Wohin soll die Forschung forschen?

Solarthemen+plus. Die Institute des Forschungsverbunds Erneuerbare Energien (FVEE) stellen gestern und heute auf ihrer Jahrestagung in Berlin Ideen und Konzepte vor, mit denen sie das geplante 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung prägen wollen.

Seit 2016 und noch bis zum kommenden Frühjahr läuft dazu das vom Bundeswirtschaftsministerium initiierte strategische Leitprojekt „Trends und Perspektiven der Energieforschung“, an dem fast alle 14 FVEE-Institute beteiligt sind. Das Ganze ist gewissermaßen eine groß angelegte Vorstudie: Das Bundeswirtschaftsministerium lässt von den Instituten des FVEE zunächst erforschen, was die Energieforschung in den kommenden Jahren sinnvollerweise erforschen sollte, in welche Technologien also das staatliche Forschungsgeld fließen sollte. So werden im ersten von zwei Teilprojekten 31 Technologiefelder von einem Konsortium unter Federführung des Wuppertal-Instituts auf ihren Forschungs- und Entwicklungsbedarf hin bewertet. Zwölf Bewertungskriterien entwickelten die Forscher dafür. So fragten sie nach dem klimapolitischen und energiewirtschaftlichen Beitrag von Technologien, aber auch nach der Positionierung von deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich. Zugleich fragten sie, wie kompatibel bestimmte Techniken im Vergleich zum Gesamtsystem seien. Empfehlungen für die Forschungspolitik Im Zweiten Teilprojekt gehen die Forscher von den Szenarien und politischen Zielen für Energiewende und Klimaschutz aus und leiten daraus stufenweise so genannte Maßnahmensteckbriefe ab, die auch Empfehlungen für neue Förderformate für die Energieforschung enthalten. All diese Untersuchungen seien ergebnisoffen angelegt, betont Rolf Brendel, Chef des Solarinstituts ISFH in Hameln und muss schmunzeln als er den Gedanken illustriert: „Würden wir beispielsweise zu dem Ergebnis kommen, dass die Photovoltaik – wovon ich nicht ausgehe – mit Blick auf den Klimawandel keinen sinnvollen Beitrag leisten könnte, dann würden wir halt künftig an was anderem forschen.“ Davon freilich kann vorerst keine Rede sein. Im Gegenteil haben Brendel und andere PV-Forscher im FVEE für ihren Technologiebereich die Empfehlungen für die Forschungsförderung bereits gestern exemplarisch der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie gehen davon aus, dass die Photovoltaik auch künftig ein sehr wichtiges und mit Blick auf die Geschäftschancen der deutschen Volkswirtschaft ein sehr lohnendes Forschungsfeld sein wird, das sich in zahlreiche einzeln benannte Technologiestränge erstreckt. Resultierend aus dem neu entwickelten Bewertungsverfahren heißt es in dem Papier der PV-Forscher: „Der FVEE empfiehlt, die PV-Forschung als langfristiges Investment zu betrachten und sich nicht an kurzfristigen Marktbewegungen zu orientieren. Auf lange Sicht sichert die PV-Forschung eine bezahlbare und umweltfreundliche Stromversorgung in Deutschland und der Welt.“ Den Nutzen für Deutschland sehen die Forscher unter anderem darin, dass die Spitzenstellung des deutschen Anlagenbaus erhalten werde. Weiterhin gehe es darum, die Geschlossenheit der Photovoltaik-Wertschöpfungskette in Deutschland zu erhalten. So gebe es in Deutschland trotz der Konsolidierungsphase der vergangenen Jahre 32000 Industriearbeitsplätze im Bereich der Photovoltaik. Neben wenigen verbliebenen Zellherstellern verweisen die Forscher auf zahlreiche mittelständische Modulhersteller mit einer Gesamtkapazität von 2 Gigawatt sowie eine Branche leistungsfähiger Hersteller von Komponenten wie Wechselrichtern. Ihr Szenario bleibt nicht beim bloßen Zubau von Anlagen stehen: „In einem deutschen Energiesystem mit 200 GW installierter PV-Kapazität müssen allein 8 Gigawatt pro Jahr ersetzt werden – ein großer Markt, von dem eine geschlossene Wertschöpfungskette in der Breite profitiert.“ Text und Foto: Guido Bröer

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