Jena: Solar-Testanlage speist in Fernwärme ein

Solarthemen 463. Eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Jena-Pößneck hat Anfang Januar eine 99 Quadratmeter große Solarthermieanlage in Betrieb genommen, die direkt ohne Wärmetauscher und ohne Pufferspeicher in das Fernwärmenetz einspeist.

„Das ist eine Testanlage“, betont Frank Schöttke, Bereichsleiter Wärmestrategie bei den Stadtwerken: „Wir wollen wissen, ob es denn wirklich funktioniert.“ Schließlich seien die Anforderungen an Solarthermieanlagen aufgrund der Temperaturverhältnisse in hiesigen Fernwärmenetzen deutlich höher als im Solar-Vorreiterland Dänemark, lässt Schöttke durchblicken. Das Jenaer Netz mit rund 1300 Anschlüssen, das im Wesentlichen durch ein großes Heizkraftwerk und eine Biogasanlage versorgt wird, wird im Winter mit bis zu 130 und im Sommer mit 90 Grad Vorlauftemperatur betrieben. Die CPC-Vakuumröhrenkollektoren des Herstellers Ritter XL solar müssen das Temperaturniveau des Vorlaufs erreichen, um Wärme einspeisen zu können. Da sie direkt vom Fernwärmewasser durchströmt werden, müssen sie auch dem Druck von 10 Bar standhalten, der im Netz herrscht. Einen ersten Härtetest habe das Kollektorfeld gleich in den ersten Tagen bestanden, berichtete Rolf Meißner, Geschäftsführer und technischer Kopf bei Ritter XL solar in der vergangenen Woche: „Die neue kleine Fernwärme-Einspeisung in Jena hat trotz des Wetters, jahreszeitlich bedingter starker Verschattung und hoher Netztemperaturen in den ersten 10 Tagen schon mehrmals ins Netz eingespeist. Vor allem aber brauchte sie bis jetzt überhaupt noch keinen Frostschutzbedarf aus dem Netz, weil die Kollektoren tagsüber genug Wärme für Frostschutz ansammeln, obwohl sie derzeit zugeschneit sind und nachts bis zu minus 14 Grad Celsius herrschten.“ Die Frostverhütung ist bei dem patentierten Anlagentyp von Ritter, der ohne das Frostschutzmittel Glycol betrieben wird, ein entscheidender Punkt. Die Kollektoren selbst sind dabei wegen der Vakuumisolation weniger gefährdet als die außerhalb des Gebäudes liegende Verrohrung. Frank Schöttke von den Stadtwerken sieht die Direkteinspeisung der Solarthermie in das Wärmenetz als Alternative zu Kollektoranlagen für einzelne Gebäude. Nicht ganz einfach sei allerdings im urbanen Raum die Bereitstellung geeigneter Flächen für große Kollektorfelder mit entsprechend langfristiger Nutzungsperspektive.

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