Pelletsmarkt hat Talsohle überwunden

Solarthemen 466.Gerade ist einer der große Pelletanbieter in die Insolvenz gegangen. Doch dies ist offenbar kein Zeichen für eine Schwäche des Marktes. Anbieter von Pelletsfeuerungen kön­nen sogar auf eine Belebung der Nachfrage hoffen.

Die German Pellets GmbH meldete am 10. Februar Insolvenz an. Geschäftsführer Peter H. Leibold wollte das Unternehmen in Eigenregie wieder flott bekommen. Dafür hatte er sich Frank Günther als Sanierer mit in die Geschäftsführung geholt. Doch das Gericht lehnte ab und setzte Bettina Schmudde von der Kanzlei White & Case als vorläufige Insolvenzverwalterin ein. Sie will sich nun zunächst einen Überblick verschaffen und kündigte an, wohl erst Anfang Mai mehr über die Situation des Unternehmen sagen zu können. Erst dann solllen Ansprüche angemeldet werden. Einige tausend Anleger, die Anleihen und Genussscheine gezeichnet hatten, bangen nun um ihr Geld, insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag. Nach Aussage von Leibold hatte German Pellets finanzielle Probleme bekommen, weil der Ölpreisverfall auch die Preise für Holzpellets unter Druck gesetzt habe und zudem zwei milde Winter zu Umsatzeinbrüchen geführt hätten. Außerdem habe die Übernahme des Ofenbauers Kago im Jahr 2010 zu weiteren Verlusten geführt. Diese Aussagen decken sich aber nicht mit den Ausführungen von German Pellets in der Zwischenmitteilung zu den Geschäftszahlen bis Ende September 2015. Demnach verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzwachstum aufgrund gestiegener Pelletsverkäufe von 10 Prozent. So sind die Ursachen wohl – auch – an anderer Stelle zu suchen. Nach Aussage von Martin Bentele, dem Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbandes (DEPV), steht die Situation bei German Pellets „nicht für eine Branchenkrise, sondern ist eher symptomatisch für das System Mittelstandsanleihen“. Allerdings, so Bentele, sei der Zuwachs der erneuerbaren Energien am Wärmemarkt in den letzten Jahren nicht richtig vorangekommen und die letzten drei milden Winter seien ebenfalls schwierig für die Unternehmen gewesen: „Das heißt, richtig gut geht es den Unternehmen in der Branche nicht.“ Bei Herstellern von Pelletskesseln – und nachfolgend dann auch bei den Pelletsproduzenten – scheint es aber wieder aufwärts zu gehen. So verzeichnet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) seit der Richtliniennovellierung des Marktanreizprogramms (MAP) zum 1. April 2015 einen stetig steigenden Antragseingang. Insgesamt sind laut BAFA im vergangenen Jahr 24771 Maßnahmen im Biomasse-Bereich beantragt worden, davon 1000 Pelletsöfen und 9500 Pelletskessel. Nach Angaben des DEPV wurden im Jahr 2015 etwa 16000 Pelletskessel sowie 16500 Pelletskaminöfen in Deutschland verkauft (10 Prozent weniger als im schon schwachen Jahr 2014). Die Zahlen von BAFA und DEPV deuten allerdings darauf hin, dass das Förderprogramm in seinen Details nicht ausreichend bekannt ist; die meisten Anlagen wurden nicht bezuschusst. So sind zwar Anlagen bei neuen Gebäuden von der Förderung eigentlich ausgenommen. Dies gilt aber nicht für die Innovationsförderung, unter die Holz-Brennwertkessel und Anlagen mit Partikelabscheidung fallen – bei Pelletskesseln liegt die Förderung hier bei mindestens 3000 Euro. Anträge können bis zu neun Monate nach Inbetriebnahme gestellt werden. Der niedrige Ölpreis führe derzeit dazu, dass Hausbesitzer die Tanks ihrer alten Ölheizungen auffüllten, so Bentele, aber der Ölpreis sei gar nicht entscheidend: „Die Flaute am Heizungsmarkt bahnte sich schon 2014 an, als der Ölpreis noch ordentlich hoch war.“ Wolfgang Rogatty, Pressesprecher der Viessmann Werke GmbH & Co KG, beurteilt dies anders: „Wesentliches Hemmnis sind die niedrigen Ölpreise. Sie haben bei vielen Verbrauchern das Bewusstsein für die Notwendigkeit erneuerbarer Energien geschwächt.“ Nach dem Eindruck von KWB, so Pressesprecher Frank Schönfelder, verhielten sich viele Kunden derzeit angesichts der Ölpreise abwartend. Ein Hemmnis in Deutschand sei aber auch die komplexe Fördersituation. Zwar würden Holzheizungen sehr gut finanziell unterstützt, doch die Förderlandschaft sei kaum zu durchblicken. So würden allein in Bayern Holzheizungen durch vier Institutionen und in zehn Programmen gefördert. Es sei zur Marktbelebung auch eine sehr aktive Kommunikation an den Endkunden wichtig. KWB würde sich darüber freuen, wenn sie mit anderen Marktteilnehmern in diesem Feld kooperieren könnten, „um mit Gemeinschaftsaktionen eine höhere Marktdurchdringung zu erreichen“. Johann Kalkgruber, Geschäftsführer der Solarfocus GmbH, wünscht sich von Politikern klare Zeichen. Sie sollten betonen: „Wir müssen einen Energiewandel herbeiführen.“ Derzeit könne man noch nicht sagen, ob die Talsohle durch­schritten sei. Für Solarfocus sei der deutsche Markt wichtig, der österreichische zeige Sättigungstendenzen und der italienische laufe derzeit „komischerweise“ gut – den habe er fast schon aufgeben wollen. Die Tendenzen seien also nur schwer zu erkennen. Als Schwierigkeit am Markt macht Kalkgruber das negative Umfeld aus. Es sei nicht die Förderpolitik allein. So gebe es in einigen Regionen, auch in Nordrhein-Westfalen, eine sehr gute Förderung. Doch negative Schlagzeilen machten den erneuerbaren Energien und damit auch den Holzheizungen zu schaffen. Dabei sei die Branche sehr innovativ. Feinstaubemissionen seien auch ohne Partikelfilter schon weitgehend reduziert worden. Solarfocus habe mit seinem „Wetterfrosch“ eine Technologie entwickelt, die die Pelletsheizung abhängig von den Wetterprognosen regeln könne. Das bringe eine deutliche Energieeinsparung. Brennwerttechnik halte er dagegen bei Pelletsheizungen für nicht so wichtig, weil der Feuchtegehalt von Pellets sehr niedrig sei und der Wirkungsgradzuwachs durch Brennwert daher eher gering ausfalle. Diesen Entwicklungsschritt hebt Wendelin Heinzelmann von Paradigma hervor. In Partnerschaft mit Ökofen sei der neue Kessel entwickelt worden, der es nun dank Brennwert auf einen Wirkungrad von über 100 Prozent bringe. Paradigma lasse den Kessel bei Ökofen produzieren, doch als Systemanbieter könne Paradigma gerade in Kombination mit den Solaranlagen den deutschen Markt gut erschließen. „Wir werden Kunden zurückgewinnen, die wir verloren haben.“ Dabei werde der Markt für Pelletsanlagen wieder leicht wachsen. Helmut Jäger von Solvis beobachtet, dass dort, wo kein Gasnetz vorhanden sei, wieder mehr Ölkessel installiert werden . Mittelfristig könnten sich Pellets allerdings einen wachsenden Markt erobern. Und dies liege auch an der deutlich verbesserten und gegenüber früheren Jahren komfortableren Technik. Die Pelletsbranche sei bereit für den Markt. Text: Andreas Witt Foto: Paradigma

Beliebte Artikel

Schließen