12. Eurosolar-Konferenz: Stadtwerke sind bereit für dezentrale Energiewende
Themenschwerpunkte waren die regionalen Verteilnetze für 100 Prozent Erneuerbare Energien, die Verknüpfung der Märkte für Strom, Wärme und Mobilität mit intelligenten Technologien sowie neue Geschäftsmodelle für Kommunalversorger.
In ihrem Eingangsstatement unterstrich Margit Conrad, StM a.D. und Vorstand von Eurosolar Deutschland, die Schlüsselrolle der Stadtwerke für eine gelingende Energiewende. „Sektorenkopplung findet erfolgreich nur dezentral statt“ so Conrad. Sie forderte die Bundesregierung auf, durch die Änderung des Rechtsrahmens die Rolle der Stadtwerke sowie der kommunalen und regionalen Verteilnetzbetreiber als Energiemanager vor Ort zu stärken.
Gesetzesrahmen behindert effektive Energiewende
Rainer Kleedörfer, Prokurist bei der N-energie Aktiengesellschaft, stellte zum Auftakt klar: „Erfolgreiche Energiewende bedeutet, dass Klimaschutz wirksam adressiert wird, Energie für alle Kunden bezahlbar bleibt und Infrastrukturen verlässlich zur Verfügung stehen. Stadtwerke und Regionalversorger leisten hierzu wesentliche Beiträge. Beispielsweise sind die heute rund 1,7 Millionen Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien fast ausnahmslos an deren Netzinfrastruktur angeschlossen. Jedoch behindert der aktuelle Gesetzesrahmen Fortschritt beim Klimaschutz. Dieser muss daher zeitnah an vielen Stellen überarbeitet werden. Sonst kann man bereits heute sagen, dass auch die Klimaschutzziele für 2030 deutlich verfehlt werden.”
Ziel muss NEMO sein
Eurosolar-Vizepräsident Dr. Fabio Longo stellte die von Eurosolar seit Langem eingeforderte Neue Energiemarktordnung (NEMO) vor. Er betonte dabei: „Zukunftsfähige Rahmenbedingungen für die Energiewende zeichnen sich dadurch aus, dass die Erneuerbaren Energien endlich ins Zentrum des Marktes gestellt werden und eine klare Ausrichtung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien in konvergenten Märkten für Strom, Wärme und Verkehr erfolgt. Nur so werden die kommunalen, mittelständischen und bürgerschaftlichen Akteure eine effiziente, kostengünstige und schnelle Energiewende gestalten können. Das Beispiel Nürnberg macht deutlich, dass Stadtwerke dabei vorweg gehen können und das Potential haben, ein Höchstmaß an Energieautonomie zu organisieren.“
Neue Geschäftsfelder für Kommunalversorger
An den beiden Konferenztagen wurden zahlreiche fachliche Impulse aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutiert. Einen Schwerpunkt bildete dabei die Ertüchtigung der Verteilnetze für 100 Prozent Erneuerbare Energien. Die Referenten analysierten die Rahmenbedingungen für Verteilnetzbetreiber und das Konzept lokaler und regionaler Energiezellen. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Konvergenz bei den Energiemärkten: Hier sprachen Experten über die Möglichkeiten von Erneuerbaren Energien und Sektorenkopplung sowie die Herausforderungen der IT-Sicherheit im digitalen Stadtwerk.
Der zweite Konferenztag stand unter anderem im Zeichen der Kommunalversorger als Mobilitätsdienstleister. Hier wurden intelligente Netze und neue Mobilitätsprodukte beleuchtet und kritisch diskutiert. Am Nachmittag ging es schließlich um den dezentralen Ausbau Erneuerbarer Energien. Die Wettbewerbsfähigkeit von Windkraft durch regionale Kooperationen war ebenso Thema wie der Wandel der Strommärkte und die Entwicklung von Mieterstromprojekten in der Praxis.
Hintergrund
Eurosolar veranstaltet die Konferenzreihe „Stadtwerke mit Erneuerbaren Energien“ bereits seit 2006. In Kooperation mit wechselnden Stadtwerken in der gesamten Bundesrepublik werden die Erneuerbaren Energien und die Akteure einer umweltfreundlichen und verbrauchernahen Energieversorgung in den Mittelpunkt gerückt. Die Konferenz zeichnet sich durch einen konsequenten Fokus auf die Chancen und Herausforderungen der Energiewende für Stadtwerke aus. Impulse aus Wissenschaft, Politik, Praxis und Gesellschaft werden produktiv verbunden und intensiv diskutiert.
16.05.2018 | Quelle: Eurosolar | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH