SOLID ist insolvent – Projekt „Big Solar“ wird verändert

Solarthemen+plus. Das österreichische Solarthermie-Pionierunternehmen S.O.L.I.D. GmbH hat Anfang dieser Woche Insolvenz angemeldet. Die Geschäftsleitung macht den Konkur­ren­ten Arcon-Sunmark im Zusammenhang mit der geplan­ten Multimegawattanlage in Graz dafür verantwortlich.

Als Insolvenzgrund gilt die Überschuldung der 1992 gegründeten und als Spezialist für große Solarthermieanlagen etablierten S.O.L.I.D. Gesellschaft für Solarinstallationen und Design mbH. Nach übereinstimmenden Angaben des Alpenländischen Kreditorenverbandes und des Kreditschutzverbandes von 1870 belaufen sich die Verbindlichkeiten des Unternehmens auf 7,8 Millionen Euro, denen Aktiva von lediglich 1,7 Millionen Euro gegenüberstehen. Nach einem von der Geschäftsleitung vorgelegten Sanierungsplan sollen Insolvenzgläubiger 20 Prozent ihres Geldes innerhalb von 2 Jahren zurückgezahlt bekommen.

Christian Holter, Gründer und einer der beiden Geschäftsführer von S.O.L.I.D., sagte gegenüber den Solarthemen, dass es aus seiner Sicht Vorgänge um das geplante, europaweit größte Solarthermie-Projekt „Big Solar“ in Graz waren, die in die Insolvenz geführt hätten. In einer Stellungnahme erhebt die Geschäftsleitung dabei Vorwürfe gegenüber dem dänischen Konkurrenten Arcon-Sunmark.

Seit 2015 hatten S.O.L.I.D. und der Energieversorger Energie Steiermark in einer Machbarkeitsstudie die Idee einer 20-prozentigen Deckung des städtischen Fernwärmebedarfs aus Solarenergie konkretisiert. Eine Kollektorfläche von bis zu 450.000 Quadratmetern bei einem Investitionsvolumen von 200 Mio. Euro war avisiert worden.

Angesichts dieser großen Summe hatte Energie Steiermark darauf bestanden, dass die Projektrealisierung und der spätere Betrieb der Solarthermieanlage in die Hände eines finanzkräftigen Partners gelegt würden. 2016 hatte S.O.L.I.D. daraufhin nach eigener Darstellung Projektrechte an den dänischen Kollektorhersteller und Projektierer Arcon-Sunmark übertragen, der als Mitglied der VKR-Gruppe (Velux) die gewünschten Erfahrungen und Sicherheiten bieten konnte.

Nach Darstellung von Holter und S.O.L.I.D. sei „Big Solar“ allerdings von Arcon-Sunmark nicht mit der erforderlichen Verve vorangetrieben worden. Holter: „Sie haben in drei Jahren nicht einmal ein Projektbüro in Österreich aufgemacht.“ Weil vereinbarte Meilensteine nicht erreicht worden seien, habe S.O.L.I.D. Ende März 2019 eine vertraglich für diesen Fall zugesicherte Option zum Rückkauf von Projektrechten genutzt und die dafür vorgesehene Zahlung von 100.000 Euro überwiesen. Arcon weigere sich jedoch die Projektunterlagen zu übergeben. Nach Darstellung von S.O.L.I.D. hat daraufhin der avisierte Investor seine Unterstützung auf Eis gelegt, was zur sofortigen Zahlungsunfähigkeit von S.O.L.I.D. geführt habe.

Auf Nachfrage der Solarthemen versicherte Urs Harnik, Kommunikationschef von Energie Steiermark, das Projekt zur Dekarbonisierung der Grazer Fernwärme sei durch die Insolvenz von S.O.L.I.D. nicht beeinträchtigt: „Wir stehen in keinem Vertragsverhältnis mit S.O.L.I.D.“ Auf der anderen Seite laufe die Partnerschaft mit den Dänen sehr gut. Inzwischen habe sich der Versorger entschlossen, eine gemeinsame Projektgesellschaft mit der VKR-Gruppe zum Bau und Betrieb der Anlage zu gründen. Im ursprünglichen Plan war vorgesehen gewesen, dass der Versorger lediglich die Wärme vom Betreiber VKR kaufen sollte. Harnik sagt: „Wir wollen das Projekt etwas steirischer machen.“

Allerdings wird es nicht nur steirischer, sondern gegenüber dem ursprünglichen Plan auch kleiner. Die Investitionssumme soll sich um die Hälfte von 200 Millionen auf 100 Millionen Euro verringern und die Solarthermieanlage wird um den gleichen Faktor schrumpfen. Freilich werde der CO2-Ausstoß sogar weiter verringert als zuvor geplant, da Erdgas durch Biomasse als Wärmequelle ersetzt werde.

Die Unternehmensleitung von Arcon-Sunmark, macht in einer Stellungsnahme teils falsche Annahmen von S.O.L.I.D. in der Machbarkeitsstudie für die Abkehr vom ursprünglichen Big-Solar-Konzept verantwortlich.

Von der S.O.L.I.D.-Insolvenz sind 35 Mitarbeiter betroffen. Das Bürgerbeteiligungsmodell „SOLID invest“ ist nach Darstellung des Unternehmens von dem Sanierungsplan „nicht direkt betroffen“, da es mit einer anderen Firma, der SOLID International GmbH verbunden sei. Allerdings könne es zur Verzögerung von Auszahlungen kommen.

Text: Guido Bröer / Foto: S.O.L.I.D.

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