Photovoltaik-Speicher: Markt und Erwartungen an die Politik

Solarthemen 463. Die Förderung wird angesichts geringerer Speicherpreise voraussichtlich abgesenkt, wenn das Programm in wenigen Wochen wieder startet. Ansonsten soll sich, so ist aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) zu hören, nicht viel gegenüber dem vorherigen Programm ändern. Wahrscheinlich wird die maximale Leistung, die ins Netz abgegeben werden kann, reduziert – bis Ende 2015 lag sie bei 60 Prozent der Modulleistung. An diesen Details wird im Ministerium ebenso wie an der Förderhöhe momentan noch gearbeitet. Weiterhin wird die Förderung nach den bisherigen Plänen nur für PV-Anlagen der Baujahre ab 2013 verfügbar sein.

Geklärt werden muss auch noch, wie die Förderung finanziert wird. Das BMWi, das dieses Programm eigentlich einstellen wollte, hatte im Haushalt keine Mittel dafür vorgesehen. Die Kehrtwende kam erst Ende November, nachdem sich im Parlament quer durch die Fraktionen spürbarer Widerstand gegen die Einstellung der Speicherförderung geregt hatte. 2015: 8800 geförderte Speicher Im Jahr 2015 habe es rund 8800 Förderzusagen gegeben, berichtet Wolfram Schweickhardt, Pressesprecher der KfW-Bank. Damit verbunden seien Kreditmittel in Höhe von insgesamt 131,5 Millionen Euro. Auch zum Ende des Jahres hätten alle Anträge, die die Fördervoraussetzungen erfüllten, bewilligt werden können. Im Startjahr des Programms 2013 waren 2730 Anlagen mit einem Volumen von 45 Millionen Euro finanziert worden, im Jahr 2014 dann etwa 5500 Anlagen mit einen Kreditvolumen von 89,5 Millionen Euro. Gegenüber dem Wirtschaftausschuss des Bundestages hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel am 5. November 2015 zunächst in einem Schreiben erklärt: „Da das Programm seine Aufgabe erfüllt hat und die Markteinführung von systemdienlichen PV-Batteriespeichern erfolgreich unterstützt hat, besteht keine Notwendigkeit mehr, die Förderung fortzusetzen.“ (siehe Solarthemen 459). Drei Wochen später, am 26. November, bestätigte Gabriel vor dem Bundestag die Fortführung des Programms, nachdem sich Parlamentarier und Regierung in letzter Minute nach der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses darauf verständigen konnten. Auch die Branche begrüßte dies. In einer Mitgliederumfrage des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), hatten sich 90 Prozent der Anbieter von Batteriespeichern für eine Fortführung des Programms ausgesprochen: „Das Programm hat für die Handwerksbetriebe eine wichtige Türöffnerfunktion“, so BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig (Solarthemen 461). Schon im Sommer wollte der BSW eine deutliche Verlängerung des Förderprogramms um drei bis fünf Jahre mit Zuschuss in gleicher prozentualer, wenn auch je kW abgesenkter Höhe wie zuvor erreichen. Allerdings verband der BSW dies auch mit erhöhten technischen Anforderungen, die an die Speicher gestellt werden sollten. So sollten sie, sobald dafür der gesetzliche Rahmen im Energiewirtschaftsgesetz geschaffen worden wäre, zusätzliche Funktionen bei der Frequenz- und Spannungsstabilisierung erfüllen; dies sollte möglichst von den Herstellern schon vorgesehen werden. Trotz Kritik im Detail sei die bei der KfW Bank angesiedelte Förderung ein großer Erfolg, sagt BSW-Geschäftsführer Jörg Mayer. Durch den Skaleneffekt hätten sich die Kosten der Speicher reduzieren lassen. Der Speichermarkt habe sich durch das Programm in etwa verdoppelt. Es wirke so auch als ein stabilisierender Faktor des PV-Marktes. Zudem werde das Programm nach der Anlaufphase sehr gut angenommen, so Mayer. Laut einer Umfrage des BSW habe der Anteil derjenigen, die einen Speicher mit Förderung gekauft hätten, in einzelnen Phasen bei bis zu 75 Prozent gelegen. Zuletzt seien es rund 60 Prozent gewesen. Technische Standards gesetzt Mayer betont: „Dieses Programm hat Standards gesetzt. Die hätten wir im freien Markt so nicht erreicht.“ Als Beispiele nennt er das Einspeisemanagement, eine verbesserte Installationspraxis sowie mehr Aufmerksamkeit für Sicherheitsaspekte. Diese Fortschritte in Technik und Praxis könnten sich auch beim Export als Vorteil erweisen. Um die positive Entwicklung und die Lernkurve fortzuführen, sei es wichtig, weitere Skaleneffekte zu erreichen, also die Installationszahlen zu steigern, sagt Mayer. Daher sei ein „kleiner Wunsch“ der Branche, das Förderprogramm für größere Anlagen attraktiver zu machen. Bislang wurde unabhängig von der Größe der PV-Anlage ein Referenzpreis von 1600 Euro je kW unterstellt. Dieser wurde von den gesamten Installationskosten als Anteil der nicht geförderten PV-Anlage abgezogen. Bei geringeren Preisen für die PV-Anlage lag dann die Förderung des Speichers nicht bei 30 Prozent, sondern war geringer. Daher wäre es aus Sicht des BSW angemessen, den Referenzpreis zu differenzieren. Höchste Priorität habe allerdings die Fortführung des Programms, meint Mayer. Das solle möglichst rasch passieren, weil sonst Kunden, Installateure und Hersteller verunsichert würden. „Unabhängig davon, wie genau die weitere Förderung gestaltet wird, ist es jetzt wichtig, dass so schnell wie möglich die genauen Förderbedingungen bekannt gegeben werden“, sagt Iris Meyer von der IBC Solar AG: „Denn sonst droht ein Marktstillstand, wie die Branche ihn schon bei der Einführung des Förderprogramms erlebt hat.“ Und dies könne dem Markt den Schwung nehmen. Eingestiegen in diesen Markt ist inzwischen auch LG Chem. Santiago Senn, Direktor für Energiespeichersysteme in der EMEA-Region, erklärt, mit dem zur Intersolar eingeführten Produkt habe das Unternehmen im Speichersektor gut zulegen können. Für 2016 rechnet er mit mindestens 15000 verkauften Einheiten. Der einzige stabile Markt mit klaren Parametern sei der deutsche. Er freue sich, wenn es mit der Förderung weitergehe, auch wenn sie für einige Käufer nicht unbedingt erforderlich sei. Als weitere, kommende Märkte sieht er Spanien, Italien und besonders Großbritannien. Kostal blicke neben Deutschland vor allem auf Österreich und die Schweiz, sagt Marketingleiter Markus Vetter: „In anderen Ländern bieten wir unsere Speicher nicht an.“ Die Normung sei dort nicht ausreichend weit fortgeschritten. Die Förderung aber sei ein Nebenaspekt. „Wir haben aus Erfahrungen gelernt und unser Marketing nicht auf die Förderung ausgelegt“, so Vetter. Wichtig seien allerdings verlässliche Grundlagen. Intelligenz fördern Matthias Bloch von der sonnen (vorher Sonnenbatterie) GmbH ist insbesondere wichtig, dass ein Förderprogramm intelligente, netzdienliche Speicher anregt. Mit seinem neuen Community-Modell, dass die Speicherbetreiber untereinander sowie mit Stromkäufern vernetzen soll, setze das Unternehmen jetzt auf neue Geschäftsmodelle. Schon zuvor habe sich der Absatz der Speicher allerdings gut entwickelt. Franz-Josef Feilmeier, Geschäftsführer der Fenecon GmbH, hält die Förderung für nützlich, weil sie eine Planungsbasis biete und zeige, „ dass Speicher als wichtiger Baustein in der künftigen Energieversorgung gesehen werden“. Wichtig sei, dass sie Entwicklung und Arbeitsweise von Speichern beeinflusse und auf eine spannungs- bzw. frequenzangepasste Fahrweise hinwirke. Aus seiner Sicht sollte die Förderung eine stärkere Netz- und Systemdienlichkeit verlangen. Die Einspeisereduzierung der maximalen Modulleistung hält Feilmeier für wenig zielführend. Stattdessen plädiert er für das Verständnis eines Speichers als „steuerbare Flexibilität“, was auf die verfügbare Ein- und Ausspeiseleistung des Batteriewechselrichters abziele. Nicht nur Peter Gutendorf von der E3/DC GmbH würde sich eine Förderung wünschen, die nicht an einen Kredit gekoppelt ist. Der werde von vielen Kunden nicht akzeptiert. Gerade von denen nicht, die erst mit der Speicherung und dem damit möglichen höheren Autarkiegrad überhaupt erst zu Käufern von Solarstromanlagen würden. Allerdings sei das Programm, auch wenn es von einigen Kunden nicht in Anspruch genommen werde, als Marketinginstrument hilfreich. Bedingungen verbessern „Es war das richtige Signal“, sagt Miriam Hegner, Referentin für Technologien und Standards des Bundesverbandes Energiespeicher (BVES). Das erste Förderprogramm sei positiv zu beurteilen. Und es habe wichtige Faktoren wie die Sicherheit und Netzdienlichkeit der Speicher vorangebracht. Doch noch besser als eine Förderung, betont Hegner, wären faire Marktbedingungen, die derzeit im Energierecht für Speicher nicht gegeben seien. Ihnen müsste neben den Stromerzeugern und -verbrauchern eine eigene Kategorie zugestanden werden. Daran werde der Verband aber wohl noch weiter geduldig arbeiten müssen. Noch ist offen, welchen Impuls eine Initiative des Bundesrates bringen wird. Er hatte sich im Dezember „mit Nachdruck“ für eine Überprüfung der geltenden Regeln für Energiespeicher und einen Abbau von Hemmnissen ausgesprochen. So sollten sie bei der Zwischenspeicherung von Strom nicht mehr als Letztverbraucher behandelt und somit von Netzentgelten und Umlagen entlastet werden. Andreas Witt Text: Andreas Witt Foto: E.ON

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