Photovoltaik braucht Perspektive: Regierender Bürgermeister von Berlin fordert Rechtsverordnung für Mieter-Solarstrom

In Berlin sollen künftig mehr Menschen als bisher von der Energiewende profitieren. Voraussetzung sei jedoch, dass unter anderem der Bezug von „Mieterstrom“ aus Photovoltaik-Anlagen attraktiver gestaltet wird als bisher, so der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller.

Eine entsprechende Rechtsverordnung auf der Grundlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2017) sollte so schnell wie möglich von der Bundesregierung umgesetzt werden, fordert Müller.

Erneuerbare Energien für alle
„Die Direktvermarktung von umweltfreundlich und lokal erzeugtem Strom braucht eine faire wirtschaftliche Chance. Indem wir mehr Mieterinnen und Mieter bei ihren Energiekosten entlasten, kann die Energiewende sozialverträglich gestaltet werden und wir können gemeinsam die Klimaneutralität Berlins bis 2050 erreichen“, sagte Müller bei einem Pressegespräch mit der Berliner Energieagentur, dem Bundestagsabgeordneten Klaus Mindrup sowie der Charlottenburger Baugenossenschaft eG.
„Damit private, genossenschaftliche oder kommunale Wohnungsbaugesellschaften und die von ihnen beauftragten Energiedienstleistungsunternehmen wieder mehr Solaranlagen bauen können, muss die Verordnung schnell kommen“, sagte der an den Beratungen zur aktuellen Novelle des EEG maßgeblich beteiligte Berliner Bundestagsabgeordnete Klaus Mindrup.
„Wir können uns nicht darauf verlassen, dass ausschließlich die Flächenländer Erneuerbare Energien für alle bereitstellen. Gerade die Metropolen haben besondere Verantwortung zu tragen.“

BEA-Geschäftsführer Michael Geißler: Planungsperspektive für mehr Photovoltaik schaffen
In Berlin ist die Berliner Energieagentur (BEA) mit 60 Mieterstrom-Projekten und rund 4.000 Privat- und Gewerbekunden Vorreiter bei der Direktvermarktung von Strom aus dezentralen Erzeugungsanlagen. Sie betreibt über 80 Blockheizkraftwerke (BHKW) und 55 Photovoltaik-Anlagen.
„Über die Verordnung zum EEG muss gewährleistet sein, dass für Mieterstromprojekte die gleichen Rahmenbedingungen gelten wie für Eigenheimbesitzer, die sich selbst mit Solarstrom versorgen“ fordert BEA-Geschäftsführer Michael Geißler.
„Unter diesen Voraussetzungen ergäbe sich eine verlässliche Planungsperspektive für Wohnungswirtschaft und Dienstleister und es könnten mehr Solarstromanlagen mit klaren Kostenvorteilen für die Mieter projektiert und gebaut werden.“
Aktuell müssen die Kunden von Photovoltaik-Mieterstrom die volle EEG-Umlage in Höhe von 6,35 Cent/kWh bezahlen.

Solarstrom kann die Betriebskosten von Wohnungen entlasten
Sowohl bei Neubauten als auch bei Bestandsgebäuden kann Mieterstrom entlastend auf die Betriebskosten für eine Wohnung wirken. Rudolf Orlob, Vorstand der Charlottenburger Baugenossenschaft eG ergänzte: „Als Wohnungsgenossenschaft wollen wir unseren Mitgliedern bezahlbaren Wohnraum anbieten. Das betrifft nicht nur die Kaltmiete, sondern zunehmend auch die tendenziell steigenden warmen Betriebskosten. Ein günstiger Mieterstromtarif reduziert diese Kosten um bis zu 150 Euro pro Jahr in einem mehrköpfigen Haushalt.“

Mieterstrom-Kosten liegen fast 15 Prozent unter dem Grundversorgungstarif
Die Charlottenburger Baugenossenschaft eG ermöglicht über 600 ihrer Mitglieder in mehreren Stadtquartieren in Spandau, Reinickendorf und Treptow-Köpenick den Bezug von Mieterstrom. Die BEA als Kooperationspartner der Genossenschaft bietet ihn unter dem Markennamen BEA-Kiezstrom an. Der Arbeitspreis liegt mit knapp 0,25 €/kWh fast 15 Prozent unter dem Grundversorgungstarif.
Aktuell sind in Berlin 6.000 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 80 Megawatt in Betrieb. Während in Spitzenzeiten pro Jahr bis zu 20 MW Solarleistung hinzukamen, sind es seit 2015 nur noch weniger als 10 MW.
Unter den jetzigen Rahmenbedingungen sei eine dynamische Aufwärtsentwicklung nicht möglich, heißte es in der Pressemitteilung der BEA. Damit Berlin die Klimaschutz-und Energiewendeziele in den kommenden Jahrzehnten erreichen kann sei ein deutlicher Ausbau der Solarenergie notwendig. Langfristig sei mit einem erhöhten Strombedarf zu rechnen, zum Beispiel durch die Elektromobilität.

01.08.2016 | Quelle: BEA | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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