Perspektiven der Speicherförderung

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Solarthemen 488. Das über KfW-Kredite ausgereichte Förderprogramm des Bundes für Photovoltaik-Speichersysteme hat seit 2013 Zeichen gesetzt. Die Branche ist allerdings gespaltener Meinung darüber. Nicht nur wegen des Stopp-and-Go, das gerade in die­sem Förderprogramm in den vergangenen Jahren Alltag war. Wie geht es mit der Förderung weiter und welche Rolle spielen die Bundesländer?

Wie lange wird das Geld wohl in diesem Jahr reichen? Das ist die Frage, seit die Speicherförderung der KfW nach gut zwei Monaten Pause Anfang Januar – wie angekündigt – wieder angelaufen ist. 500 Neuanträge habe die KfW bereits im Januar erhalten, berichtet Pressesprecher Wolfram Schweick­hardt: „Insgesamt sehen wir weiterhin eine lebhafte Nachfrage, die sich auf dem Niveau der Monate vor dem zwischenzeitigen Zusagestopp bewegt.“ Zuschüsse sinken Wer in diesen Tagen einen Antrag stellt, seine PV-Anlage samt Speicher gefördert zu bekommen, der kann mit einem Tilgungszuschuss von 19 Prozent rechnen. Halbjährlich wird dieser um 3 Prozent verringert. Dies kann gemeinsam mit den sinkenden Anlagenkosten dazu führen, dass sich die Förderung in diesem Jahr auf mehr Antragssteller verteilen lässt als 2016. Auch könnte ein Sondereffekt des speziellen Berechnungsmodus dazu führen, dass bei sehr günstig eingekauften PV-Modulen der für den Speicher rein kalkulatorisch aus den Gesamtkosten abgeleitete förderfähige Betrag so weit sinkt, dass der Tilgungszuschuss überproportional fällt. Wer beispielsweise eine 10-kW-Anlage samt Speicher für 20000 Euro netto einkauft, der bekommt für den Speicher aktuell nur noch einen Tilgungszuschuss von 760 Euro. Ersteht jemand eine solche Anlage als Schnäppchen für 18000 Euro, was heute durchaus vorkommen soll, dann weist der Online-Rechner der KfW gerade noch einen Zuschussanspruch von 380 Euro aus. Ob jemand für solche Beträge die Antragstellung und Auflagen der Förderung, wie die 50-prozentige Obergrenze für die Einspeisung, in Kauf nimmt ist fraglich. Von Seiten der KfW wird die theoretische Möglichkeit dieses Effekts zwar auf Anfrage bestätigt, doch gebe es dafür bislang keine Indizien: „Diesen Effekt können wir den eingegangenen Anträgen bisher nicht entnehmen.“ Wie dem auch sei, erwarten viele Marktbeobachter, dass das Programm auch in diesem Jahr irgendwann wieder auslaufen wird. Und die Förderstelle kann dazu lediglich versichern: „Die KfW wird das Programm wie geplant weiterführen, so lange die verfügbaren Mittel des Bundes für die Tilgungszuschüsse reichen.“ 11,5 Millionen Euro Programmmittel aus dem Energie- und Klimafonds haben Wirtschafts- und Finanzministerium für das laufende Jahr für neue Speicherförderungen eingeplant. 6,3 Millionen Euro davon sind Barmittel für dieses Jahr und 5,1 Millionen Euro sollen der KfW 2017 in Form von Verpflichtungsermächtigungen zur Kreditzusage für das kommende Haushaltsjahr 2018 aus Steuergeldern zur Verfügung gestellt werden. Das es keine Möglichkeit und wohl auch keinen Anlass sieht, einen drohenden Förderstopp zu vermeiden, indem beispielsweise nicht abgerufene Mittel aus anderen Energiewendeprogrammen dafür umgeschichtet würden, hat das Bundeswirtschaftsministerium schon im vergangenen November auf schriftliche Anfrage von Bundestagsabgeordneten deutlich gemacht. Und bereits ein Jahr früher im Herbst 2015 hätte das Ministerium das Programm auslaufen lassen, wenn nicht eine parteiübergreifende Allianz von Bundestagsabgeordneten seine Fortsetzung für drei Jahre durchgesetzt hätte. Nun lautet das Credo des Ministeriums, die dafür in der mittelfristigen Haushaltsplanung vorgesehenen Mittel von 30 Millionen Euro müssten über drei Jahre gestreckt werden – und sei es zum Preis von Förderstopps. Banken winken ab Dass viele PV-Installateure längst schon keine Lust mehr haben, ihren Kunden die Bundesförderung zu empfehlen und auch viele Banken zumindest bei kleineren Kreditsummen für Speichernachrüstungen abwinken, kann auch Kai-Phillip Kairies nicht bestreiten. Er leitet beim Institut ISEA der RWTH Aachen das Monitoring der von der KfW geförderten Speichersysteme und sieht das Programm dennoch vor allem unter dem Aspekt der Technologieförderung positiv: „Ich finde die Förderung ist ein großartiger Erfolg. Dadurch haben wir ein Level an Qualität erreicht, das in der Welt einzigartig ist.“ 10-Jahres-Garantien etwa, die als Standard mit den Förderbedingungen in den Markt gebracht worden seien, habe sich beim Start 2013 noch kaum jemand vorstellen können. Ebenso verhalte es sich mit der Elektronik, die heute in der Lage sei, eine 50-prozentige Abregelung von Leistungsspitzen bei maximal 2 Prozent Energieverlust zu gewährleisten. Noch ein anderer Punkt werde oft übersehen, so Kairies: „Jeder Speicher, der heute installiert wird, hat eine offene Schnittstelle mit allgemein zugänglichen Kommunikationsprotokollen. Auf dieser Basis können nun neue Geschäftsmodelle entstehen. Das haben wir nur durch die Förderrichtlinien erreicht.“ 15000 Systeme Dies alles sei mit der Förderung bewirkt worden, obwohl nach Analysen des ISEA 2016 vermutlich nur etwa jeder zweite Speicher gefördert wurde, so Kairies. Das gesamte deutsche Marktvolumen taxiert er 2016 auf „mindestens 15000 Photovoltaik-Speichersysteme. Das ist unsere konservative Hochrechnung – wahrscheinlich waren es mehr.“ Die Preise für Lithium-Ionen-Speicher seien wie in den Vorjahren so auch 2016 erstaunlich konstant um 18 Prozent gefallen. berichtet Kairies. Die Zahl bezieht sich auf eine Kilowattstunde nutzbarer Kapazität. Aktuell liege der Durchschnittspreis dafür bei netto 1500 Euro – allerdings mit einer erheblichen Streuung aufgrund der unterschiedlichen technischen Ausstattung der geförderten Speichersysteme. Kritisch sehen die Aachener Wissenschaftler weiterhin die Speicherverluste. Nach dem letztjährigen Monitoringbericht lagen sie bei durchschnittlich 15 Prozent. Bislang werden die Speicherwirkungsgrade von Anbietern oft unklar und uneinheitlich deklariert. Das soll sich allerdings in Kürze ändern. Denn Institute, Verbände und Hersteller arbeiten an einem Leitfaden, der definieren soll, wie Wirkungsgrade zu messen und zu deklarieren sind. Zur Messe Intersolar/ees Ende Mai sollen diese Leitlinien veröffentlicht werden. Text: Guido Bröer Foto: sveta/fotolia.de

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