PV-Community sieht Wachstums-Chancen

Foto: Guido Bröer
Solarthemen+plus 9.3.2017. Die Solarstrombranche sieht wieder etwas optimitischer in die Zukunft. Dies zeigte sich gestern während des Photovoltaik-Symposiums in Bad Staffelstein.

Für das Jahr 2017 werden in Deutschland wieder höhere Zubauraten erwartet. Dies wird aber erneut stark von den politischen Weichenstellungen abhängen. So wird wahr­schein­lich in den kommenden Wochen eine kleine EEG-Novelle angestoßen werden, die noch in diesem Jahr Verbesserungen im Bereich Mieterstrom bringen kann. Aike Müller vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sieht für den Ausbau der Photovoltaik derzeit gute Rahmenbedingungen, denn bei größeren Anlagen lägen die Stromgestehungskosten unter der gesetzlichen Förderung. Lediglich bei kleinen Anlagen sei die Einspeisevergütung nicht kostendeckend. Dieses Manko werde durch den wirtschaftlichen Vorteil des Eigenverbrauchs ausgeglichen. Nach Einschätzung des Ministeriums, so Müller, werde der Eigenverbrauch weiter zunehmen. Ein extremer Ausbau sei bis 2030 aber nicht zu erwarten. Daher sehe das BMWi derzeit auch keinen Hand­lungsbedarf, obwohl bei Betrachtung der Gesamtsystemkosten die negativen Effekte des Eigenverbrauchs überwögen, so Müller. Bessere Bedingungen für Mieterstrom Mehr Chancen möchte das BMWi offenbar für Mieterstromprojekte eröffnen. Das Ministerium habe sich aber dagegen entschieden, die Verordnungsermächtigung im Erneuerbare-Energien-Gesetz zu nutzen, sagt Müller. Die Ermächtigung hatte zum Ziel, die EEG-Umlage bei Mieterstromprojekten zu reduzieren. Genau dies wolle das BMWi aber vermeiden, so Müller. Alternativ solle eine Vergütung für Mieterstrom eingeführt werden. Diese würde nach den jetzigen Plänen bei 3,81 Cent/kWh für Anlagen bis 10 kW liegen. Zwischen 10 und 40 kW würden 3,47 und von 40 bis 100 kW 2,21 Cent/kWh als Zuschuss gezahlt. Nach Aussage von Müller hält das BMWi diese Art der Förderung für transparenter und besser steuerbar als die ursprünglich vom Bundestag favorisierte Reduzierung der EEG-Umlage. Die Gefahr einer Überförderung sei damit geringer. Ziel des BMWi ist es aber besonders, einen Systembruch im EEG zu vermeiden. „Das ist wichtig für die Weiterentwicklung des EEG“, betont Müller. Sprich: Künftig sollen Ausnahmen von der EEG-Umlagepflicht wohl zunehmend wegfallen. Parallel zur EEG-Novelle, die von den Regierungsparteien auf Basis der vom BMWi entwickelten Pläne in den kommenden Wochen ins Parlament eingebracht werden soll, will das BMWi zudem steuerliche Hemmnisse abbauen. Dies betrifft vor allem die Gewerbesteuer. Immobilienunternehmen sollen nicht wie bislang ihre Gewerbesteuerbefreiung verlieren, falls sie sich neben der Vermietung ihrer Wohnungen auch im Mieterstromgeschäft engagieren. Ob es hier zu Erleichterungen kommt, hängt jedoch vom Finanzministerium ab. Das Potenzial für Mieterstrom sehe das BMWi auf Basis einer Studie bei 3,8 Millionen Wohnungen, sagt Müller. Der jährliche Zubau von geförderten Mieterstromprojekten solle voraussichtlich auf 500 Megawatt gedeckelt werden. Ein solche Obergrenze ist von der CDU-/CSU-Fraktion als Bedingung für eine Zustimmung zur geplanten Mieterstromregelung genannt worden. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) sei generell kein Freund von Deckelungen, erklärt BSW-Bundesgeschäftsführer Carsten Körnig. Dennoch würde eine Novelle des EEG, die Mieterstromprojekte in der vom BMWi vorgestellten Form fördere, den Markt beflügeln können. Dies sei zwar gegenüber einer Gleichstellung der Mieterstromversorgung zur Eigenstromerzeugung auf dem eigenen Dach die schlechtere Lösung. Aber wichtig sei vor allem, dass es hier bald vorangehe. Körnig beobachtet eine seit vier Jahren erstmals wieder leicht anziehende Nachfrage. Diese könne nun auch davon profitieren, dass die Systempreise im 1. Quartal 2017 um etwa 5 Prozent gesunken seien. Damit würden die Eigenkapitalrenditen wieder interessanter. Und auch der vom BSW in der Branche ermittelte Geschäftsklimaindex zeige zunehmend bessere Werte. Die Unternehmen erwarten also ein Wachstum im PV-Sektor. Derzeit werde jedoch von vielen Verbrauchern die Rentablität von Solarstromanlagen unterschätzt, so Körnig. Werde dies überwunden, sei mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen. Körnig sieht eine solide Basis für die Branche, auch wenn das politische Umfeld mit teils in den Parteien vorhandener Skepsis gegenüber erneuerbaren Energien herausfordernd sei. Er erinnert an die Situation vor einem Jahr, als im Rahmen der EEG-Novelle unter anderem Ausschreibungen selbst für Kleinstanlagen im Gespräch waren. Dieses sei abgewehrt worden. Insofern habe sich die Situation verbessert. Künftig müsse es aber auch darum gehen, die in Paris beschlossenen Klimaschutzziele in nationale Ausbaupläne zu überführen. Für die Photovoltaik in Deutschland muss das nach Aussage von Körnig eine Anhebung des im EEG formulierten Ausbauziels auf mindestens 6 Gigawatt bedeuten. Text: Andreas Witt Foto: Guido Bröer

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