Kleiner Aufschwung für den PV-Markt

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Solarthemen 506. Die Installationszahlen der Photovoltaik sind in diesem Jahr wieder angestiegen – auch wenn sie lange nicht an die Zuwächse in den besten Jahren heranreichen. Dies kommt auch den Unternehmen zugute, die weiterhin in Deutschland Solarmodule und weitere Komponenten pro­duzieren.

Die Installationszahlen der Photovoltaik sind in diesem Jahr wieder angestiegen – auch wenn sie lange nicht an die Zuwächse in den besten Jahren heranreichen. Dies kommt auch den Unternehmen zugute, die weiterhin in Deutschland Solarmodule und weitere Komponenten pro­duzieren. Im ersten Halbjahr 2018 wurden Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1340 Megawatt neu installiert – das sind fast 50 Prozent mehr neue Solarstromleistung als im Vorjahreszeitraum, in dem 901 MW errichtet wurden. Aufgrund gestiegener Installationszahlen werden nun sei einiger Zeit erstmals wieder die Einspeisevergütungen abgesenkt. Sie werden von der Bundesnetzagentur seit August zunächst bis zum Oktober um jeweils 1 Prozent im Monat reduziert. Basis ist der Brutto-Zubau der Monate Januar bis Juni. Der in dieser Zeit erreichte Wert wird auf 12 Monate hochgerechnet, d.h. auf 2727 MW. Diese Leistung liegt über dem im Erneuerbare-Energien-Gesetz vom Bundestag festgelegten Ausbaukorridor: Ab einem Aus­bau von 2500 MW kommt es zu der Verringerung der Förderung von 1 Prozent. Wesentlicher Träger des Marktes sind die Anlagen, die nicht über Ausschreibungen eine Förderung erhalten, sondern über das EEG eine garantierte Einspeisevergütung oder Marktprämie erhalten. Dies sind etwas mehr als 954 MW der gesamten im 1. Halbjahr installierten rund 1340 MW. Interesse wächst wieder Der Bundesverband Solarwirtschaft führt den Zuwachs der Installationszahlen vor allem auf gesunkene Preise zurück. Aber auch der Rekordsommer habe zum Interesse an neuen Solarstromanlagen beigetragen. Der Branchenverband fordert die Bundesregierung auf, die Investitionsbereitschaft bei Bürgern und Unternehmen künftig noch stärker zu nutzen, um wachsende Klimaschäden mit Hilfe der Solarenergie zu vermeiden. Dafür sollten nach Meinung des Verbandes verbliebene Marktbarrieren und Ausbaudeckel für die Solarenergie schnell beseitigt werden. Nicht nur Planer und Installateure profitieren von einem wieder wachsenden Markt in Deutschland. Auch wenn SolarWorld als größter heimischer Hersteller Insolvenz anmelden musste, gibt es weiterhin eine Reihe von Unternehmen, die in Deutschland Solarmodule fertigen. Darunter sind Firmen wie die Sunovation Produktion GmbH, die sich auf spezielle Anwendungen konzentrieren. Nach Aussage von Geschäftsführer Heribert Ley konzentriert sich das Unternehmen auf die gebäudeintegrierte Photovoltaik. HIer sei es von Vorteil, individuelle, wandelbare Produkte anbieten zu können. Dabei mache nicht die Menge den Unternehmenserfolg aus, so Ley: „Da wir unsere Solargläser als Bauelemente betrachten, messen wir unsere Produktionskapazität nicht in Megawatt sondern in Quadratmetern.In unserer Fabrik in Aschaf­fenburg können wir derzeit ca. 50000 Quadratmeter individuell zugeschnittener Solarglas-Module herstellen. Aufgrund der sehr komplexen Anforderungen an Planung und Produktion ist für uns der Produktionsstandort in Deutschland ideal.“ Premiumqualität aus Deutschland Die Dresdener Solarwatt GmbH wählt nach Aussage ihres Geschäftsführers Detlef Neuhaus den Weg des Premiumangebotes. Das Unternehmen setze auf Privathaushalte und Gewerbebetriebe, die sich selbst mit PV-Strom versorgen wollen. „Dieses Segment wächst und hat eine große Zukunft vor sich“, betont Neuhaus: „Das ist unser Fokus, der ruinöse Massenmarkt für Großprojekte interessiert uns dagegen nicht.“ Chancen für einen neuen Solarkonzern mit großem Produktionsstandort in Deutschland oder Europa sieht Neuhaus nach der wiederholten Insolvenz von SolarWorld derzeit nicht. „Dafür ist die Konkurrenz aus Asien schon zu weit enteilt und die Preise am Modulmarkt zu niedrig.“ Doch für seine Kunden produziert Solarwatt in Dresden weiterhin Module und konzentriert sich dabei vor allem auf Glas-Glas-Module. Solarwatt besteht bereits seit 1993. 2012 hatte das Unternehmen in Eigenverwaltung eine finanzielle Krise zu meistern und nutzte die Phase zu einer Neuausrichtung. Das Unternehmen produziere alle wesentlichen Komponenten für Eigenversorger vom Modul bis zum Energie-Management-System selbst, erläutert Neuhaus: „Diese Systemstrategie funktioniert für uns sehr gut, der Umsatz wächst jedes Jahr, genauso unsere Beschäftigtenzahlen.“ Heckert Solar in Chemnitz verfolgt einen anderen Weg. Das Unternehmen produziert seit 2001 Solarmodule. „Die Nachfrage nach Modulen ‚Made in Germany‘ ist nach wie vor da und wird von Heckert Solar bedient“, erklärt Vertriebsleiter Michael Bönisch: „Unsere Kapazität liegt bei rund 330 MW im Jahr.“ Damit habe das Unternehmen in den letzten Jahren Gewinne einfahren können. „Nach wie vor sehen wir unsere Stärken im Bereich der Installateure und Handwerker, da wir hier maßgeschneiderte Komplettlösungen aus einer Hand anbieten können und auch bei technischen Fragen und Sonderfällen versierte Unterstützung bieten können“, nennt Bönisch Faktoren für den Erfolg. Aber auch chinesische Unternehmen nutzen Europa und speziell Deutschland als Produktionsstätte. Ein Beispiel ist Astronergy Solarmodule GmbH in Frankfurt (Oder), die zur chinesischen Chint-Gruppe gehört. Im Jahr 2014 hatte das Unternehmen die Solarfabrik von Conergy übernommen. Es produziert seit dieser Zeit Solarmodule an diesem Standort. Flexibilität als Plus „Trotz wachsender Dominanz der asiatischen Hersteller sehen wir weiterhin gute Chancen für hiesig produzierte Solarmodule“, erklärt Stefan Stadler von Astronergy: „Die Anforderungen werden spezieller und bei der Vielfalt an Herstellern zählt nicht nur der Preis sondern vielmehr eine stabile Kundenbeziehung, Vertrauen und Stabilität in das Produkt und seine nachhaltige Qualität.“ PV-Systeme würden komplexer und der Kostenanteil der Module werde kleiner, was wiederum Luft für einen gewissen Aufpreis für deutsche Module schaffe. „Das Preisdumping am Markt wird auch an der Qualität der Module nicht spurlos vorbeigehen“, sagt Stadler: „Und wir sind zuversichtlich, dass die Kunden 3 bis 4 Euro je Modul mehr ausgeben werden, um auf Nummer sicher zu gehen.“ Zudem könne ein regionaler Ansprechpartner schneller handeln und flexibler auf Kundenanforderungen eingehen, so Stadler, „als wenn Sie nochmal vier bis sechs Wochen auf dem Seeweg einplanen müssen bzw. dann nicht mehr eingreifen können.“ Text: Andreas Witt; Foto: bunyarit/fotolia.de

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