Hans-Josef Fell: Mit neuer Kombikraftwerks-Vergütung Netzintegration von Anlagen effektiv fördern

Die Konzepte der Bundesregierung zur Umsetzung der Energiewende seien zu eindimensional gedacht und reizten keine Innovation an, sagt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG.

In der letzten EEG-Novellierung lag der Fokus auf der Umstellung von der Einspeisevergütung auf das Ausschreibungs-Verfahren. „Zum einen betrachtet die Bundesregierung damit zu starr nur die einzelnen Erzeugungs-Technologien und verhindert damit zum anderen jegliche Entwicklung für innovative Kombi-Anlagenkonzepte, die so dringend nötig wären“, so Fell.
Dabei sei das zentrale Argument der Bundesregierung für die EEG-Novelle gewesen, dass der Netzausbau und die Netzintegration nicht mit dem Zubau der erneuerbaren Energien Schritt halten könnten.

Vorschlag für Kombikraftwerksvergütung von 10 ct/kWh
Die Regierungsfraktionen haben nach der Abstimmung für das EEG im Juli selbst bemängelt, dass das EEG keine Anreize für mehr Netzintegration schaffe. „Aber warum haben die Abgeordneten dann nicht hierfür den Rahmen geschaffen?“, fragt Fell.
Die Einführung einer festen Kombikraftwerks-Vergütung von 10 ct/kWh über 20 Jahre wäre seiner Ansicht nach der entscheidende Anreiz für Kombikonzepte, damit Unternehmen die Stärken der regelbaren und fluktuierenden Stromerzeugung verbinden und die Schwächen ausgleichen. „Investitionen aus einem intelligenten Mix aus kombinierten Anlagen mit 100 % erneuerbaren Energien könnten die notwendigen Anforderungen an Ausgleich, Vollversorgung zu jeder Zeit und Systemdienstleistungen erbringen“, sagt Fell.
Die Vergütung würde für Anlageninvestitionen gewährt werden, die mit einem selbst zu bestimmenden Mix aus Erzeugungsanlagen und Speichern ganzjährig und viertelstundengenau die komplette Stromnachfrage vor Ort abdecken. Diese Kombikraftwerke würden erheblich zur Reduzierung von Netzausbaukosten als auch den Energiewendekosten insgesamt beitragen.

Betreiber von Kombikraftwerken könnten ihren Strom an örtliche und regionale Kunden verkaufen
Damit solche Kombikraftwerke ihre Stärken ausspielen könnten, wäre entscheidend, dass der Eigenverbrauch von der EEG-Umlage befreit ist, wenn er ganzjährig und viertelstundengenau realisierbar ist. „Auf diese Weise könnten sich Energiewaben bilden, die die Energiewende eigenständig vor Ort umsetzen und damit das Gesamtsystem stützen“, schreibt Fell.
Ferner könnten Betreiber von Kombikraftwerken ihren Strom an örtliche und regionale Kunden verkaufen. Auch hierbei wäre die Voraussetzung, dass die vollständige Versorgung der Kunden mit erneuerbaren Energien nach gemessenem Lastprofil der Kunden, ganzjährig, viertelstundengenau organisiert wird. Der so vertriebene Strom wäre daher auch von der EEG-Umlage befreit.

Kombikraftwerks-Vergütung könnte Netzausbau erheblich reduzieren
Eine Kombikraftwerks-Vergütung könnte laut Fell den Netzausbau erheblich reduzieren und damit vor allem die Netzgebühren senken. Außerdem würden die EEG-Kosten gesenkt, weil Bestandsanlagen mit höherer Vergütung vorzeitig in die Kombikraftwerksvergütung wechseln könnten. Und schließlich könnten Stadtwerke, Energiegemeinschaften und regionale Versorger ihre Geschäftstätigkeiten ausweiten und die kommunale Wertschöpfung erhöhen.

Fell: „EEG 2017 mit inhärenten Fehlern“
Die in der EEG-Novelle ergänzte Verordnungs-Ermächtigung für Innovationsausschreibungen ab 2018 gehe zwar in die richtige Richtung, mache aber einen schwerwiegenden Fehler, betont Fell: Das Ausschreibungsverfahren verhindere aufgrund des Kostendrucks jegliche Innovation und Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Ferner gerieten durch das Ausschreibungsverfahren seriöse Unternehmen in eine dramatische Abwärtsspirale, weil sie sich beim Gebotspreis immer weiter unterbieten müssten, um einen Zuschlag zu erhalten.
Der Zuschlagspreis bei Photovoltaik-Freiflächenanlagen ist in den letzten 18 Monaten von 9,17 ct/kWh auf 7,23 ct/kWh gefallen. Zu befürchten sei, dass nicht alle Projekte mit Zuschlag tatsächlich realisiert werden und Deutschland dramatisch seine Ausbauziele verfehlt.

22.08.2016 | Quelle: Hans-Josef Fell | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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