Solarthermie: Botschaften aus dem Kloster

Foto: Guido Bröer
Solarthemen+plus. Auf dem Symposium Thermische Solarenergie im Kloster Banz versucht die Solarthermie-Branche in dieser Woche neue Perspektiven für sich zu erarbeiten.

Die Zahlen sprechen aktuell nicht für die Solarthermie. Daraus macht keiner der ins fränkische Bad Staffelstein angereisten Branchenvertreter einen Hehl. Lothar Breidenbach, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), nennt für die ersten drei Monate 2017 ein Minus von 11 Prozent an verkaufter Kollektorfläche gegenüber dem ersten Quartal 2016. Bereits im Gesamtjahr 2016 waren die Verkäufe um 8 Prozent zurückgegangen. Noch stärker schrumpft der Anteil von Solarthermieanlagen an den insgesamt neu installierten Heizungssystemen. Denn während der Kollektormarkt rückläufig war, stieg der Verkauf von Wärmeerzeugern laut BDH-Statistik im Jahr 2016 um 4 Prozent und im ersten Quartal 2017 um 6 Prozent. An der Förderung liegt es nicht Breidenbach benennt das Paradoxon, dass schon seit 2008 Jahr für Jahr ein stetiger Marktrückgang für die Solarthermie in Deutschland zu verzeichnen ist, während die Förderkonditionen so gut seien wie nie zuvor. Breidenbachs Fazit: „Die verbesserten Förderbedingungen im Marktanreizprogramm und die Förderung durch das APEE greifen nicht.“ Jörg Mayer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), sagte gestern im Kloster Banz gar den für einen Solarlobbyisten bemerkenswerten Satz: „Wir sehen derzeit ein Überangebot an Förderangeboten.“ Er plädiert vor diesem Hintergrund für ein Umdenken in der Förderpolitik. Der BSW hält jetzt die Zeit für reif, um eine CO2-Steuer zu fordern. Mayer: „Die Einführung einer CO2-Steuer bedeutet auch, dass weniger Förderung und weniger Ordnungsrecht notwendig ist.“ Sollte dies nicht sofort zu verwirklichen sein, so müsse zumindest der Förderdjungel gelichtet werden, mit dem, so Mayer, „nicht nur der Endkunde sondern auch der Handwerker nicht mehr klar kommt“. Frank Heidrich, im Bundeswirtschaftsministerium unter anderem für Wärme und Effizienz in Gebäuden zuständig, bestätigte auf Solarthemen-Anfrage, dass das Ministerium Ideen für eine Förderstrategie für den Wärmebereich erarbeite, die noch in dieser Woche den betroffenen Verbänden vorgestellt und mit ihnen diskutiert werden solle. Mayer hat dafür konkrete Wünsche. Einerseits sei die Zuständigkeit zwischen KfW und BAFA neu aufzuteilen, so wie es auch BMWi-Abteilungsleiter Thorsten Herdan bereits angedeutet hatte. Mayer: „Die KfW sollte sich auf Kredite beschränken und die BAFA auf Zuschüsse. Außerdem sind wir dafür, dass Förderungen auch an Handwerker ausgeschüttet werden, damit ein Teil des MAP bei denjenigen ankommt, die es verkaufen müssen.“ Eine Handwerkerprämie solle fällig werden, sobald ein Installationsbetrieb eine gewisse Zahl von Anlagen nachweisen könne. Ferner wird im BSW die Idee für ein Mieterwärme-Modell entwickelt – analog zur Photovoltaik, wo die Politik derzeit über die Förderung von Mieterstrommodellen berät. Solarthermie vom System her denken Doch selbst die beste Förderung oder CO2-Steuer werde der Branche allein nicht helfen, so Tagungsleiter Andreas Hauer vom ZAE Bayern, wenn sie nicht umdenke: „Wir müssen die Rolle der Solarthermie in einem neuen Wärmemarkt definieren.“ International lasse sich dies bereits an 500 Projekten im Bereich der solaren Prozesswärme erkennen, meint Bärbel Epp von der Marktforschungsagentur Solrico. Und Roger Hackstock, Geschäftsführer des österreichischen Branchenverbandes Austria Solar nennt das dort geförderte „Solarhaus“ mit mindestens 70 Prozent Deckungsrate als Beispiel dafür, dass sich Solarthermie als Systemlösung verkaufen müsse. Wenn das mit klassischen SHK-Installateuren nicht zu machen sei, dann sei die Zeit reif, „sich vom Installateur zu emanzipieren“, so Hackstock. Text und Foto: Guido Bröer

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