Michael Bönisch von Heckert Solar zum Standort Deutschland

Foto: Heckert Solar§Werk von Heckert§Das Astronergy-Werk in Frankfurt (Foto: Astronergy)§Module von Heckert
Michael Bönisch ist Prokurist der Heckert Solar GmbH und leitet den Bereich Vertrieb & Marketing. Heckert Solar hat sich auf die Fertigung von Solarmodulen spezialisiert und produziert seit dem Jahr 2001 in Chemnitz.

 Der SolarServer hat gefragt, wie es aus Sicht von Heckert Solar um Deutschland als Produktionsstandort für Solarzellen und -module bestellt ist. In der kommenden Zeit präsentieren wir die Antworten von weiteren Unternehmen, die in Deutschland und Europa produzieren.  

Solarserver: Welche Chance räumen Sie der Solarindustrie, speziell den Produzenten von Solarzellen und -modulen, in Deutschland und Europa in den nächsten Jahren ein?
Michael  Bönisch: Zu Europa: Arbeitet man als Modulhersteller ebenso wie erfolgreiche Unternehmen in anderen Branchen, ist auch hier Wachstum möglich. Wir konnten in den letzten Jahren Gewinne einfahren.
Schauen wir auf der anderen Seite nach Fernost: Trotz aller staatlichen Unterstützung ist auch die Zukunft für chinesische Hersteller ungewiss. Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass Firmen, die vor wenigen Jahren noch vorne waren, inzwischen verschwunden sind oder durchgereicht wurden.
Solarserver: Produzieren Sie selbst noch Solarzellen und/oder -module in Deutschland? Was produzieren Sie hier? In welcher Menge?
Bönisch: Seit über 15 Jahren produzieren wir nun Solarmodule in Chemnitz. Die Nachfrage nach Modulen „Made in Germany“ ist nach wie vor da und wird von Heckert Solar bedient. Unsere Kapazität liegt bei rund 330MW im Jahr. Aktuell produzieren wir rund 17 MW im Monat.
Werk von Heckert
Solarserver: Was stimmt Sie zuversichtlich, dass wir mit Ihrem Unternehmen auch in fünf Jahren noch Interviews führen können? Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in fünf Jahren?
Bönisch: Gibt es Ihr Medium noch in fünf Jahren? Wie wird die Welt in fünf Jahren aussehen? Wenn wir in die Zukunft sehen könnten, sollte man doch besser Spekulant werden. Unerlässlich ist es, jeden Tag seine Hausaufgaben zu machen und das Beste zu geben. Eine solide Finanzstruktur bei stetigem aber kontrolliertem Wachstum, Flexibilität um auf Marktereignisse jederzeit reagieren zu können, nicht zuletzt eine intensive und überwiegend langjährige Bindung zu unseren Kunden, Transparenz und Service sowie neue interessante Produkte und Geschäftsmodelle sollen uns dabei helfen.
Solarserver: Worin sehen Sie für Ihr Unternehmen besondere Erfolgsfaktoren bzw. Marktoptionen?
Bönisch: Nach wie vor sehen wir unsere Stärken im Bereich der Installateure und Handwerker, da wir hier maßgeschneiderte Komplettlösungen aus einer Hand anbieten können und auch bei technischen Fragen und Sonderfällen versierte Unterstützung bieten können. Neue erfolgsversprechende Kooperationen mit EVUs können ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.
Solarserver: Worin sehen Sie eventuell besondere Vorteile für eine Produktion in Europa bzw. in Deutschland?
Bönisch: Die Vorteile sind klar: Bessere Kontrolle über Qualität und Kosten, Wertschöpfung erfolgt im Inland, nach wie vor große Akzeptanz der Herstellung „Made in Germany“ und höchste Flexibilität gepaart mit kurzen Lieferzeiten
Das Astronergy-Werk in Frankfurt (Foto: Astronergy)
Module von Heckert

Solarserver: Welche Ihrer Produkte sind aus Ihrer Sicht von besonderer Bedeutung?
Bönisch: Da wir selbst nur die Module herstellen, bilden diese auch unser Kerngeschäft und sind unser wichtigstes Gut. Dennoch bezeichnen wir uns als lösungsorientierter Großhändler mit angeschlossener eigener Modulproduktion.
Bei den Modulen geht der Trend ganz klar zu Mono-PERC-Produkten.
Solarserver: Vor allem Unternehmen in Asien haben enorme Produktionskapazitäten im Gigawattbereich aufgebaut. Wir können Sie hier gegenhalten?
Bönisch: Es geht nicht um Größe, sondern darum, die Kosten im Griff zu haben und den richtigen Weg zum Kunden zu finden. Dadurch, dass wir den letzten Teil der Wertschöpfung abdecken, können wir viel Druck auf die vorgelagerten Wertschöpfungsstufen weitergeben. „Economy of Scale“ ist eine Theorie, in der Praxis kenne ich jedoch kein Großunternehmen, welches eine effiziente Verwaltung hat. Darum kann ein gut geführter Mittelständler meist einen Konzern unterbieten.
Solarserver: Wie viele Beschäftigte arbeiten bei Ihnen. Werden Sie deren Zahl in nächster Zeit ausbauen können oder sogar müssen? Oder werden Sie deren Zahl reduzieren?
Bönisch: Wir halten unsere Beschäftigungszahlen seit Jahren konstant bei etwa 200 Mitarbeitern. Sicher wird zukünftig der ein oder andere neue Kollege noch dazu kommen, denn ganz ohne Wachstum geht es auch bei Heckert Solar nicht.
Solarserver: Ist Fachkräftemangel für Sie ein großes Problem?
Bönisch: Dieses Problem trifft uns zuweilen auch. Manchmal muss man dann eben länger suchen, bis man sich findet. Hilfreich ist dabei allerdings auch der gute Ruf vor allem in unserer Region.
Solarserver: Was tun Sie, um geeignete Beschäftigte für Ihr Unternehmen zu finden?
Bönisch: Wir versuchen bereits im frühen Stadium, junge Leute an unser Unternehmen zu binden und bilden sehr stark aus. Außerdem arbeiten wir mit Personalagenturen zusammen. In die Karten spielen uns dann auch unser positives Arbeitsklima, flache Hierarchien und ein moderner Arbeitsplatz im Südwesten Sachsens.
Solarserver: Die Solarbranche ist weiterhin – wie fast jede andere Branche auch – von politischen Rahmenbedingungen abhängig. Welche politische Maßnahme auf deutscher oder europäischer Ebene könnte den hiesigen Produzenten besonders helfen?
Bönisch: Die Eindämmung des staatlich gestützten Dumpings in China und der Abbau der Hürden für die Photovoltaik.
Das Interview führte Andreas Witt.

US

25.06.2018 | Interview: Andreas Witt (Solarthemen), Fotos: Heckert Solar GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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Das Interview führte Guido Bröer.

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