EnergyForecaster soll Stromeinspeisung aus Photovoltaik und Windkraft besser vorhersagen

Das Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES (Kassel) arbeitet im Projekt EWeLiNE mit dem Deutschen Wetterdienst DWD (Offenbach) an mathematischen Modellen, die auf jede Viertelstunde genau und besser als bisher prognostizieren sollen, wie viel Strom die in Deutschland installierten Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen in den nächsten Stunden und an den nächsten Tagen erzeugen.

Jetzt ist eine Plattform gestartet, auf der Übertragungsnetz-Betreiber die neuen Modelle live testen können.
„Entscheidend ist, dass wir beide Welten – Wetter- und Leistungsprognosen – enger miteinander verknüpfen als bisher und sie besser auf die Anforderungen der Übertragungsnetzbetreiber anpassen“, sagt Projektleiter Dr. Malte Siefert vom IWES.

EnergyForecaster: Prognosemodelle können live erprobt werden
Auf der Demonstrations-Plattform „EnergyForecaster“ können die Übertragungsnetz-Betreiber die neuen Prognosetools live in einer Leitwarte erproben. „Die Prognose der erzeugten Menge an erneuerbarer Energie ist wichtig, um zu wissen, wie viel Energie noch aus konventionellen Energieträgern wie Atom, Gas oder Kohle zugeschaltet werden muss. Gleichzeitig benötigt man sie für Berechnungen, um das Stromnetz stabil zu halten und für den Handel mit Strom“, erklärt Siefert.
Neu sind beispielsweise Prognosen, mit denen die Übertragungsnetzbetreiber genau berechnen können, wie viel Wind- und Solarstrom an welchem Netzknoten eingespeist wird. Außerdem geben die neuen Werkzeuge Informationen über die Zuverlässigkeit der Prognosen. „Die Übertragungsnetzbetreiber müssen auch wissen, wo es kritische Wettersituationen – zum Beispiel Hochnebelfelder oder Tiefdruckgebiete – gibt, um die Prognoseergebnisse besser zu bewerten und einzuschätzen“, sagt Siefert. Auch die Forscher profitierten vom EnergyForecaster: Sie beobachten, wie sich die Neuerungen im Feldtest bewähren. „Wir gehen davon aus, dass sich dabei weitere, bisher noch nicht erkannte Optimierungspotenziale ergeben“, sagt Siefert.

1,9 Millionen Anlagen miteinbeziehen
„Entscheidend ist es, genau zu berechnen, wie die 1,9 Millionen in Deutschland betriebenen Photovoltaik- und Windenergieanlagen das Wetter in elektrischen Strom umwandeln“, sagt Siefert. Allerdings stehen nicht von allen Anlagen Daten zur Verfügung. „Bei manchen ist uns der Zugriff datenschutzrechtlich nicht möglich, bei anderen fehlt schlichtweg die Technik, um die Einspeisung der Anlagen kontinuierlich zu erfassen“, erklärt Siefert. Das IWES entwirft mathematische Modelle, um die Prognosen aller PV- und Windanlagen in Deutschland zu verbessern.
Der Deutsche Wetterdienst wiederum passt seine Wetterprognosen den Anforderungen von Einspeiseprognosen an. „Basierend auf detaillierten meteorologischen Analysen von Situationen, in denen die größten Fehler bei den vorhergesagten Einspeisungen in das Stromnetz auftraten, haben wir gleichzeitig Verbesserungen für unsere Wettermodelle abgeleitet“, erklärt Dr. Renate Hagedorn vom DWD. „Mit der gezielten Anpassung unserer Wetterprognosen für die darauf aufbauende Prognose der Wind- und Photovoltaik-Einspeisung in das Stromnetz hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine neue zusätzliche Aufgabe übernommen“, erklärt Hagedorn.

02.06.2016 | Quelle: Fraunhofer IWES | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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