Solar Alliance for Europe: Europa muss Vorreiter für offene Märkte bleiben; Photovoltaik-Strafzölle sind der falsche Weg

Vertreter der Mitgliedstaaten kommen heute in Brüssel zusammen, um die Ergebnisse eines vorläufigen Untersuchungsberichts der EU-Kommission zu möglichem Dumping oder staatlicher Subventionierung bei chinesischen Herstellern von Solarmodulen und Solarzellen zu beraten. Die Arbeitsebene der Kommission empfiehlt dem zuständigen Ausschuss, die Strafmaßnahmen gegen chinesische Hersteller um zwei Jahre zu verlängern.

„Aus den intensiven und zum großen Teil zutreffenden Analysen werden leider die falschen Schlüsse gezogen“, kommentiert Holger Krawinkel, Sprecher der Solar Alliance for Europe (SAFE) den Bericht.

Handelsbeschränkungen haben europäischen Modul- und Zellherstellern nicht geholfen

„Angesichts der neuen handelspolitischen Töne aus den USA verspielt die EU für einen zweifelhaften Erfolg eine große Chance für die gesamte europäische Wirtschaft und die Verbraucher, in dem sie völlig unnötig einen weiteren Handelskrieg provoziert.“
In ihrem Bericht würden die EU-Beamten selbst zugeben, dass die Handelsbeschränkungen den europäischen Modul- und Zellherstellern nicht geholfen haben: Volumen und Marktanteile seien seit 2013 weiter gesunken.
Das bestätige eine aktuelle Analyse im Auftrag von SAFE. Danach gingen Anzahl und Produktionskapazitäten der europäischen Modul- und Zellhersteller im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr leicht zurück.

Chinesische Hersteller verfügen im Vergleich mit europäischen PV-Produzenten über die 30 bis 60-fache Kapazität

Sie lagen bei 6,6 Gigawatt (GW) für Solarmodule und 1,9 GW für Solarzellen. Das Gros der Hersteller verfüge zudem über sehr kleine Fabriken. Rund 77 Prozent der Modulproduzenten und knapp 38 Prozent der Zellhersteller betreiben demnach Fertigungen von weniger als 100 MW.
Führende Hersteller aus China verfügten dagegen über die 30 bis 60-fache Kapazität. Das mache sie aus rein betriebswirtschaftlichen Gründen wettbewerbsfähiger. Neben der Betriebsgröße habe das renommierte Institut IHS nachgewiesen, dass chinesische Photovoltaik-Hersteller auch wegen ihrer umfassenden regionalen Lieferkette und dem Fokus auf Standardprodukte sehr kostengünstig produzieren können.
Diese strukturellen Unterschiede habe die Kommission in ihrer Untersuchung aber nicht berücksichtigt, betont SAFE. Nicht nur deshalb stünden die Dumping-Vorwürfe auf dünnem Eis.

Vergleich der EU-Kommission irreführend

Schon die gewählte Methode eines Vergleichslands sei irreführend: Die EU-Kommission finde in aller Regel keine angemessenen Vergleichsunternehmen, denn die Mitwirkung sei freiwillig. Das gewählte Unternehmen aus Taiwan sei sehr klein und produziere selbst keine Module.
„Die Kommission hat mächtig Klimmzüge veranstaltet, um die Daten dieses Unternehmens irgendwie mit den großen chinesischen Playern zu vergleichen. Wie sie das konkret gemacht hat, können wir aber nicht nachvollziehen und damit auch nicht das vermeintlich festgestellte Dumping“, kommentiert Krawinkel.
„Im Übrigen hat die sehr umfassende Analyse zu staatlicher Subventionierung keinen nennenswerten Befund ergeben.“
Der SAFE-Sprecher schlussfolgert: „Das Verfahren ist ein bürokratisches Monster, mit geringer Aussagekraft und führt politisch in die falsche Richtung. Die EU sollte also nicht nur in diesem konkreten Fall die Handelsbeschränkungen umgehend auslaufen lassen, sondern auch das Verfahren selbst auf eine realistische Grundlage stellen, damit es künftig nicht politisch missbraucht werden kann, um weitere Handelskriege anzuzetteln.“
So bestehe die Gefahr, dass von den strukturell unterlegenen europäischen Modulherstellern für weitere Produzentenländer Überprüfungsverfahren beantragt werden.
„Es ist nicht akzeptabel, diese Spirale zum Schaden der gesamten europäischen Solarwirtschaft immer weiter zu drehen“, konstatiert Krawinkel. „Dem muss die Politik einen Riegel vorschieben und jetzt rasch ihren Handlungsspielraum nutzen.“

26.01.2017 | Quelle: Solar Alliance for Europe (SAFE) | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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