Sektorenkopplung erleichtert Mieterstrom
„Je höher der Anteil des vor Ort erzeugten und genutzten Stroms ist, umso mehr rechnet sich Mieterstrom sowohl für Immobilienbesitzer als auch für Mieter", sagt Florian Henle, Geschäftsführer von Polarstern. Um einen möglichst hohen Direktverbrauch zu erzielen, sei die Nutzung des erzeugten Stroms nicht nur in der Strom-, sondern auch in der Wärmeversorgung von Vorteil.
Grundlast über Wärmeversorgung
Die Rentabilität von Mieterstrom sei damit nicht mehr allein vom Stromverbrauchsprofil der Bewohner und der Anpassung an die Stromerzeugung sowie der Teilnahmequote abhängig. Vielmehr sorgt die integrierte Wärmeversorgung für eine gewisse Grundlast und damit den nötigen Direktverbrauch, den es im jeweiligen Mieterstromprojekt braucht.
Gerade in Gebäuden mit Zentralheizung ist die Wärmeversorgung der Mieter Sache der Immobilienbesitzer und Vermieter. Sie können den in PV-Anlagen oder BHKWs erzeugten Strom direkt einsetzen. „Sie erhöhen damit nicht nur den Direktverbrauch, sondern senken auch den Primärenergiebedarf der Gebäude“, sagt Henle. Das sei ein wichtiges Argument für die Finanzierung solcher Mieterstromprojekte, deren Kosten aufgrund der benötigten Anlagen naturgemäß höher sind. Schließlich würden so die Kriterien hoher Förderungen erfüllt, etwa von der KfW, erläutert Henle. Zusätzlich kann der Anlagenbesitzer die Mieterstrom-Direktförderung und oftmals weitere lokale Förderungen beantragen und so die Amortisationszeit der Investitionen verkürzen.
Mieterstrom im Mehrfamilienhaus mit 7 Wohneinheiten
Am Rande der Schwäbischen Alb entsteht derzeit ein Mehrfamilienhaus mit sieben Wohnungen, die mit Mieterstrom versorgt werden. Der erzeugte Strom wird zur Stromversorgung der Bewohner und zum Betrieb von zwei Wärmepumpen für die Erzeugung von Brauchwasser (10 Kilowatt) und zum Heizen (22 Kilowatt) genutzt. Damit erzielt die PV-Anlage mit einer Leistung von 30 Kilowatt Peak einen Direktverbrauch in Höhe von rund 49 Prozent. Gleichzeitig sinken die Strom- und die Wärmekosten der Mieter. Die Stromkosten liegen voraussichtlich rund 13 Prozent unter dem lokalen Grundversorgertarif. Ein zusätzlicher Speicher erhöht den Direktverbrauch um 11 Prozent auf dann 60 Prozent und hebt die Autarkie auf 49 Prozent.
Kooperation mit Mieterstrom-Partnern ist entscheidend für den Erfolg
Die Umsetzung eines Mieterstromprojekts mit kombinierter Anlagentechnik erfordert stets ein gesondertes Messkonzept. Dieses ist mit dem jeweiligen Verteilnetzbetreiber individuell abzustimmen. Auch müssen bei der Abrechnung die verschiedenen Vergütungsformen für den von der PV-Anlage und den für die Wärmepumpe erzeugten Strom berücksichtigt werden, was vergleichsweise komplex ist und einen erfahrenen Mieterstrompartner erfordert.
Bei der Mieterstromversorgung arbeitet der Immobilienbesitzer deshalb im genannten Projekt mit Polarstern als Mieterstromdienstleister zusammen. „Wir realisieren das Mieterstromprojekt im Rahmen unseres Enabling-Modells. Das bedeutet, der Immobilienbesitzer ist Anlagenbesitzer und -betreiber, während wir ihm seitens Polarstern den Strom zur Mieterstromversorgung abkaufen und als Energieversorger an die Mieter weiterreichen. Der Immobilienbesitzer vermeidet so, gewerbesteuerpflichtig zu werden und erzielt eine Rendite, die über der EEG-Einspeisevergütung liegt. Für PV-Anlagen sind dies aktuell rund 15 Prozent inklusive der Förderung nach dem Mieterstromgesetz, bei BHKWs sind es mindestens 20 Prozent“, so Henle.
"Der Vorteil integrierter Mieterstromkonzepte entfaltet sich erst, wenn beratende Planung, Anlagentechnik und Prozesse effizient ineinandergreifen und reibungslos funktionieren. Dann rechnen sich komplexe Mieterstromprojekte auch in kleineren Wohngebäuden", bilanziert er.
04.07.2018 | Quelle: Polarstern | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH