Island ist Erneuerbaren-Weltmeister
Deutschland als selbst ernannter Energiewende-Vorreiter nimmt in der globalen Regenerativ-Rangskala nur einen Platz im Mittelfeld ein, trotz der bisherigen Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren im Stromsektor. „Die Analyse zeigt, dass die Energiewende ein globales Projekt geworden ist“, erklärt AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer anlässlich der Auslosung der WM-Gruppen am 1. Dezember.
Für das Regenerativ-Ranking der WM-Matadoren wurden die Anteile Erneuerbarer Energien am Primärenergieangebot und an der Stromproduktion aller Teilnehmerländer für das Jahr 2015 herangezogen. In beiden Kategorien ist Island vorn, da es seinen Strombedarf vollständig mit Wasserkraft und Erdwärme deckt.
Bei der Fußball-EM 2016 hatten die Isländer mit ihrem gefürchteten Schlachtruf „Huh“ gezeigt, welche erneuerbare Kraft von innen sie mobilisieren können. Das ist auch nötig: Laut FIFA-Schätzung verbraucht ein Fußballspieler pro Partie rund 6,5 Megajoule, das entspricht etwa 1,8 Kilowattstunden (kWh). Legt man diesen Wert für alle 22 Spieler auf dem Platz und die Unparteiischen zugrunde, multipliziert mit 64 WM-Partien, so ergibt sich ein Energieverbrauch der Aktiven auf dem Spielfeld von knapp 3.000 kWh. Das entspricht etwa dem jährlichen Strombedarf eines Familienhaushaltes in Deutschland. „Wie die Fußballer sich körperlich und mental von Spiel zu Spiel erneuern, so sollte die Fußball-WM Ansporn für alle sein, voll auf Erneuerbare Energien zu setzen“, erklärt Vohrer.
Wie dies geschehen kann, machen viele der WM-Teilnehmerländer vor. Gemeinsam auf Platz 2 im Erneuerbaren-Ranking der AEE liegen Costa Rica und Uruguay. Die Südamerikaner verfolgen seit 2008 eine Langzeitstrategie zum Ausbau Erneuerbarer Energien in allen Sektoren. Mehr als die Hälfte des Primärenergieverbrauchs Uruguays kommt aus Erneuerbaren Energien, allein die Windenergie bedient mehr als 20 Prozent des Strombedarfs.
Doch nicht nur kleine Staaten liegen bei der Erneuerbaren-WM vorne: Gleich hinter den drei Spitzenreitern rangiert mit Brasilien das bevölkerungsreichte Land der 32 WM-Teilnehmer. Zwischen Copa Cabana und den Anden setzt man nicht nur auf Energie aus Wasserkraft, sondern ist führend auch bei der Gewinnung von Strom und Kraftstoffen aus Biomasse. „Bei Erneuerbaren Energien haben die Fußballzwerge die Chance, gleichrangig neben den scheinbar Großen zu stehen. Hier gibt es Hidden Champions, an denen sich viele Länder ein Beispiel nehmen können“, betont Vohrer.
29.11.2017 | Quelle: AEE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH