VKU und BVES fordern neue Gesetze

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Der Bundesverband Energiespeicher (BVES) und der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wenden sich gemeinsam an die Politik und fordern in einem jetzt vorgelegten Positionspapier eine Änderung der energiepolitischen Rahmenbedingungen. Diese stünden derzeit dem netzdienlichen Betrieb von Batteriespeichern und Power-to-X-Technologien entgegen.

Der bestehende regulatorische Rahmen sei vor dem Hintergrund der Herausforderungen der neuen Energiewelt nicht mehr zeitgemäß und müsse auf Basis einer marktwirtschaftlichen Orientierung angepasst werden, erklären die Verbände.

Die Einordnung von Speichern als Verbraucher ist für sie problematisch, denn dies führe zu einer teils doppelten Belastung der gespeicherten Energie. Zurückzuführen sei dies auf den aktuellen Rechtsrahmen, der auf einem Energiesystem mit den Säulen Erzeugung, Transport und Verbrauch basiere. "Damit Speicher ihr großes und vielseitiges Flexibilitäts- und Netzdienlichkeitspotenzial ausspielen können, müssen sie zu einem eigenständigen Element des Energiesystems werden", so VKU und BVES.

BVES-Bundesgeschäftsführer Urban Windelen sagt: "Gerade regional und lokal ist der Einsatz von Speichertechnologien besonders effizient. Erzeugung und Verbrauch kommen über Speicher optimal und mit regionaler Wertschöpfung zusammen. Gleichzeitig kann auf den örtlichen Bedarf bei Strom, Wärme oder Mobilität flexibel reagiert werden. Ohne passende Rahmenbedingungen wird der Einsatz von Speichern jedoch weiter behindert und damit auch die Stadtwerke bei der Erfüllung ihrer wichtigen Rolle für die Energiewende.“

Die beiden Verbände verweisen auf Artikel 2 (47) der Europäischen Strombinnenmarktrichtlinie (Electricity Market Design Directive). Dieser Artikel komme ihrer Forderung schon sehr nahe, indem er Speichern energiewirtschaftlich eine eigene Marktrolle zubillige und Speicher von der "falschen Einstufung als Letztverbraucher" befreie. "Diese Vorlage aus Europa ist ohne Verzögerung in den nationalen Gesetzesrahmen zu überführen", fordern die Verbände.

Power-to-X-Technologien seien das Bindeglied zwischen den Sektoren und in einem auf erneuerbaren Energien basierenden System sei die Sektorenkopplung die notwendige zweite Stufe, um über den erneuerbaren Strom andere Sektoren, wie Wärme/Kälte und Mobilität, zu dekarbonisieren. Derzeit müssten jedoch für jede Kilowattstunde, die aus dem Sektor Strom kommend zu Wärme oder Treibstoff werde, alle Steuern, Abgaben und Umlagen gezahlt werden, die auch für andere Stromverbräuche anfielen. Der sinnvolle Einsatz von Power-to-X werde so behindert, weil er häufig wirtschaftlich nicht konkurrieren könne.

Die Verbände sprechen sich für einen offenen Wettbewerb der Technologien aus. "Ein wesentliches Lenkungselement in diesem Kontext konnte eine sektorenubergreifende CO2-Bepreisung darstellen, die Emissionen verursachergerecht bepreist. In einem solchen System wäre erneuerbarer Strom deutlich entlastet, was den Einsatz von PtX-Technologien erleichtert und die Dekarbonisierung anderer Sektoren mittels erneuerbaren Stroms ermöglicht", so VKU und BVS.

VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche erklärt: "Wenn Sektorenkopplung gelingen soll, müssen die Stromkunden entlastet werden. Damit Strom auch in den anderen Sektoren wettbewerbsfähig wird, benötigen wir eine Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen im Energiebereich.“ Stadtwerke sieht sie als "Motor der Energiewende". Sie seien auch Treiber neuer Speicher- und Sektorenkopplungstechnologien. "Die Verteilnetzebene ist dabei der Dreh- und Angelpunkt der neuen Energiewelt", betont Reiche: "Hier findet der Großteil der EE-Einspeisung statt. Hier müssen sinnvollerweise auch Speicher- und Sektorenkopplungstechnologien ansetzen."

Die Energiewende findet auf der Mittelspannungs- und Niederspannungsebene statt – also in den von den Stadtwerken betriebenen Verteilernetzen. Der zunehmenden Dezentralität müssten nun auch die Ausrichtung der Energiemärte und systemischen Rahmenbedingungen folgen, erklären die Verbände. Handelsprodukte mit lokaler Qualitätsollten sich sinnvoll in bestehende Vermarktungsformen einfügen und einen ordnungspolitischen Rahmen erhalten. Derzeit befindet sich der Rahmen für einen solchen Markt in der Diskussion. Beide Verbände sprechen sich ausdrücklich dafür aus, dass dezentrale Flexibilitäten bei der Netzplanung Berücksichtigung finden müssen. Gemäß dem NOVA-Prinzip („Netzoptimierung vor Ausbau“) könnten so Kosten durch alternative Flexibilitäten, wie etwa Speichern, nachhaltig optimiert werden.

Thomas Speidel, Geschäftsführer ads-tec GmbH und BVES-Präsident, verweist auf Lösungen der Energiespeicherbranche sowie der Energieversorger und nennt als Beispiel die "Strombank": Das Projekt „Strombank“, ein Quartierspeicher in gemeinschaftlicher Nutzung, hat das nachdrücklich bewiesen. Die Regulatorik-, Steuern- und Abgabensituation verhindert aber genau solche sinnvollen Lösungen. Hier nutzt Deutschland wichtige Potentiale nicht, die zur Erreichung der Energiewende erforderlich sind. Vielmehr werden Lösungen und neue Technologien verhindert, die sich am Ende auch industriepolitisch negativ auswirken.“

Als Technologieanwender treten die Stadtwerke nach Auffassung beider Verbände zunehmend in die Verantwortung, da sie als dezentrale Versorger für Strom, Wärme und Mobilität die Energiewende zu den Bürgern brächten und erneuerbare Versorgungslösungen effizient und flexibel bereitstellen könnten. Mit Quartier- oder Schwarmspeichern, Mieterstromprojekten, Power-to-Gas-Anlagen und Power-to-Heat-Projekten öffnete sich Stadtwerken eine Vielzahl von neuen Anwendungsfällen. Den Stadtwerken diese Einsatzmodelle zu ermöglichen, ist ist nach Aussage von VKU und BVES ein elementarer Baustein, um die Energiewende auf die nachste Ebene zu heben.

21.5.2019 | Quelle:  | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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