Massiver Abbau von Arbeitsplätzen in der Windindustrie

Solarthemen 506. Deutsche Hersteller von Windkraftwerken sind offenbar ins Straucheln geraten. Bereits seit Beginn des Jahres werden Arbeitsplätze abgebaut. Dies betrifft aber vor allem den heimischen Markt. Jetzt reagiert Enercon auf diesen Strukturwandel.

Krisengespräche mit der Politik: Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat den Beschäftigten von Enercon Hilfe zugesagt. Die Geschäftsleitung von Enercon war trotz Einladung bei diesem Treffen nicht dabei, hatte die eigene Position aber schon zuvor gegenüber Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann vertreten. Krise im deutschen Windsektor Anlass für die Krisensituation auf dem Arbeitsmarkt: Bei Enercon und abhängigen Zulieferbetrieben werden Hunderte von Stellen gestrichen. „Wir haben deutlich gemacht, dass es vor allem neue Regelungen für Sonderausschreibungen braucht sowie eine Anhebung der Ausschreibungsmenge.” sagt Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig. Für die Onshore-Branche brauche es in Deutschland eine klare neue Perspektive durch eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Ohne eine politische Weichenstellung noch in diesem Jahr werde sich der negative Trend in der Branche nicht umkehren lassen. Mit ihm sei der anhaltende Produktionsrückgang verbunden, analysiert Kettwig. Die Wachstumsperspektiven für Enercon lägen „unter den aktuellen Voraussetzungen” in internationalen Märkten. Enercon baue daher seine Struk­tur um und verlagere die Produktion. Nach Angaben der Branchenverbände VDMA Power Systems und Bundesverband Windenergie wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres Onshore-Windkraftanlagen mit einer Leistung von rund 1,6 Gigawatt (GW) errichtet. Das ist ein Rückgang des Bruttozubaus um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für das Gesamtjahr wird mit einem Zubau von bis zu 3,5 GW gerechnet. In den vorherigen vier Jahren waren es im Durch­- schnitt noch 4,6 GW. Dieser Rückgang führt jedoch nicht zwangsläufig zu einem generellen Problem bei den Unternehmen. So lag der gesamte internationale Auftragsbestand bei Nordex im ersten Halbjahr bei fast 3,2 GW; im vergangenen Jahr waren es rund 1,7 GW. Laut dem Nordex-Vorstandsvorsitzenden José Luis Blanco stagniert dagegen der deutsche Heimatmarkt. Der aufwändige Transport von Windkraftanlagen sowie Forderungen einiger Länder, Komponenten vor Ort zu produzieren, führen nach Aussage von Kettwig zum notwendigen Umbau von Produktionsstandorten. Heimische Arbeitsplätze sind daher an die Installation von Anlagen in Deutschland gebunden. Der für Enercon zuständige IG Metall-Bezirksleiter Geiken hofft auf die Politik. „Der Bundesminister hat uns versichert, dass die geforderten Sonderausschreibungen kommen und – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – in 2019 und 2020 wirksam sein sollen”, so der Gewerkschafter. Text: Andreas Witt; Foto: Siemens

Schließen