Hans-Josef Fell: Investitionen in Erneuerbare brechen ein, Energiewende gefährdet

Am 20-21.03.2017 fand der „Energy Transition Dialogue“ in Berlin statt, zu dem die Bundesregierung eingeladen hatte. Wie jedes Jahr gab es Reden der Bundesminister, die belegen sollten, dass Deutschland ein globaler Vorreiter der Energiewende und des Klimaschutzes ist.

Doch stimmt dieses Bild immer noch? Nein, sagt Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group in Berlin und Autor des Entwurfs des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Inzwischen seien viele andere Nationen an Deutschland vorbeigezogen, zeigten ein wesentlich stärkeres Investitionsverhalten und hätten offensivere politische Ziele und eine erfolgreichere politische Gesetzgebung.
„Es stimmt, dass Deutschland im letzten Jahrzehnt eine herausragende Rolle eingenommen hatte. Mit der vom Bundestag 2000 beschlossen Einspeisevergütung für Strom aus erneuerbaren Energien wurde eine erstaunliche Dynamik im Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor angestoßen, die damals nur von sehr wenig Analysten für möglich gehalten wurde“, sagt Fell.

Kaum mehr industrielle Photovoltaik-Massenfertigung in Deutschland
Binnen eines guten Jahrzehnts haben sich die Kosten für Solar- und Windstrom zum weltweit kostengünstigsten Energieträger entwickelt. Industrielle Massenfertigung im Solarsektor, angestoßen von deutschen Firmen, gibt es jedoch hierzulande kaum mehr. Diese sind vielfach in Konkurs gegangen oder ins Ausland verkauft worden. „Grund ist eine seit Jahren fehlende stützende Solarindustriepolitik in Deutschland und der EU. So war es ein Leichtes für China, USA und andere Länder die industrielle Hoheit im Solarsektor zu übernehmen“, so Fell.
Dabei sei Deutschland auf dem besten Wege gewesen, Atomausstieg und erfolgreichen Klimaschutz miteinander zu verbinden. Doch die Gesetzgebungen der letzten Jahre hätten diese erfolgreiche Entwicklung völlig ohne Not gestoppt. Mit der momentanen Ausbaugeschwindigkeit der erneuerbaren Energien wird nach Fells Einschätzung nur etwa die Hälfte des noch bis 2022 zu ersetzenden Atomstromes auch tatsächlich ersetzt werden können.

Ökostrom-Anteil rasant gewachsen; dennoch massive Einbrüche
Der Anteil des Ökostroms wuchs in Deutschland rasant von etwa 6 % im Jahre 2000 auf ca. 33 % im Jahre 2016. „Doch dieses steile Wachstum täuscht darüber hinweg, dass es in den letzten Jahren massive Einbrüche gab – ausgenommen im Windkraftsektor“, sagt Fell. Insgesamt haben sich in der EU und Deutschland die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien seit 2012 in etwa halbiert.
Der Photovoltaik-Zubau sank von 7,5 GW im Jahre 2012 auf etwa 1,5 GW im Jahre 2016, womit er sogar noch weit unter dem Ausbauziel der Bundesregierung mit 2,5 GW lag. Die Wärmeerzeugung aus Erneuerbaren stagniert seit 2010 bei etwa 150.000 MWh jährlich.
„Von Klimaschutzerfolgen ist Deutschland in den letzten Jahren weit entfernt. So lagen die CO2-Emissionen 2016 deutlich über den von der Bundesregierung angepeilten Zielen“, kritisiert Fell.
„Durch die nicht zielführende Politik wird die Bundesregierung auch ihr Ziel verfehlen, bis 2020 eine Millionen Elektroautos auf die Straßen zu bringen. Wegen des massiven Rückgangs des Ausbaus der Erneuerbaren Energien ist es kein Wunder, dass auch die Arbeitsplätze in der Branche von fast 400.000 im Jahr 2012 auf 330.000 im Jahr 2016 gesunken sind. Insbesondere die Solarbranche verlor über 70.000 Jobs.“
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22.03.2017 | Quelle: Hans-Josef Fell | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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