Mit diesem EEG gibt es keine Energiewende

Die Ausbaukorridore des aktuellen EEG, die das Bundeswirtschaftsministerium in der EEG-Novelle im Zuge von Ausschreibungen zu festen Deckeln umdefinieren will, passen nicht zu den Klimaschutzzielen von Paris und den Zielen für erneuerbare Energien – vor allem auch im Wärmesektor. Die Größe der Diskrepanzen hat im Auftrag des Bundesverbandes Erneuer­bare Energien (BEE) der Systemanalytiker Joachim Nitsch berechnet.

Nitsch, der als früherer Leiter des Bereichs Systemanalyse und Technikbewertung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR, unter anderem Langfristszenarien für die Bundesregierung entwickelt hat, warnt: „Verstärkt sich die Umbaudynamik im gesamten Energiesektor nicht erheblich, wüerden die fossilen Energieträger auch noch zur Jahrhundertmitte mit 70 bis 75 Prozent Anteil das Energiesystem dominieren. Das Klimaschutzziel wäre weit verfehlt.“ In seinem Trend-Szenario, dass er Jahr für Jahr fortschreibt, indem er es der tatsächlichen Entwicklung anpasst, hat sich die Ausgangslage im Laufe des vergangenen Jahres sogar verschlechtert. Energie verteuern! Die Politik habe das Problem zwar offenbar erkannt, schreibt Nitsch in seiner Kurzstudie. Die jetzigen Aktionsprogramme und Novellierungsvorschläge würden aber kurzfristig nicht ausreichend wirksame Impulse entwickeln, um das Kurzfristziel von 40 Prozent Treibhausgas-Minderung bis 2020 zu erreichen. Der Verzug könne allerdings bis 2030 prinzipiell aufgeholt werden, wenn in den nächsten Jahren höhere CO2-Preise von mindestens 40 bis 50 Euro pro Tonne oder äquivalente CO2-Steuern durchgesetzt würden. Nitsch zeigt die Notwendigkeiten im Vergleich des aktuellen Trends zu Szenarien, die sich am 2-GradZiel von Kyoto und dem 1,5-Grad-Ziel der jüngsten Weltklimakonferenz in Paris orientieren. Demnach müsste schon in den nächsten 5 Jahren der Brutto-Ausbau der Erneuerbaren-Kapazitäten im Stromsektor etwa 2,5-mal so schnell vonstatten gehen, wie es die geltenden EEG-Korridore vorsehen und das Bundeswirtschaftsministerium es bislang in seinem Eckpunktepapier zur geplanten EEG-Novelle formuliert hat. Vor allem werden die Klimaschutzziele ohne eine stärkere Verwendung von Regenerativstrom in den Bereichen Wärme und Verkehr nicht zu erreichen sein. Mit einem gedeckelten Ausbau von Solar- und vor allem Windstrom würde nach dem Szenarienvergleich von Nitsch bis zum Jahr 2050 allein im Wärmebereich statt der notwendígen 95 Prozent nur ein Anteil von 18 Prozent der Wärmemenge regenerativ bereitgestellt. Es ergebe sich eine gewaltige Lücke von 77 Prozent. Im Jahr 2025 werde anstelle des von der Bundesregierung per EEG angestrebten 40- bis 45-prozentigen Regenerativstromanteils vielmehr ein Anteil von 60 Prozent benötigt, um das Paris-Ziel anzusteuern. Text: Guido Bröer

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