Optimismus für den deutschen PV-Markt

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Solarthemen 487. Noch ist offen, wie viele Solarstromanlagen in diesem Jahr in Deutschland neu installiert werden. Denn dies hängt von vielen Stellschrauben ab. Einige Marktkenner gehen allerdings davon aus, dass der Markt 2017 wieder anziehen wird.

Eine wichtige Basis für den Markt ist natürlich weiterhin das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das kurz vor Weihnachten noch einmal novelliert wurde. Bislang gibt es selbst auf der Internetseite der Clearingstelle EEG keine komplette Lesefassung des neuen EEG 2017 zu entdecken – jeder muss es sich aus dem im Sommer beschlossenen Gesetz und der im Dezember verabschiedeten Novelle der Novelle selbst zusammensetzen. Gesetz nicht flüssig lesbar Selbst die offiziellen Informationen der Bundesnetzagentur führen die Betreiber auf den Holzweg. Dort wird auf der Internetseite mit Blick auf die Vergütung weiterhin (am 16. Januar 2017) auf das im Sommer beschlossene Gesetz verwiesen. Demnach sollte die Vergütung zum 1. Februar und in den Folgemonaten um jeweils 0,5 Prozent sinken. Nach den beschlossenen Än­de­rungen des EEG wird nun jedoch am 31. Januar 2017 berechnet, wie die Vergütung am folgenden Tag aussehen wird. Immmer zum 1. Februar, 1. Mai, 1. August und 1. November wird künftig die Vergütung angepasst. Besonders spannend wird es mit der Vergütungshöhe zum 1. Februar. Denn vermutlich wird sie voraussichtlich erstmals wieder steigen – wie hoch, das hängt von den Zubauzahlen des Dezembers ab. Liegen sie klar unter 80 MW, dann wird die Vergütung um 3 Prozent steigen. Wird zwischen rund 80 und 270 MW gebaut bzw. an die Bundesnetzagentur gemeldet, steigt die Vergütung um 1,5 Prozent. wäre es im Dezember zu einer Jahresendrally von klar mehr als 270 MW gekommen, so bliebe die Vergütung für Anlagen bis 10 kW konstant bei den jetzt geltenden 12,3 Cent je Kilowattstunde. Für viele Betreiber kleinerer Anlagen wird es aber keine so große Rolle spielen, ob die Vergütung letztlich bei 12,48 oder 12,7 Cent liegen wird. Vergütung nicht so wichtig Entscheidender als die tatsächliche Vergütung könnte gerade für Betreiber kleinerer Anlagen sein, dass sie das Gesetz kaum überblicken können. Für die Branche wird es daher darauf ankommen, ob sie ihren Kunden die wesentlichen Inhalte einigermaßen rechtssicher vermitteln kann. Denn die grundsätzlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Betrieb von PV-Anlagen werden in diesem Jahr für die Betreiber günstig sein. Die Vergütung wird voraussichtlich eine gewisse Stabilität aufweisen. Und die Preise von Solarmodulen sollten aufgrund der Wettbewerbssituation sinken. Dies wird auf Ebene der Systeme bei den Kunden abhängig vom Konkurrenzdruck in den jeweiligen Regionen unterschiedlich ankommen. Auch bei den Batteriespeichern werden in diesem Jahr voraussichtlich weitere Kostensenkungen erreichbar sein, was den Eigenverbrauch noch attraktiver machen wird. Wachsender Markt „Wir sehen gute Chancen, dass die Photovoltaik- Inlandsnachfrage nach Jahren des Marktrückgangs 2017 endlich wieder anziehen wird.“, sagt Carsten Körnig, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) „Wir werden weiterhin alles in unserer Macht stehende tun, damit uns als Branche der Turnaround in diesem Jahr gelingt.“ Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen auf Gebäuden sei in den letzten drei Quartalen bereits spürbar gestiegen. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit vereinten Kräften diesen Trend 2017 noch verstärken können. Einen Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich halten wir für möglich.“ Nach etwa 1,2 Gigawatt im vergangenen Jahr würde das ein Marktvolumen von mindestens 1,3 GW bedeuten, das auch übertroffen werden könnte. Prognosewettbewerb Das Bonner Markt- und Wirtschaftsforschungsunternehmen EuPD Research rechnet in diesem Jahr erstmals seit 2013 wieder mit einem Anstieg der Neuinstallationen von Solarstromanlagen in Deutschland. Sowohl die Rahmenbedingungen am Weltmarkt mit sinkenden Modulpreisen als auch inländische Entwicklungen, wie steigende Strompreise, würden sich positiv auswirken. EuPD Research prognostiziert für 2017 einen Anstieg der Installationszahlen auf 1,4 GW. Als größten Markttreiber sieht das Institut die deutlich gesunkenen Modul. und damit einhergehenden Systempreise. „Der Einfluss sinkender Systempreise wirkt sich am stärksten im Bereich der preissensitiven Freiflächenanlagen aus“, sagt Martin Ammon, Leiter Energiewirtschaft bei EuPD Research. Entsprechend zeige die Prognose von EuPD Research mit 44 Prozent den größten Anteil der Installationen für 2017 im Anlagensegment über 1 MW. Für das Kleinanlagensegment rechnet Ammon mit Wachstum. „Für die privaten Aufdachanlagen unter 10 kW werden insgesamt Neuinstallationen in Höhe von knapp 300 MW erwartet, was in 2017 einem Marktanteil von gut einem Fünftel entsprechen sollte.“ Martin Schachinger, Geschäftsführer der pvXchange Trading GmbH, ist deutlich optimistischer, auch wenn ein größerer Preisrutsch 2017 nach den schon im vergangenen Jahr beobachteten Preissenkungen nicht zu erwarten sei: Ich selbst halte es sogar für möglich, dass wir den Zielkorridor der Bundesregierung von 2,3 bis 2,5 Gigawatt erreichen und damit den Zubau mindestens verdoppeln können.“ Politik als Faktor Ein ganz simples Rechenspiel ist der PV-Markt jedoch nicht. Er ist abhängig von der Politik. Darauf spielt auch Frank Asbeck, der Chef des größten deutschen Herstellers SolarWorld an, der sagt: „Für Deutschland gilt, je weniger politische Verwirrung gestiftet wird, desto mehr Vertrauen haben die Kunden in den Markt. Gerade in einem Wahljahr muss man aufpassen, aber ich gehe trotzdem 2017 von einer wachsenden Nachfrage nach Solaranlagen in Deutschland aus.“ „Ob der deutsche PV-Markt in den nächsten Jahren endlich wieder das klimapolitisch notwendige Multi-Gigawatt-Niveau erreicht, wird entscheidend davon abhängen, wie sich die neue Bundesregierung im Herbst energiepolitisch aufstellt“, erklärt Körnig. Grundsätzlicher Trend Abseits der Politik scheinen die Grundsteine für einen Zuwachs allerdings gesetzt worden zu sein. Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) erwartet auf Basis einer Metaanalyse von veröffentlichten Studien weitere Preisreduktionen bei erneuerbaren Energien. „Die Analyse zeigt, dass für Windenergie und Photovoltaik trotz der bereits erzielten Kostenreduktionen mit weiter sinkenden spezifischen Kosten gerechnet wird“, sagt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer. Text: Andreas Witt Foto: Temistocle Lucarelli – Fotolia.com

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