtssicherheit

Wenn bei Inbetriebnahme neuer Solar-Parks Kabel durchschmoren, geht der Schaden oft in die Millionen, und die Beteiligten streiten sich um die Verantwortlichkeit. Gerichte sind dann froh, wenn unanfechtbare Fakten auf den Tisch kommen.

Einen solchen Fall hatte jüngst ein Sachverständiger für Photovoltaik-Anlagen in einem Rechtsstreit zwischen Anlagenbetreiber und Projektierer zu klären.
Sein Gutachten sollte dem Gericht helfen zu entscheiden, wer für einen entstandenen Schaden aufkommen musste. Denn in der Lastspitze war das Kabel, das den Strom ins Netz einspeist, durchgeschmort, weil es vermeintlich zu klein dimensioniert war.

Thermodynamische Simulationen werden auf die jeweiligen Branchen-Parameter angewendet
Um in diesem komplexen Fall eine qualifizierte Expertise abgeben zu können, auf deren Basis das Gericht die versicherungsrelevanten Zusammenhänge zwischen Errichter und Betreiber ermitteln konnte, zog der Sachverständige Wenger Engineering (Ulm) hinzu. Das Büro ist auf thermodynamische Simulationen spezialisiert, die spezifisch auf die jeweiligen Branchen-Parameter angewendet werden.
Im konkreten Fall galt eine Industrienorm, die je Megawatt Leistung einer PV-Anlage eine definierte Dimensionierung des Kabels erfordert. David Wenger, promovierter Verfahrensingenieur, erklärt, warum diese Vorschrift im konkreten Fall nicht reicht: „Die so genannte Stromtragfähigkeit, die den Durchmesser des Kabels vorgibt, ist bezüglich ihrer Erhitzung abhängig vom Umfeld.“

Software berechnet, wie Betreiber am besten die sicherheitsrelevante Vorgabe erzielen
Eine Industrienorm sehe Abweichungen jedoch nicht vor. Diese sind bei einer Solarstrom-Anlage, abhängig von der maximalen Sonneneinstrahlung und deren Dauer, aber die Regel. Hinzu kommt, dass für die Dimensionierung relevant ist, ob ein Kabel am oder unter dem Boden, in der Luft oder im Mauerwerk verläuft. Denn sämtliche Faktoren wirken sich unmittelbar erwärmend oder kühlend auf die Berechnung aus. „Jeder Betreiber versucht, die kostengünstigste Variante zu erzielen“, so Wenger.
Denn der Preis für ein Kabel steigt mit dessen Umfang. Oder die Kosten für einen Graben, in dem ein Kabel verlegt wird, steigen mit dessen Tiefe und Breite, weshalb bis zur Sonneneinstrahlung und Sonnenscheindauer viele Parameter zu beachten sind. Wenger Engineering hat dafür eine Software entwickelt, die berechnet, wie ein Betreiber mit günstigstem Aufwand am besten die sicherheitsrelevante Vorgabe erzielt.
Im konkreten Fall gaben Wengers Berechnungen den Ausschlag für das Gutachten, das besagte, dass der Auftraggeber ein zu kleines Kabel in einem zu engen Graben verlegt hatte. Damit hatte die Versicherung, die den Schaden nicht ersetzen wollte, die Rechtsgrundlage für ihre Weigerung.

16.12.2015 | Quelle: Wenger Engineering GmbH; Foto: Fromm | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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