Branche rätselt über BAFA-Statistik

Solarthemen 507. Seit Jahresbeginn meldet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Mo­nat für Monat Rekord-Antragszahlen für Heizungssysteme mit erneuerbaren Energien. Doch fragt sich die Branche zunehmend, wann und ob diese je gebaut werden.

Ginge es nach den Säulendiagrammen, die das BAFA regelmäßig per Twitter verbreitet (siehe Grafik), dann müsste die Regenerativ-Heizungsbranche in diesem Jahr frohlocken. Die monatlichen Antragszahlen liegen in allen drei Fördersegmenten – Solarthermie, Holzheizungen und Wärmepumpen – weit über den Vorjahreswerten. Bei Wärmepumpen wurden bis einschließlich August 19 Prozent mehr Anträge gestellt, bei der Solarwärme liegen die Antragszahlen um 48 Prozent über den 2017er Werten und für Biomasseheizungen stellten sogar 70 Prozent mehr Hausbesitzer einen Förderantrag. Für Anna Katharina Sievers vom Deutschen Energieholz und Pellet-Verband ist das ein Rätsel: „Wir können es uns nicht erklären. Die BAFA-Zahlen decken sich überhaupt nicht mit der Marktentwicklung.“ Statt massiver Zuwächse verzeichneten die Hersteller von Pelletskesseln in diesem Jahr sogar leichte Rückgänge des Geschäfts; bestenfalls könne man von Stagnation sprechen, berichtet Sievers, die sich dabei auf Erhebungen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und Gespräche mit DEPV-Mitgliedsunternehmen beruft. Auch bei der Solarthermie kann Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW), 2018 keinen Aufschwung erkennen – ganz im Gegenteil: „In den ersten sieben Monaten dieses Jahres ging die Nachfrage für Solarwärme-Anlagen gegenüber dem Vorjahr um gut 10 Prozent zurück.“ Erst in den Sommermonaten hätten sich deutlich gestiegene Ölpreise und eine anziehende Nachfrage nach Solarthermie-Großanlagen dämpfend auf den Marktrückgang ausgewirkt, meint Körnig: „Nach einem besonders schlechten Jahresstart verringerte sich der Marktrückgang im Sommer auf unter fünf Prozent. Die Zahlen bleiben aber alles andere als zufriedenstellend.“ Dass die Antragszahlen nicht direkt mit den Vorjahreswerten zu vergleichen sind, ist auch vom BAFA zu hören. Denn am 1.1.2018 ist das Antragsverfahren umgestellt worden. Galt 11 Jahre lang von 2007 bis 2017 für die weit überwiegende Zahl der Förderfälle das einstufige Verfahren, bei dem Anträge erst nach der Investition eingereicht werden mussten, so sind diese jetzt vorher auf elektronischem Weg zu stellen. Dies birgt natürlich die Gefahr, dass Interessenten eine Förderung beantragen und bewilligt bekommen, die sie später nicht in Anspruch nehmen, weil sie die Anlage dann doch nicht bauen. Bis 2006, solange das zweistufiges Verfahren galt, verzeichnete das BAFA Schwundquoten von 20 bis 25 Prozent. Allerdings hat man im Eschborner Bundesamt bislang gehofft, dass mit dem elektronischen Antragsverfahren und dessen ausgeklügeltem Online-Dialog viel weniger Fehler passieren als mit dem früheren Papierverfahren. Davon erhoffen sich die Verantwortlichen auch eine geringere Schwundquote. Immerhin war die Richtlinie zur Umstellung des BAFA-Antragsverfahrens im Sommer 2017 die erste Maßnahme die die Bundesregierung aus dem langen Kanon ihrer neuen „Förderstrategie Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“ verwirklicht hat. Erst in einigen Monaten, wenn Statistiken über die tatsächlich 2018 gezahlten MAP-Zuschüsse vorliegen wird sich der Erfolg beurteilen lassen. Der Kontrast zwischen den Antragszahlen und den Marktbeobachtungen der Branchenverbände gibt freilich Anlass zur Skepsis. Quelle und Grafik: BAFA

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