EE-Ausbaudynamik zwischen Ist und Soll

Im Stromsektor Deutschlands brachen die erneuerbaren Energien 2015 Rekorde. Im Wärme- und Verkehrssektor ging es aber nur langsam voran. Der CO2-Ausstoß Deutschlands stieg sogar leicht. Klimaschutz braucht eine Neuausrichtung.

Solarthemen 463. Sehr ambivalent fallen die ersten Bilanzen zu Energiewende und Klimaschutz aus, die in diesen Tagen für das vergangene Jahr publiziert werden. Im Strombereich wurden die Erneuerbaren nach den Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) erstmals zur stärksten Kraft. Sie ließen dank eines starken Ausbaus der Windkraft sowie günstigen Wetters mit kräftigen Winden und vielen Sonnenstunden erstmals auch die Braunkohle deutlich hinter sich. Und zwar sowohl mit ihrem Anteil an der deutschen Stromerzeugung ( 30 Prozent) als auch gemessen am Stromverbrauch (32,5 Prozent). Die Unterscheidung ist wichtig, spiegelt sich darin doch ein deutlicher Anstieg der Stromexporte. In der Lesart der Agora Energiewende drängt der von erneuerbaren Energien im Inland überflüssig gemachte Kohlestrom jetzt ins Ausland. „Die Klimabilanz des deutschen Stromsystems hat sich deshalb im vergangenen Jahr kaum verbessert, die Gesamt-Treibhausgasemissionen Deutschlands sind sogar leicht angestiegen“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Sektorkopplung bleibt aus Das liegt auch daran, dass im Vergleich zum Stromsektor die Erneuerbaren bei Wärme und Verkehr kaum voran gekommen sind. Auch Indizien für eine zunehmende Sektorkopplung, also eine stärkere Verwendung des immer grüneren Stroms zum Heizen und für die Mobilität, sucht man in den Statistiken vergebens. Zugleich plant die Bundesregierung mit der für 2016 angekündigten Novelle des EEG die Ausbaudynamik der Erneuerbaren nach Photovoltaik und Biogas nun auch beim Wind stark zu bremsen. Dagegen regt sich nun allerdings auch innerhalb der Bundesregierung inzwischen Widerspruch. In einem Interview mit der Tageszeitung taz sagte Staatssekretär Jochen Flasbarth vom Bundesumweltministerium: „Wir brauchen einen Aufwuchspfad bei den Erneuerbaren, der deutlich über dem liegt, was derzeit geplant ist.“ Text: Guido Bröer Grafik: AGEB/Solarthemen

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