Die Zukunft von SolarWorld

Solarthemen 491. Nachdem SolarWorld am 10. Mai angekündigt hat, Insolvenz anmelden zu müssen, ist inzwischen der Prozess angelaufen, an dessen Ende sich herausstellen wird, ob die Substanz des Unternehmens für Investoren verlockend genug ist, es fortzuführen.

Für den erfahrenen Insolvenzverwalter Horst Piepenburg von der Kanzlei Piepenburg-Gerling steht zunächst an, sich einen Überblick zu verschaffen. Er war bereits an Produktionsorten und hat mit der Belegschaft gesprochen. Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), Landrat Matthias Damm (CDU) und natürlich die betroffenenen Kommunen haben angekündigt, helfen zu wollen. Wie – das ist noch nicht klar. Es geht um viele Arbeitsplätze. Es geht aber auch um ein Unternehmen, das eine wichtige, teils umstrittene Rolle in der europäischen Solarbranche spielt. Insolvenz als Chance Ein Insolvenzverfahren kann eine Chance sein, ein Unternehmen wieder flott zu machen. Piepenburg wird herausfinden müssen, welche Teile SolarWorlds – unbelastet von Verbindlichkeiten und wohl mit einer reduzierten Belegschaft – überlebensfähig sind. Der bisherige Vorstand der SolarWorld AG, Frank Asbeck, hat erklärt, die Anfang des Jahres ergriffenen strategischen Maßnahmen hätten nicht ausgereicht, „um die noch im März bestätigte positive Fortführungsprognose aufrecht zu erhalten“. Er hat nach eigener Aussage eine Marktberuhigung erwartet, die so nicht eingetreten ist. Daher hätten sich die Aussichten für die nächsten Monate eingetrübt. SolarWorld hat den Preisverfall von Solarzellen und Modulen nicht auffangen können. Dies zeigt sich bereits im hohen Defizit des Jahres 2016, vor allem in den Unternehmenszahlen des 3. und 4. Quartals. Wie der Unternehmensvorstand Ende März dieses Jahres gegenüber Analysten darstellte, lag SolarWorld im 2. Quartal 2016 noch im Plan. Doch dann brach mit den Preisen für Solarmodule auch das operative Ergebnis ein. Innerhalb von nur drei Monaten sackte der Modulpreis von SolarWorld von 50 auf 41 Cent/Watt. Zwar konnte das Unternehmen mehr Module absetzen, doch bei um 18 Prozent geringeren Preisen wohl nur mit Verlust. Die erst in diesem Jahr beschlossene Umstrukturierungsstrategie, die eine Konzentration auf leistungsfähigere Module beinhaltete, griff nicht mehr. Konkurrenzfähigkeit sichern Wenn SolarWorld als größter deutscher Hersteller von Wafern, Zellen und Modulen, befreit von Schulden fortbestehen soll, dann wird dies nur gelingen, wenn konkurrenzfähige Preise für das angestrebte Produktsegment dauerhaft erreichbar sind. Dies werden Insolvenzverwalter und potenzielle Investoren in den kommenden Wochen absichern müssen, um SolarWorld eine Zukunft zu geben. Keinswegs vom Tisch ist dabei die Frage, ob und in welchem Maß das von der Europäischen Kommission angenommene Preisdumping chinesischer Hersteller die Überlebenschanchen von SolarWorld und anderen europäischen Herstellern beeinträchtigt. Dieses Thema hat sich mit der Insolvenz von SolarWorld nicht erledigt, auch wenn die AG ein Hauptakteur gewesen ist. Text: Andreas Witt

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