Frank Asbeck will SolarWorld erneut führen

Solarthemen+plus. Der Gründer und langjährige Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck will es erneut wagen. Am heutigen Freitag hat eine Gläubigerversammlung, die vom Vor- bis zum Nachmittag im Bonner Amtsgericht zusammentraf, die Pläne für den Neustart von SolarWorld gebilligt

Gesellschafter des neuen Unternehmens sind Asbeck und zudem die Qatar Solar Technologies, eine Tochter der gemeinnützigen Qatar Foundation. Sie hatte sich auch an der SolarWorld AG beteiligt. Insolvenzverwalter Horst Piepenburg hatte bereits am 8. August einen Vertrag mit der SolarWorld Industries GmbH geschlossen, die am 26. Juli von ihrem Geschäftsführer Frank Asbeck ins Bonner Handelsregister eingetragen worden war. Für Piepenburg bot das Unternehmen offenbar die größte Gewähr, möglichst viele Arbeitsplätze erhalten und die Gläubiger mit einer möglichst hohen Quote bedienen zu können. Andere Bieter kamen nicht zum Zug. Heute sollten nun die Gläubiger dem Handel zustimmen. Piepenburg, der bereits vorher mit den wichtigsten Gläubigern gesprochen hatte, war sich schon der Versammlung sehr sicher, dass der Deal nicht mehr platzt. Gegenüber dem WDR erklärte er: „Ich bin an Zuversicht nicht zu übertreffen.“ Andernfalls hätte er auch keine andere Wahl gehabt, als alle Mitarbeiter am nächsten Tag zu entlassen. Wie Thomas Schulz, Pressesprecher der Insolvenzverwaltung, gegenüber den Solarthemen erklärt, habe die Zustimmung der Gläubiger zur Übernahme bei allen vier insolventen Gesellschaften – der SolarWorld AG, der SolarWorld Industries Sachsen GmbH, der SolarWorld Innovations GmbH und der SolarWorld Industries Thüringen GmbH – bei 100 oder annähernd 100 Prozent gelegen. Fertigung soll 700 Megawatt erreichen Die neue Gesellschaft will an den Standorten in Arnstadt, Freiberg und Bonn 515 Mitarbeiter in der „Startaufstellung“, so Asbeck, weiter beschäftigen. 1200 der ehemals Beschäftigten werden in eine Transfergesellschaft wechseln. Asbeck plant laut eigener Aussage zunächst mit einer Fertigungskapazität von 700 Megawatt. Schon heute habe er von einem Kunden einen Auftrag über 25 MW erhalten, zeigt er sich optimistisch, SolarWorld wieder in die Spur bringen zu können. Auch könne die Kapazität wieder auf das bisherige Niveau von 1 Gigawatt hochgefahren werden. In den kommenden Wochen muss sich zeigen, ob dies mit einer sehr deutlich verringerten Belegschaft gelingt. Mehr als 60 Experten möchte Asbeck auch künftig in Forschung und Entwicklung beschäftigen. „Unsere Forschungsabteilung wollen wir zudem stärker für Branchenpartner öffnen, um gemeinsam die Solartechnologie voranzubringen.“ Die neue SolarWorld Industries solle sich ausschließlich auf die Herstellung von „Premiumprodukten auf der Basis monokristalliner PERC-Solarzellen“ konzentrieren, erläutert Asbeck. Darunter versteht er zum Beispiel Glas-Glas-Module mit beidseitiger Energiegewinnung. Asbeck liegt viel daran, die Bestandskunden zu halten. Daher will SolarWorld Industries nicht nur die übliche Gewährleistung für Neuprodukte bieten, sondern sich gegenüber Altkunden der SolarWorld-Fachpartner besonders kulant zeigen. Sie finden die neue SolarWorld in der Bonner Martin-Luther-King-Straße 24 unter derselben Adresse wie bisher – die war von Asbeck bereits am 9. August ins Handelsregister eingetragen worden. Die Aktionäre der bisherigen SolarWorld AG – darunter als Großaktionär Asbeck – werden kein Geld erhalten. Wie viel die Anleihe- und weitere Gläubiger in den Wind schreiben müssen, ist noch offen. Am 23. November ist der Prüfungstermin für Forderungen angesetzt. Derzeit können noch Forderungen angemeldet werden. Text: Andreas Witt Foto: SolarWorld AG (2014)

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