Photovoltaik-Speichermarkt lässt hoffen

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Solarthemen 467.Mit der Neuauflage des KfW-Förderprogramms für Photovoltaik­spei­cher können die Unternehmen seit 1. März durchstarten und an die starke Dynamik der Herbstmonate 2015 anzuknüpfen. Die Strategien im Kampf um Marktanteile sind dabei durchaus verschieden.

Soviel lässt sich bereits sagen: Die zweimonatige Förderlücke haben die meisten Hersteller von Batteriespeichersystemen offenbar problemlos verschmerzt. Nach dem Antragsstopp im ersten KfW-Förderprogramm für PV-Batteriesysteme am 31. Dezember und bis zum Re­launch unter geänderten Förderbedingungen am 1. März wurden offenbar munter weiter Batteriesysteme geordert. „Es war zwar etwas ruhiger, aber wir haben durchaus gut verkauft,“ berichtet Ulrich Winter, Vertriebsleiter beim Wechselrichter- und Speichersystem-Hersteller Fronius. Markus Vetter, Sprecher der Kostal Industrie Elektrik GmbH äußert sich „verhalten zufrieden“ mit der Wintersaison, was Batterien angeht. Mathias Bloch, Pressesprecher bei der Sonnen GmbH, bestätigt: „Wir hatten durchaus keine Flaute.“ Und Stephan Riss, Vertriebsleiter beim Hersteller der Speichermarke Senec IES, meldet sogar: „Wir haben aktuell das beste Quartal aller Zeiten“. Antragsboom füllt die Lücke Zum einen könnte die Zufriedenheit der Hersteller darauf hindeuten, dass nach wie vor viele der Solarspeicher ohne Unterstützung des staatlichen Förderprogramms installiert werden. Zum anderen kam es aber zum Ende des Jahres 2015 noch zu einem regelrechten Run auf die Förderungen. Im Jahr 2015 konnten nach Angaben der KfW genau 10615 Kredite für PV-Speichersysteme zugesagt werden. Mitgezählt sind in dieser Zahl 1819 Kredite, die die KfW erst nach Antragsschluss im Januar bewilligt hat – mehr als je zuvor in einem Monat seit dem Start des Programms im Mai 2013. Trotz der Torschlusspanik vieler Kunden hatten die Handwerker in den letzten Monaten weniger Zeitdruck, die Aufträge abzuarbeiten, da aufgrund der massiven Unterschreitung des EEG-Korrridors die Einspeisevergütungen für PV-Strom aktuell nicht monatlich sinken. Auch das dürfte den Markt ein wenig beruhigt haben. Statistik fehlt Wieviele Systeme insgesamt installiert wurden – im Leitmarkt Deutschland oder gar weltweit – darüber gibt es freilich nur vage Schätzungen. „Es ist überraschend schwierig, für diesen Markt zuverlässige Daten zu bekommen“, klagt Bloch. Der jungen Branche der stationären Photovoltaik-Speichersysteme fehlt es noch an verlässlichen verlässliche Statistiken. Das ist allerdings nicht ungewöhnliches bei derart jungen Technologien. Auch bei der Photovoltaik oder der Solarthermie hat es Jahrzehnte gedauert, bevor die Branchenverbände Wege fanden, die Marktdaten mit einiger Genauigkeit zeitnah zu ermitteln, auszuwerten und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Bei den PV-Speichern gibt es verlässliche Zahlen weiterhin nur für den durch die bundeseigene KfW geförderten Marktanteil von 19000 Systemen seit dem Start des Programms (Grafik Seite 8). Immerhin muss sich jeder, der gefördert werden möchte, die Daten seines Systems anonym über das Internetportal www.speicherförderung. de für das wissenschaftliche Monitoring an das Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) der Technischen Hochschule Aachen melden. Für den ersten Monitoringbericht, der im im Juli 2015 erschien, konnten die Wissenschaftler erst rund 3500 Systeme auswerten. Auf den zweiten Bericht wird deshalb mit Spannung gewartet. Voraussichtlich Ende April solle dieser veröffentlicht werden, sagt ISEA-Experte Kai-Philipp Kairies. Branchenkenner werden dann mit besonderem Augenmerk auf das Ranking der Hersteller achten, das laut Kairies, wie schon im ersten Bericht, auch diesmal veröffentlicht werden soll. Wer ist Marktführer? Im ersten Durchgang standen da­bei die Bleibatterien der Marke Senec IES mit damals 600 Systemen an der Spitze, was vermutlich auch dem vergleichsweise geringen Preis geschuldet sein dürfte. Inzwischen hat der Markt zwar deutlich von Blei auf Lithium umgeschwenkt. Stephan Riss, Vertriebsleiter des Senec-Herstellers Deutsche Energieversorgung GmbH ist dennoch zuversichtlich, auch im nächsten ISEA-Ranking weiterhin in der Spitzengruppe dabei zu sein. „Seit wir im August unser Lithium-System mit ins Angebot genommen haben, verkaufen wir inzwischen mehr Lithium- als Bleispeicher“, sagt Riss. Das Unternehmen setze auch im Lithium-Segment weiterhin auf günstige Preise, auch wenn die ein- und ausgespeicherte Kilowattstunde bei Lithium um 20 Prozent teurer sei. Speicher-Energie-Versorger Um sich vom Wettbewerb abzugrenzen, will Riss allerdings nicht mehr vorrangig das Preisthema reiten. Viel wichtiger ist ihm das „Econamic Grid“, das er aktuell als Alleinstellungsmerkmal sieht: Besitzer von Senec-Speichern schließen mit dem Hersteller eine Vereinbarung zur Liefererung kostenloser Strommengen bei negativen Börsenstrompreisen, wenn der Solarspeicher im Winter freie Kapazitäten hat. Der Speicherhersteller Deutsche Energieversorgung GmbH macht dadurch seinem Namen Ehre und wird zum Stromlieferanten und Messtellenbetreiber, ohne dass der Kunde dafür seinen bisherigen Haushaltsstromversorger wechseln muss. Laut Businessplan solle die Sparte Energieversorgung schon in 3 Jahren einen Gewinnanteil beisteuern, der ausreicht, um das Gesamtunternehmen gegenüber Risiken des Speichermarktes nachhaltig abzusichern, erläutert Riss. Auch im Marketing der Sonnen GmbH, die sich mit ihrer Sonnenbatterie als Markt­führer im Lithium-Segment sieht, steht seit neuestem der Stromhandel unter dem Titel „Sonnen Community“ stark im Vordergrund. Nachdem Firmengründer Christoph Ostermann im November die Idee des neuen Netzwerks in Berlin präsentiert hatte, sei das Angebot seit Februar verfügbar, so Firmensprecher Bloch. Wer sich entschließt, die Sonnen GmbH zu seinem Stromlieferanten zu machen und seinen Speicher für den Stromaustausch innerhalb der Gemeinschaft teilweise zur Verfügung zu stellen, der erhält einen Rabatt von 1875 Euro beim Kauf einer Sonnenbatterie. Heimlicher Champion SMA? Der mögliche „Hidden Champion“ der PV-Speicherbranche, der Wechselrichterhersteller SMA, zeigt bislang keine Ambitionen Stromhändler zu werden. 13000 Batteriewechselrichter in 10000 Speichersystemen habe das Unternehmen im vergangenen Jahr verkauft, berichtet SMA-Pressesprecherin Susanne Henkel. Diese Zahlen umfassen dabei nicht nur Komplettsysteme auf denen das SMA-Logo prangt, wie das DC-System Sunny Boy Smart Energy, das Wechselrichter und Batterie in einem Gehäuse integriert. Vielmehr setzt SMA mit seinem AC-System Sunny Island auf Kooperationen mit zahlreichen Speicherherstellern aus dem Blei- und Siliziumsegment und hat hierbei wohl die breiteste Angebotspalette aller Player auf dem Speichermarkt. Dadurch gebe es bei SMA, die von den ISEA-Wissenschaft im vergangenen Jahr knapp hinter der Sonnenbatterie auf Rang drei des KfW-Rankings verortet wurden, ebenso wie beim Konkurrenten Nedap eine erkleckliche Dunkelziffer schränkt Kai-Philipp Kairies die Aussagekraft der Evaluation in diesem Punkt ein. Kunden würden oft nur die Eigenmarke des Großhändlers oder den Hersteller der Batterien angeben, obwohl ein Wechselrichter von SMA die Arbeit verrichtete, Kooperationen Das Problem wird die Statistiker wohl auch in Zukunft beschäftigen, da SMA am laufenden Band neue Kooperationen mit Speicherherstellern verkündet. Jüngst gab das Unternehmen eine Vertriebskooperation mit der Daimler-Tochter Accumotive bekannt, die Home-Speicher der Marke Mercedes Benz nun zusammen mit SMA-Wechselrichtern auf den Markt bringt. Bereits Ende Januar hatte SMA mit dem neuen Sunny Boy Storage einen neuartigen Batteriewechselrichter angekündigt, der speziell für die Kombination mit Hochvolt-Batterien wie der Powerwall des US-Fahrzeugherstellers entwickelt wurde. Lifestyle und Bodenständigkeit Im Hause Fronius, das von Tesla bereits im vergangenen Frühjahr als Wechselrichter-Partner für das Geschäft mit stationären Speichern genannt wurde, gibt man sich aktuell noch etwas zurückhaltend. Zwar plane man noch in diesem Frühjahr neben dem aktuellen Fronius-System, in dem Lithium-Batterien von Sony stecken , auch den Tesla-Speicher ins Programm zu nehmen. Allerdings werde Fronius den Wechselrichter bewusst erst auf die nächste Baureihe von Tesla spezifizieren, die ab März aus der Fabrik in den USA kommen werde, sagt Winter. Während Tesla es lange vor dem Verkaufsstart verstanden hat, Lifestyle zum Verkaufsargument für Solarspeicher zu befördern, bietet der Markt nach wie vor auch noch andere Profilierungsmöglichkeiten. So betont Markus Vetter von Kostal das Brandschutzthema. Schließlich habe der hauseigene PV-Speicher den Intersolar Award 2015 wegen seines besonderen Sicherheitskonzeptes gewonnen. Alternativen zu Lithium Mit diesem Argument könnten auch einige völlig neuartige Speicherkonzepte punkten, die bislang neben Blei und Lithium im Heimspeicherbereich eher als Exoten unterwegs sind. So hat die Schmid Energy Systems GmbH die Vanadium-Redox-Flow-Technik herunter skaliert. Sie vermarktet seit der Intersolar 2015 kompakte Systeme schon ab 2 kW und 10 kWh unter der Marke EverFlow.. Im Gegensatz zu Lithium-Ionen-Batterien ist eine Brandgefahr bei RedoxFlow-Speichern jedenfalls kein Thema. Noch harmloser, weil noch nicht einmal giftig oder ätzend, kommen jetzt die von der us-amerikanischen Firma Aquion Energy entwickelten AHI-Speicher (Aqueous-Hybrid-Ion) über den großen Teich. Bei ihnen dient schlicht Salzwasser als Elektrolyt. Die Module könnten vor allem Öko-Puristen überzeugen, zumal sie sich als erstes Batteriesystem mit dem Cradle-to-Cradle-Zertifikat für perfekte Recyclingfähigkeit schmücken. Die AHI-Stacks mit jeweils zwei Kilowattstunden Kapazität sollen in ihrer Basis-Variante für Eigenheime angeboten werden, können aber laut Hersteller ebensogut modular zu großen Batterieparks arrangiert werden. Erster Aquion-Distributor für Deutschland und einige Nachbarländern ist die Wagner Solar GmbH in Cölbe. Grafik:koya979 – Fotolia Text: Guido
Bröer

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