„Die These, Deutschland würde überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien ins Ausland verschenken, lässt sich anhand der Zahlen nicht bestätigen“, folgert Prof. Bruno Burger vom Fraunhofer ISE, der die Daten des Statistischen Bundesamts ausgewertet hat.
Auf www.energy-charts.de haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solar Energiesysteme ISE (Freiburg) die Daten zum deutschen Außenhandel von Strom grafisch aufbereitet.

Durchschnittlich exportierte Leistung entspricht der Leistung von vier Kernkraftwerken
Es zeigt sich, dass Deutschland durch den Export von Strom in den letzten 10 Jahren Einnahmen von über 13 Milliarden Euro erzielt hat. Die exportierte Strommenge lag 2015 bei rund 50 Terawattstunden (TWh), was ebenfalls einen neuen Rekord darstellt.
Während 8.074 von 8.760 Stunden bzw. 92 % der Zeit des Jahres waren die Exporte höher als die Importe. Die durchschnittlich exportierte Leistung lag bei 5,7 GW, was der Leistung von vier Kernkraftwerken entspricht.
Die höchsten Exporte flossen in die Niederlande, die den Strom teilweise auch nach Belgien und Großbritannien weiterleiten. Auf Platz zwei liegt die Schweiz, die den Strom fast vollständig nach Italien durchleitet. Die höchsten Importe kommen aus Frankreich. Hier dient Deutschland aber hauptsächlich als Transitland, das den Strom an andere Länder weiterleitet.

Hohe Stromexporte trotz Ausstieg aus der Kernenergie
Der Trend hoher Stromexporte hält auch vor dem Hintergrund des schrittweisen Ausstiegs aus der Kernenergie weiter an, weil die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien schnell gewachsen ist.

Erneuerbare Energien ermöglichen schnelleren Kohleausstieg
„Aufgrund der gestiegenen Produktion aus erneuerbaren Energien können wir es uns leisten, schneller aus der klimaschädlichen Braunkohle auszusteigen und schon dieses Jahr erste Kraftwerksblöcke stillzulegen“, stellt Burger fest.

Ausbau der Photovoltaik 2015 stark eingebrochen
Die großen Zuwächse bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien kommen hauptsächlich aus dem Bereich der Windenergie. An Land konnte die Produktion um ca. 20 TWh gesteigert werden. Auf See waren es ca. 7 TWh. Der Ausbau der Photovoltaik ist im Jahr 2015 stark eingebrochen und erreicht nur die Hälfte des von der Bundesregierung definierten Zubau-Korridors.

Prof. Bruno Burger: „Ausbau der Photovoltaik liegt inzwischen aber um 4 GW bzw. 10 % unter dem der Windenergie“
„Hier sollte dringend gehandelt werden, denn der optimale Mix zwischen Solar- und Windenergie liegt bei einem Verhältnis von 1:1 bei der installierten Leistung. Der Ausbau der Photovoltaik liegt inzwischen aber um 4 GW bzw. 10 % unter dem der Windenergie“, so Bruno Burger. Simulationen zeigen, dass bei gleicher installierter Leistung der Speicherbedarf und die jahreszeitlichen Schwankungen bei der Erzeugung am geringsten sind.
Weitere Informationen: www.energy-charts.de

24.02.2016 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH