90 % solare Deckung in Wärmenetzen überall in Europa möglich

Foto: Guido Bröer
Solarthemen+plus Forscher der spanischen Universität von Tarragona haben die Möglichkeit für überwiegend solar beheizte Fernwärmenetze in Europa verglichen. Ihre Studie zeigt: Selbst in Finnland kann die Sonnenenergie die Gashei­zung im Winter fast vollständig ersetzen.

Die Universitat Rovira i Virgil (URV) hat unter Leitung des Ingenieurs Dieter Boer federführend eine Untersuchung über die ökonomische und ökologische Relevanz von Solarwärmenetzen an vier verschiedenen Standorten in Europa durchgeführt: Madrid, Athen, Berlin und Helsinki. Wie die Forscher in der Zeitschrift Applied Energy schreiben, zeigt die Studie, dass Solarenergie in einem modellhaften Fernwärmenetz mit 1120 angeschlossenen Wohnungen an allen untersuchten Standorten mehr als 90 Prozent der benötigten Energie erzeugen könnte. Voraussetzung ist eine entsprechende Skalierung. „In den kälteren Klimaten sind die Dimensionen und damit die Ausgangsinvestitionen höher“, schreiben die Forscher. Während in Athen eine Kollektorfläche von 2100 m² und in Madrid von 7000 m² ausreiche, seien in Berlin 15.000 m² und in Helsinki mehr als 30.000 m² zu wählen. Bezogen auf das Volumen des Warmwasserspeichers benötigte Athen 15.000 m³, Madrid 65.000 m³, Berlin 149.000 m³ und Helsinki 230.000 m³. Ökonomisch rechnen sich Solarwärmenetze mit hohen Deckungsgraden dennoch unter heutigen Bedingungen eher in den kälteren Klimazonen, erläutern die Forscher. Grund dafür sei der geringe Wärmebedarf in den mediteranen Bereichen, wegen dem die Investitionsmehrkosten des Solarsystems stärker ins Gewicht fielen. Bei den heutigen niedrigen Erdgaspreisen lägen die Wärmegestehungskosten in dem simulierten 90-Prozent-Solarwärmenetz in Athen um 50 Prozent höher als diejenigen eines Erdgas-Referenzsystems. Perspektivisch könne das Solarsystem allerdings in allen europäischen Klimazonen auch ökonomisch mit fossilen Fernwärmesystemen gleichziehen und diese überholen. Text: Oliver Ristau/Guido Bröer Foto: Guido Bröer

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