Heimspeicher-Blockchain kann Stromnetz stabilisieren

Solarthemen+plus. In ihrem vor zwei Jahren gestarteten Blockchain-Projekt haben der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und der Batteriehersteller sonnen jetzt gezeigt, dass mit der Blockchain vernetzte, dezentrale Heimspeicher das Strom­netz stabilisieren können.

„Wir haben erstmals gezeigt, dass es technisch möglich ist, die Blockchain-Technologie zu nutzen, damit Haushalte über ihre Heimspeicher das Stromnetz stabilisieren können. Die Ergebnisse unseres Pilotprojekts sind so vielversprechend, dass wir dies nun in weiteren Blockchain-Projekten tiefer untersuchen wollen“, kündigte Manon van Beek, CEO von Tennet, an. Sie sieht großes Potenzial in der Nutzung von Batteriespeichern für die Flexibilisierung des Stromsystems, denn 2030 könnte es in Deutschland laut dem neuesten Netzentwicklungsplan (NEP 2030) bereits dezentrale PV-Batteriespeicher mit einer Gesamtleistung von bis zu 10.000 Megawatt geben. Das sei mehr als die gesamte heute installierte Leistung aller Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland zusammen. Voraussetzung dafür, dass solche kleinen dezentralen Flexibilitäten das Stromsystem stabilisieren könnten sei allerdings, so van Beek, dass der Regulierungsrahmen künftig die richtigen Anreize für diese Flexibilitäten schaffe. „Mit dem Projekt haben wir bewiesen, dass die vernetzten Speicher unserer sonnen-Community nicht nur Primärregelleistung sondern auch Redispatch beherrschen“, sagte Jean-Baptiste Cornefert, Geschäftsführer e-Services bei sonnen. Da sich so eine virtuelle Batterie an nahezu jedem beliebigen Punkt im Stromnetz bilden könne, sei diese Technologie ein Schlüssel für ein neues Energiesystem. In dem Pilotprojekt nutzte Tennet ein virtuelles Kraftwerk aus Heimspeichern, das sonnen dafür bereitstellte. Die damit vernetzte Blockchain-Lösung wurde von IBM entwickelt. Getestet wurde, inwieweit sich damit bei Engpässen im Stromnetz Notmaßnahmen wie die Abregelung von Windparks reduzieren lassen. Das intelligente Lademanagement der Batteriespeicher passte sich dabei individuell der jeweiligen Situation im Tennet-Netz an und die Batteriespeicher nahmen je nach Bedarf überschüssigen Strom sekundenschnell auf oder gaben ihn ab. Dabei teilte sonnen Tennet ständig mit, wie viel Kapazität die Heimspeicher zusammen für den Redispatch gerade bereitstellen können. Nahm Tennet eines dieser automatisch erstellen Angebote an, wurden die sonnen-Batterien mit überschüssiger Energie in einer Region geladen, in der beispielsweise zu viel Windstrom war. Um das Gleichgewicht zu halten, entluden gleichzeitig andere sonnenBatterien die gleiche Menge Energie in einer Region, in der es einen Bedarf gab. Dieser Prozess wurde in Echtzeit in einer Hyperledger-Blockchain von IBM dokumentiert. So war jede bereitgestellte Kilowattstunde, ob gespeichert oder entladen, eindeutig hinterlegt. Tennet will nun bei der Weiterentwicklung seiner Blockchain-Pilotprojekte eng mit den Verteilnetzbetreibern zusammenarbeiten. Das jetzt abgeschlossene Pilotprojekt zählt zu einer Reihe von Projekten, in denen der Netzbetreiber die Erschließung neuer Flexibilitätsmöglichkeiten und die verstärkte Nutzung von Daten untersucht.

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