Dena: Wohnsiedlungen energetisch günstig sanieren

Saniertes Einfamilienhaus in Tilburg (NL) nach NetZero-Standard. Es erzeugt die gesamte übers Jahr benötigte Energie selbst. Foto: Ronald Schilleman
In Deutschland werden die ersten Prototypen für eine standardisierte und günstige energetische Sanierung von Mehrfamilienhäusern (Energiesprong) umgesetzt. Die Elemente arbeiten mit Solarenergie.

Wie die Deutsche Energieagentur (Dena) mitteilte, schließen sich die Energiesprong-Marktentwicklungsteams aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden zusammen, um Nullenergie-Sanierungslösungen für Mehrfamilienhäuser in Nordwesteuropa zu entwickeln. Gemeinsam mit Wohnungsunternehmen setzten sie im Rahmen des EU-Förderprogramms Interreg NWE „Mustbe0“ mehrere Prototypen mit insgesamt 415 Wohneinheiten um, die den Breitenmarkt für schnelle, qualitativ hochwertige und bezahlbare Nullenergie-Sanierungen vorbereiten sollen.

Der Großteil der Prototypen werde in Deutschland umgesetzt. Mit dabei seien die Arsago Gründstücks- und Beteiligungsgesellschaft, Baugenossenschaft Oberricklingen, VBW Bauen und Wohnen, Vonovia und die Wohnungsgenossenschaft am Vorgebirgspark.

Allein in Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden gibt es nach Auskunft der Dena rund 43 Millionen Wohnungen, die in den nächsten 30 Jahren saniert werden müssen, um die EU-Klimaziele für 2050 zu erreichen. Die aktuelle Sanierungsquote in den Ländern reiche jedoch bei Weitem nicht aus. „Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir den Sanierungsprozess neu denken und bei garantierter, gleichbleibend hoher Qualität deutlich schneller und günstiger werden“, sagt Uwe Bigalke, Leiter des Energiesprong-Marktentwicklungsteams bei der Dena.

Ein wesentlicher Bestandteil der Energiesprong-Lösung sind industriell vorgefertigte, maßgeschneiderte Elemente für Fassaden und Dächer mit vollständig integrierten Energiesystemen, mit denen die Dauer der Sanierungsarbeiten von mehreren Monaten auf wenige Wochen reduziert wird. Es gehe laut Dena um vorgefertigte Fassaden- und Solardachelemente, einem vormontierten Energiemodul, das Heiz-, Lüftungs- und Speichertechnik beinhalte sowie einem Monitoring-System.

Mit steigenden Stückzahlen ergebe sich ein enormes Kostensenkungspotenzial, wie bei der Markteinführung für Einfamilienhauslösungen in den Niederlanden und später in Frankreich und Großbritannien habe beobachtet werden können. „In den kommenden dreieinhalb Jahren werden wir auf dieser Grundlage anhand der Prototypen eine breitenmarktfähige Net-Zero-Sanierungslösung entwickeln, die sich auf zahlreiche Mehrfamilienhäuser in Nordwesteuropa übertragen lässt“, erwartet Bigalke.

Der Energiesprong-Net-Zero-Standard stehe für klimaneutrale, moderne und komfortable Wohnungen, in denen die Menschen gerne leben. Jedes Haus produziere im Jahresmittel so viel Energie, wie es für Heizung, Warmwasser und Haushaltsgeräte braucht. Geld, das für Energiekosten und Instandhaltung ausgegeben worden wäre, fließe in die Refinanzierung der Sanierung. Das Ziel sei, dass die Lebenshaltungskosten für die Bewohner dabei nicht steigen und die energetische Qualität sowie der Innenraumkomfort für bis zu 30 Jahre garantiert werden.

Energiesprong wurde in den Niederlanden entwickelt und dort in mehr als 4.500 Gebäuden umgesetzt. Das Konzept werde weltweit durch Marktentwicklungsteams vorangetrieben, die auf Seiten der Wohnungswirtschaft die entsprechende Nachfrage schaffen und bündeln und die Bauwirtschaft unterstützen, Energiesprong-Lösungen anzubieten und kontinuierlich zu verbessern. Gleichzeitig setzten sie sich für optimale politische und finanzielle Rahmenbedingungen ein, um den Breitenmarkt anzustoßen. So soll eine Marktdynamik ausgelöst werden, die die Bauwirtschaft bewege, in digitalisierte Vorfertigungssysteme für maßgeschneiderte, industrielle Lösungen zu investieren.
17.4.2019 | Quelle: Deutsche Energieagentur  | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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