Energiewende: Wissenschaftler setzen sich für mehr Bürgerbeteiligung ein
Zwei Forschungsprojekte haben letzte Woche in Berlin gezeigt, wie Beteiligung und Kommunikation für diese Zukunftsaufgabe so gestaltet werden kann, dass sie die Menschen mitnimmt und Spaß macht.
Spieleformate und Ausstellungen sollen Partizipation anregen
Akteure der Energiewende sollen aus den Projekten neue Ideen schöpfen, wie sie sensibilisieren und Partizipation organisieren können: von unterschiedlichen Serious-Game-Formaten über ein Ausstellungskonzept für jüngere Zielgruppen bis hin zu einem Methodenbaukasten für die nachhaltige Gestaltung von Innovationsprozessen.
Entwickelt wurden diese Angebote in den Verbundprojekten „InnoSmart“ unter Leitung des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und e-transform, das von der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg geleitet wird. Beide Projekte werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Förderinitiative „Sozial-ökologische Transformation des Energiesystems“ des Programms Sozial-ökologische Forschung (SÖF) gefördert.
Transformation des Energiesystems geht jeden etwas an
Auf der Konferenz „Transformationsprozess Energiewende: Methoden der Partizipation und Kommunikation“ am 30.06.2016 diskutierten rund 80 Teilnehmer, wie ein anspruchsvoller Innovationsprozess wie die Energiewende gesamtgesellschaftlich gestaltet werden kann.
„Die Transformation des Energiesystems geht jede und jeden etwas an und muss daher möglichst breit verständlich sein“, sagte InnoSmart-Projektleiterin Franziska Mohaupt vom IÖW. „Umso mehr Hände mit anpacken, desto erfolgreicher wird die Energiewende insgesamt werden. Bürgerinnen und Bürger können auf verschiedene Weise aktiv werden, etwa indem sie sich bei der politischen Entscheidungsfindung in ihrer Kommune einbringen, gemeinsam mit Unternehmen an Innovationen arbeiten, selbst in erneuerbare Energieerzeugungsanlagen investieren oder – wie derzeit etwa in Berlin versucht wird – sich für die Re-Kommunalisierung der Verteilungsnetze engagieren.“
Ortwin Renn: „Die Energiewende ist auch schmerzhaft“
Als wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung benannte Prof. Ortwin Renn vom Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies, dass es immer eine Offenheit von Optionen geben müsse: „Wenn es keinen Gestaltungsspielraum mehr gibt, weil das gewünschte Ergebnis bereits feststeht, ist Bürgerbeteiligung Gift. Dann muss man sich darauf konzentrieren, die geplanten Maßnahmen überzeugend zu kommunizieren.“
„Transformationen wie die Energiewende sind immer auch schmerzhaft. Dies sollte nicht verschleiert, sondern im Gegenteil ehrlich angesprochen werden.“ Wenn es dazu gelänge, die Menschen nicht nur intellektuell, sondern auch emotional zu beteiligen, dann könne Beteiligung viel erreichen. Die Energiewende werde so zu einem Element der eigenen Biographie, mit dem sich die Menschen identifizieren könnten.
Vermittlungsbaukasten für Energiewende-Akteure
„Wir sind davon überzeugt, dass die Energiewende als vielschichtige Kommunikationsherausforderung begriffen werden muss. Im besten Fall gelingt es, sie als elementaren Baustein einer schlüssigen Erzählung zur Zukunftsgestaltung zu kommunizieren“, sagte Christiane Hipp, Verbundkoordinatorin des Projektes e-transform.
„Dafür haben wir im Rahmen unseres Projektes einen ‚Baukasten‘ entwickelt, der verschiedene Vermittlungsformate umfasst, mit denen über das Transformationsvorhaben Energiewende informiert, für die Herausforderungen sensibilisiert und für das Mitgestalten geworben werden kann. Je nach Bezugsgruppe unterscheiden sich die medialen Instrumente, die sich für eine erfolgreiche Ansprache eignen.“ Der Baukasten beinhaltet u. a. digitale Spiel- und Erklärformate, dokumentarische Kurzfilme und ein modulares Ausstellungskonzept für ein jugendliches Publikum.
10.07.2016 | Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH