BNEF meldet neuen Rekord bei Erneuerbare-Energien-Investitionen im Jahr 2015
Aktuelle Zahlen von Bloomberg New Energy Finance (London/New York) zeigen, dass 2015 fast sechsmal so viel in Erneuerbare investiert wurde als 2004, obwohl vier Gründe das auch hätten verhindern können.
Der erste Grund sind weitere Kostensenkungen in der Photovoltaik – das bedeutet, dass zum selben Preis mehr PV-Leistung installiert werden kann. Zweitens ist die US-Währung sehr stark und senkt den Dollar-Wert von Investitionen in anderen Währungen. Drittens schwächelt die europäische Wirtschaft, die früher das Zentrum der EE-Investitionen war, und viertens, der wahrscheinlich wichtigste Punkt, sinken die Preise für fossile Rohstoffe.
Solar- und Windstrom werden immer wettbewerbsfähiger
„Diese Zahlen sind eine überwältigende Antwort auf alle, die damit rechneten, dass Erneuerbare-Investitionen wegen sinkender Öl- und Gaspreise stagnieren würden“, sagt Michael Liebreich, Aufsichtsratsvorsitzender von Bloomberg New Energy Finance.
„Sie zeigen, dass Solar- und Windstrom immer wettbewerbsfähiger werden. Ein Grund dafür ist, dass viele Länder neue Kapazitäten in umgekehrten Ausschreibungen vergeben, was Produzenten unter einen ständigen Preisdruck setzt.“
„In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern wird inzwischen ganz selbstverständlich auch Wind- und Solarstrom erzeugt. Er kann zu einem geringeren Preis produziert werden als der oft teure Netzstrom und macht das Land unabhängiger von künftigen Preisen fossiler Brennstoffe. Und schließlich können EE-Anlagen sehr schnell installiert werden, wo Strombedarf herrscht.“
Windfarmen, Solar-Parks, Biomasse- und Müllheizkraftwerke und kleine Wasserkraftwerke
Der Großteil der Erneuerbaren-Investitionen 2015 (199 Milliarden USD, 6 % mehr als im Vorjahr) floss in die Finanzierung von Großprojekten wie Windfarmen, Solar-Parks, Biomasse- und Müllheizkraftwerke und kleine Wasserkraftwerke.
Die größte Photovoltaik-Investition (744 Mio. USD) betraf das „Silver State South“-Projekt mit 294 MW, bei den solarthermischen Kraftwerken war es das NOORo-Portfolio mit 350 MW in Marokko (1,8 Milliarden USD).
Nach der Asset-Finanzierung entfiel der nächstgrößere Teil auf Photovoltaik-Dachanlagen und andere kleine Solar-Projekte. Hier wurden im Berichtsjahr 67,4 Milliarden USD investiert und damit 12 % mehr als 2014. Japan war mit Abstand der größte Markt, gefolgt von den USA und China.
Rund 30 % mehr Solar- und Windleistung installiert
Insgesamt wurden 2015 rund 30 % mehr Solar- und Windleistung installiert als 2014.
Über die öffentlichen Märkte erhielten EE-Unternehmen 14,4 Milliarden USD. Das ist 27 % weniger als 2014, liegt aber im Zehnjahres-Durchschnitt. Zu den wichtigsten Deals zählen die Aktienemission im Gesamtwert von 750 Millionen USD durch Tesla Motors und der Börsengang des Yieldco-Unternehmens TerraForm Global mit 688 Millionen USD.
Die Asset-Finanzierungen für Technologien wie „Smart Grid“ oder Batterie-Großspeicher stiegen 2015 um 11 % auf 20 Milliarden USD.
Und in der letzten Kategorie der Erneuerbare-Energien-Investitionen (öffentliche und private Investitionen in Forschung und Entwicklung) stiegen die Gesamtinvestitionen lediglich um ein Prozent auf 28,3 Mia. USD.
Entwicklungen in den einzelnen Ländern
China war 2015 erneut der größte EE-Investor und steigerte seine Investitionen um 17 % auf 110,5 Milliarden USD. Die Regierung will mit dem Solar- und Windausbau den Strombedarf im Land decken und unabhängiger von Kohlekraftwerken werden.
An zweiter Stelle folgten die Vereinigten Staaten mit 56 Milliarden USD (plus 8 %). Das war das stärkste Jahr für die USA seit den grünen Stimulus-Programmen im Jahr 2011.
In Europa ging die Investitionstätigkeit um 18 % auf 58,5 Mia. USD zurück, das niedrigste Niveau seit 2006. Großbritannien war mit Abstand der stärkste Markt: Hier stiegen die Investitionen um 24 % auf 23,4 Mia. USD.
Deutschland investierte 10,6 Mia. USD und damit 42 % weniger als im Vorjahr. Grund ist die gekürzte Förderung für Solar- und Windenergie und die Unsicherheit wegen des neuen Auktionssystems ab 2017. In Frankreich gingen die Investitionen noch stärker zurück: um 53 % auf 2,9 Mia. USD.
Auch Brasilien investierte 10 % weniger (7,5 Mia. USD),während Indien um 23 % auf 10,9 Mia. USD zulegte und damit den höchsten Wert seit 2011 erreichte. Dies ist angesichts der ehrgeizigen Pläne der Modi-Regierung auch dringend notwendig.
Japan, wo der Photovoltaik-Boom anhält, verzeichnete einen Anstieg der EE-Investitionen um 3 % auf 43,6 Mia. USD. In Kanada gab es hingegen einen Rückgang um 43 % auf 4,1 Mia. USD, in Australien einen Anstieg um 16 % auf 2,9 Mia. USD.
Auch einen Reihe neuer Märkte investierten im vergangenen Jahr kräftig in den Ausbau erneuerbarer Energien: Mexiko 4,2 Mia. USD (plus 114 %), Chile (3,5 Mia. USD, + 157 %), Südafrika (USD 4,5 Mia. USD, + 329 %) und Marokko (2 Mia. USD, von fast null im Jahr 2014).
Afrika und der mittlere Osten sind zwei Regionen mit einem hohen Potenzial für Erneuerbare: Ihre Bevölkerung wächst, es gibt viel Sonne und Wind, und in vielen afrikanischen Ländern haben nur wenige Menschen Zugang zu elektrischem Strom.
2015 steigerten diese Regionen ihre EE-Investitionen um 54 % auf 13,4 Mia. USD.
14.01.2016 | Quelle: BLOOMBERG NEW ENERGY FINANCE; Bild: SCE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH