EU-Bürgschaftsprogramm könnte erneuerbare Energien bis 2030 um 34 Milliarden Euro günstiger machen

Die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien variieren in Europa beträchtlich. Um die Zinsen für EE-Investitionen europaweit auf ein niedriges Niveau zu senken und Strom aus solchen Anlagen deutlich günstiger zu machen, schlägt Agora Energiewende ein europäisches Bürgschaftsprogramm vor.

Dieses würde Anlagenbetreiber gegen bestimmte, genau definierte Risiken absichern. Bis 2030 könnten Stromkunden und Steuerzahler dadurch EU-weit um rund 34 Milliarden Euro entlastet werden, berichtet die Denkfabrik.

Gemeinsame EU-Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien
Zugang zu dem Bürgschaftsprogramm sollen Anlagenbetreiber in jenen EU-Staaten erhalten, deren Regierungen ihren Regulierungsrahmen für erneuerbare Energien an einem EU-weiten Best-Practice-Standard ausrichten. Durch die vorgeschlagene „EU Renewable Energy Cost Reduction Facility“ könnte Strom aus neuen Windkraftanlagen in ganz Europa kostengünstiger werden als Strom aus neuen Kohle- und Gaskraftwerken, betont Agora.
Der Vorschlag erfolgt vor dem Hintergrund der gemeinsame EU-Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien: Ihr Anteil am gesamten Energieverbrauch in der Europäischen Union soll bis 2020 auf 20 Prozent und bis 2030 auf mindestens 27 Prozent steigen. Alle EU-Mitgliedstaaten sind durch europäisches Recht verpflichtet, konkrete Beiträge dazu zu leisten.

Erhebliche Zinsdifferenzen in den EU-Mitgliedstaaten
Aus Investorensicht gleiche Europa jedoch einem Flickenteppich, kritisiert Agora: Unterschiede in den Regulierungsrahmen für erneuerbare Energien und bei den Kreditwürdigkeiten der Mitgliedstaaten resultierten in erheblichen Zinsdifferenzen bei der Finanzierung von EE-Anlagen.
In Spanien liegen die Zinssätze beispielsweise bei zehn Prozent, in Griechenland bei zwölf Prozent, in Deutschland bei etwa vier Prozent, in Frankreich und Österreich bei rund sechs Prozent. Die Stromproduktion mit erneuerbaren Energien ist in den Ländern mit hohen Zinssätzen deshalb oft trotz physikalisch günstigerer Bedingungen teurer als in Ländern mit niedrigeren Zinsen.

Politische Risiken müssen als Kostentreiber ausgeschaltet werden
„Neben der unterschiedlichen Kreditwürdigkeit der Mitgliedstaaten liegen die Unterschiede bei Erneuerbare-Energien-Anlagen vor allem darin, wie sehr Investoren daran glauben, dass eine heute zugesagte Förderung auch in der Zukunft Bestand hat. Es geht uns letztlich darum, politische Risiken als Kostentreiber auszuschalten“, sagt Matthias Buck, Leiter Europäische Energiepolitik bei Agora Energiewende. Er hat mit dem früheren Investmentbanker Ian Temperton den Vorschlag für die EU Renewable Energy Cost Reduction Facility ausgearbeitet.
Sie würde den Ausbau erneuerbarer Energien bis 2030 nicht nur um rund 34 Milliarden Euro europaweit verbilligen. Mit dem Programm würde die EU erstmals auch ein Instrument schaffen, die Erneuerbaren-Ziele aus eigener Kraft voranzutreiben, heißt es in der Pressemitteilung.
In den kommenden Monaten will Agora Energiewende den Vorschlag mit Regierungsvertretern aus Südosteuropa, EU-Institutionen, Verbänden und Investoren diskutieren und weiterentwickeln.
Der Vorschlag steht unter www.agora-energiewende.de zum Download bereit.

06.10.2016 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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