Heizsysteme beeinträchtigen Solarwärmenutzung

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Solarthemen+plus. Die Überprüfung von 1849 Solarwärmeanlagen durch Energieexperten der Verbraucherzentrale zeigt eine Vielzahl an Defiziten auf. Sie sind häufig auf Nachlässigkei­ten der Installateure zurückzuführen. Probelmatisch ist vor allem, dass die Solarthermie-Komponenten nicht optimal in die Heizsysteme eingebunden werden. Den Herstellern wird von der Verbraucherzentrale empfohlen, die Regelungen einfacher bedienbar zu machen.

Gelaufen sind die bundesweiten Tests von Solarwärmeanlagen im Rahmen des „Solarthermie-Checks”, der von den Verbraucherzentralen in einigen Regionen Deutschlands angeboten wird. Die Anlagenbetreiber zahlen für den Check lediglich 40 Euro, er kostet allerdings 422,45 Euro – der größte Teil des Betrages wird über einen Zuschuss des Bundeswirtschaftsministeriums getragen. 7 Prozent der Anlagen funktionieren nicht Stefan Materne, Referent Versorgungstechnik im Team Energieberatung beim Verbraucherzentrale Bundesverband, war an der Auswertung der Daten beteiligt. Er sei ein großer Freund der Solarthermie, erklärt er gegenüber den Solarthemen. Es habe ihn erschreckt, dass sieben Prozent der Anlagen überhaupt nicht funktioniert haben. In manchen Fällen sei nach der Installation einer Solaranlage sogar mehr Energie verbraucht worden als vorher, zum Beipspiel weil sich in der Nacht der Durchfluss umgekehrt habe und die Kollektoren beheizt worden seien. Und andere Anlagen seien ineffizient konstruiert worden; hier könne sich dann auch ein großer Speicher nachteilig auswirken. Heizungsregelung sabotiert solare Effizienz Gründe, um den Solarthermie-Check in Anspruch zu nehmen, gebe es für die Kunden viele. Manche wollten nach einigen Betriebsjahren testen lassen, wie gut eine Anlage noch funktioniert, andere wollten direkt nach der Installation auf Nummer Sicher gehen und viele nähmen den Check in Anspruch, weil sie den Eindruck hätten, die Anlage laufe nicht richtig. Dabei, so Materne, könnten dies viele Hausbesitzer selbst gar nicht richtig einschätzen. Bei über 65 Prozent der thermischen Solaranlagen sei kein Wärmemengenzähler eingebaut worden. „Der Einbau von Wärmemengenzählern bei thermischen Solaranlagen sollte Pflicht für eine öffentliche Förderung der Anlagen werden“, sagt Materne. Das würde es den Verbrauchern erleichtern, die grundsätzliche Funktionsfähigkeit einzuschätzen. Die einfache Maßnahme, die Heizung in den wärmeren Monaten ganz auszuschalten, sei vielen Nutzern offenbar nicht bekannt. Die Heizungen liefen in einigen Systemen das ganze Jahr hindurch und sorgten auch im Sommer jederzeit für warmes Wasser, bevor die Solaranlagen diese Aufgabe übernehmen könnten. Bei nur 27 Prozent der Anlagen zur Warmwasserbereitung und 36 Prozent der Anlagen mit Heizungsunterstützung war die Nachheizung im Sommer abgeschaltet. Die Einweisung in die Anlagen sei häufig unzureichend. Bei 58 Prozent der Solaranlagen hätten auch keine Dokumentationsunterlagen vorgelegen, wodurch die nachträgliche Optimierung selbst für einen Fachmann schwierig werde. Ein weiteres Indiz sei, dass fast zwei Drittel der Anlagenbesitzer keinen Wartungsvertrag abgeschlossen hätten, was dazu beitrage, dass Störungen oder Totalausfälle der Anlagen lange unbemerkt blieben. Offenbar sind die Regelungen zu kompliziert. Materne rät der Industrie, sie für Verbraucher und Handwerker leichter bedienbar zu gestalten. Dadurch würde es einfacher, Anpassungen vorzunehmen, um das System nicht mit Werkseinstellungen betreiben zu müssen. Insbesondere die teilweise mangelnde Abstimmung der Regelung der Solaranlage mit derjenigen des Heizkessels sei sehr problematisch. So könne das vorhandene Sparpotenzial nicht ausgeschöpft werden Dies führe in Kombination mit vielfältigen Installationsfehlern zu ineffizienten Solaranlagen. So wurden laut der Untersuchung die Rohrleitungen nur bei 58 Prozent der Anlagen lückenlos gedämmt, bei 41 Prozent der Anlagen war die Dämmung sogar deutlich lückenhaft ausgeführt oder sie fehlte manchmal komplett. Wichtig für die Sicherheit ist eine Abblasleitung des Sicherheitsventils – sie fehlte bei 19 Prozent der untersuchten Anlagen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband rät dem Handwerk, sich besser schulen zu lassen. Dies könne auch dazu beitragen, mit der Technik ausreichend sensibel umzugehen. Dabei, so sagte Materne gegenüber den Solarthemen, seien Unterschiede zwischen Anbietern durchaus zu bemerken. So gebe es Hersteller und Installateure, die enger miteinander kooperierten. Hier sei der Schulungslevel höher und bei den Anlagen würden weniger Fehler auftreten. Dies sei jedoch beim Check nicht systematisch erfasst worden. Text: Andreas Witt Foto: Ingo Bartussek/fotolia.de

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