Stromspeicher im gewerblichen Einsatz

Solarthemen 484. Batteriespeicher in Verbindung mit Photovoltaikanlagen sind inzwischen im gewerblichen Einsatz eine lohnende Investition. Damit er­schließt sich ein neuer Absatzmarkt, der vor allem bei weiter sinkenden Speicherkosten ein großes Potenzial entfalten kann.

Carl-Georg von Buquoy, der Leiter des Netzwerks Photovoltaik bei der Energieagentur.NRW, ist sehr zufrieden mit dem Start des neuen Förderprogramms für Solarspeicher in Nordrhein-Westfalen. Bereits mehr als 1o Anträge seien gestellt worden. Die Rückmeldung von einigen Installateuren sei sehr gut – einer rechne bereits mit einem Umsatzplus von einer halben Million Euro aufgrund des Förderprogramms. In Abgrenzung zum über die KfW-Bank abgewickelten Bundesförderprogramm für Speicher – das derzeit ausgesetzt ist – fördert das Landesprogramm nur Speicher in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen, die mehr als 30 kW Leistung haben. Der Zuschuss liegt bei 50 Prozent und maximal 75000 Euro. Die Solarstromanlagen dürfen nicht vor dem 1. Januar 2013 in Betrieb genommen worden sein. Aufgrund der Anlagengröße richtet sich dieses Förderprogramm auf den gewerblichen Bereich. Grundsätzlich können laut Förderrichtlinie aber auch andere Antragsteller bezuschusst werden. Neue Förderung in NRW Der Startschuss für das Programm fällt in eine Phase, in der aufgrund der gesunkenen und sinkenden Preise für PV-Anlagen und Batterien die Kombination dieser Technologien für mehr und mehr Unternehmen interessant wird. Sicherlich hänge der Preis pro Kilowattstunde vom Anwendungsbereich und der Anlagenkonstellation ab, sagt Buquoy, doch zumindest mit der Förderung gebe es Bereiche, in denen nun die Photovoltaik als verlässliche Stromquelle konkurrenzfähig mit den Strombezugspreisen im Gewerbe sei. So habe er dies selbst am Beispiel einer Molkerei berechnet und komme bei einem Preis für die PV-Anlage von 1100 Euro je kW Leistung und einem Speicherpreis von 1100 Euro je kWh Speichermenge auf Stromgestehungskosten von 14 Cent/kWh. Falle der Preis für die Batterien deutlich weiter, so sei der Betrieb der Kombination aus PV-Anlage und Batterie absehbar konkurrenzfähig zum Netz – damit würde die echte Netzparität hergestellt. Dies hänge letztlich nur vom Durchlaufen der Lernkurve und den damit verbundenen Kostensenkungen ab, sagt Buquoy. Das Förderprogramm des Landes solle helfen, den Markt zu bereiten und Erfahrungen zu sammeln. Noch ohne die Landesförderung hat die Rachfahl IT-Solutions GmbH & Co. KG aus Hallenberg im Sauerland in einen Speicher investiert, den die Deutsche Energieversorgung GmbH geliefert hat. Eine 15-kW-PV-Anlage, zwei Brennstoffzellen-BHKW und ein 30-kWh-SENEC-Speicher decken nun einen größeren Teil des Strombedarfs. „Wir wollten unsere Energiekosten für die nächsten Jahre sichern“, sagt Geschäftsführer Carsten Rachfahl. Energiekosten seien in seinem Geschäftsfeld wichtig. Ausgehend von den von ihm erwarteten Preissteigerungen würde sich die Investition in etwa acht Jahren amortisieren. Ausschlaggebend sei aber die mit der Anlage erreichte Sicherheit gewesen. Mit der Technik sei er sehr zufrieden, erklärt Rachfahl. Hätte er aber gewusst, was an Auflagen und Formalitäten auf ihn zukomme, hätte er von dem Projekt möglicherweise Abstand genommen. Das beginne bei der Registrierungspflicht bei der Bundesnetzangentur für die PV-Anlage, von der er erst verspätet erfahren habe, und höre beim Stop-and-Go der Förderung – in diesem Fall bei der Landesförderung für BHKW – nicht auf. Für ihn als Unternehmer sei vor allem die Verlässlichkeit, die Sicherheit der Rahmenbedingungen wichtig. Hürden für Unternehmer Dies zeigt bereits, dass Installateure sich bei der Kundenansprache nicht allein auf die Technik beschränken sollten. Die rechtlichen Bedingungen, besonders das Erneuerbare-Energien-Gesetz, sind für viele Unternehmer und Landwirte ebenso wie für Privathaushalte sonst nicht von Bedeutung. Sie können als Hürde wirken, wenn angesichts des Umfangs des Gesetzes nicht klar ist, welche Rechte und Verpflichtungen mit dem Betrieb einer Solarstromanlage und eines Stromspeichers verbunden sind. Unternehmen wollen beraten werden. Dies zeigt auch eine Studie zu PV-Gewerbekunden, die gerade von EuPD Research erstellt worden ist. „Installateure müssen gezielt auf Unternehmen zugehen und diese mit fundierten Argumenten von den Vorteilen einer PV-Anlage überzeugen“, erklärt Martin Ammon, Leiter Energiewirtschaft bei EuPD Research: „Gewerbekunden sollten in diesem Zusammenhang auch über Speicherlösungen informiert werden.“ Nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen habe angegeben, dass der Installateur aktiv auf sie zugekommen sei, um hinsichtlich Batteriespeicher zu beraten. Den Wunsch einer Beratung über Speicherlösungen äußerte nach Aussage von Ammon knapp ein Viertel der Unternehmen, die nicht von ihrem Installateur auf das Thema angesprochen wurden. Ammon sieht in der gezielten Ansprache von Gewerbekunden noch ein großes Potenzial. Großes Potenzial Ganz auf dieses Kundensegment setzt die Tesvolt GmbH. 2014 sei die Gründung des Unternehmens für Simon Schandert und Daniel Hannemann eine Reaktion auf die Krise der Photovoltaik gewesen. 2015 seien die ersten Speicher gebaut worden, berichtet Hannemann. Tesvolt habe sich von vornherein auf Speicher für gewerbliche Anwendungen ausgerichtet. Die beiden Gründer seien zuvor bereits lange im PV-Bereich tätig gewesen. In dieser Zeit hätten sie einige Anfragen zu Speichern von Unternehmern und Landwirten erreicht. Die Ausrichtung auf das Gewerbe hätten sie zudem gewählt, so Hannemann, weil es in diesem Sektor kaum Wettbewerber gegeben habe. Mittlerweile habe sich der Absatz, der ausschließlich über den Großhandel laufe, gut entwickelt. Die Speicher würden in jeden Winkel der Welt verkauft. In Deutschland müsse aber immer noch Pionierarbeit geleistet werden. Branchen, die bereits den Vorteil der Speicher für sich entdeckten, seien die Landwirtschaft und Hotels. Viele Unternehmen überschätzten aber immer noch die Kosten. In vielen Fällen sei die Kombination aus Photovoltaik und Batteriespeicher im Vergleich mit den Netzkosten wirtschaftlich. Dann komme noch die Notstromfunktion hinzu. Und es dürfe auch nicht übersehen werden, dass ein ausreichend großer Speicher den Unternehmen helfe, die teuren Lastspitzen zu kappen. Um sich auf die unterschiedlichen Bedingungen in den Unternemen einstellen zu können, habe Tesvolt ein Baukastensystem entwickelt. So seien Speicher von 10 bis 120 kWh verfügbar, die flexibel kombiniert werden könnten. Größere Einheiten würden als fertig konfektionierte Container geliefert. Die Leistung werde über die Anzahl und jeweilige Leistung der Laderegler von SMA gesteuert Mittlerweile richtet aber auch eine Reihe von weiteren Anbietern ihr Augenmerk auf Gewerbekunden. So hat IBC Solar für den Ferkelzuchtbetrieb Pfeufer mit Batterien die durchgängige Verfügbarkeit der strombetriebenen Lüftungsanlagen im Stall sichergestellt. Der Züchter Walter Pfeufer deckt mit einer Solaranlage inklusive Speicherlösung nun fast seinen gesamten Strombedarf (80 Prozent). Nach Aussage von IBC liegt die Rendite des Landwirts bei 5 Prozent. Aufschwung durch Erfahrung Die meisten Kunden der Sonnen GmbH seien in Privathaushalten zu finden, erklärt Sonnen-Pressesprecher Mathias Bloch. Für Unternehmen gebe es aber auch einen Speicher mit 48 kWh. Gewerbekunden seien noch ein kleiner Bereich, aber die Nachfrage werde weiter steigen, ist sich Bloch sicher. So habe ein Milchbauer im Allgäu erst mit dem Speicher seine PV-Anlage richtig nutzen können – denn die Melkmaschinen müssten auch morgens um 6 Uhr laufen. Und als Zusatznutzen könne der Speicher als Notstromaggregat fungieren, das sich viele Bauern sonst sparen würden. Da sich zudem die Investition über gesunkene Stromkosten amortisiere, sei wohl zu erwarten, so Bloch, dass sich die Vorzüge der Batteriespeicher für den gewerblichen Einsatz bald in den Dörfern und Kleinstädten herumsprechen werde. Foto: Tesvolt Text: Andreas Witt

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