Powerhäuser tauschen Wärme mit dem Netz
Zwar werden erst im September Mieter in die 128 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen der fünf neuen sogenannten „Powerhouses“ der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH in Adlershof einziehen. Doch schon seit Pfingsten arbeitet auf zwei der fünf Dächer des ersten Plus-Energie-Projekts im Berliner Mietwohnungsbau eine Solarthermieanlage mit 613 Quadratmetern CPC-Vakuumröhrenkollektoren von Ritter XL. Da noch niemand die Energie in den Gebäuden verbrauchen kann, „werden seit dem Tag der Inbetriebnahme täglich über 2 Megawattstunden mit 90-96 °C in den Vorlauf des Wärmenetzes geliefert“, berichtet Rolf Meissner, Geschäftsführer von Ritter XL. Trotzdem kommt die Energie schon jetzt den künftigen Mietern zugute. Denn der Betreiber des Fernwärmenetzes in Adlershof, die BTB mbH, hat dem Wohnungsbauunternehmen einen besonderen Deal angeboten: Jede Kilowattstunde Solarwärme, die in den Gebäuden nicht gebraucht und deshalb ins Netz eingespeist wird, verrechnet der Netzbetreiber 1:1 mit der Wärme, die im Winter aus dem Netz bezogen wird. Nun sollen die Röhrenkollektoren allerdings übers Jahr mehr Wärme erzeugen, als in den fünf Gebäuden verbraucht wird – obwohl nur zwei der fünf Dächer thermisch genutzt werden. Die anderen drei tragen PV-Anlagen für Mieterstrom. Die Warmmiete ist somit langfristig berechenbar und vergleichsweise günstig sein. Philipp Janssen vom Projektentwickler Laborgh Investment GmbH betont: „Neu ist, dass wir ein Plusenergiehaus im bezahlbaren Mietwohnungsbau realisieren.“ Für die Wärmeversorgung der fünf Gebäude sind vier Wärmespeicher mit lediglich insgesamt 10 Kubikmetern vorgesehen. Diese werden von der Solarthermieanlage zunächst kaskadenartig gefüllt. Sobald sie voll sind, geht die ganze Solarleistung ins Fernwärmenetz. Attraktiv ist dabei aus Sicht des Netzbetreibers, dass die Röhrenkollektoren in der Lage sind, in den heißeren Vorlauf des Fernwärmenetzes einzuspeisen. Ursprünglich war lediglich eine Einspeisung in den kühleren Rücklauf geplant. Deshalb wurde die Verrohrung sogar nachträglich verändert. Philipp Janssen hofft, „dass wir dieses Konzept duplizieren können.“ Text: Guido Bröer Foto: Süß/HOWOGE