Agora-Studie/Südosteuropa: Solar- und Windausbau gegen Braunkohle und Stromausfälle
Agora Energiewende hat eine Studie veröffentlicht, wie Windkraft und Photovoltaik alternde Braunkohlekraftwerke in Südosteuropa ersetzen können. Sie zeigt, dass so Stromausfälle deutlich reduziert werden können.
Ein Anteil von 50 Prozent der erneuerbaren Energien am Strommix und der Ausbau der Stromnetze bis 2030 würden sowohl die Kosten des Stromsystems in den Ländern Südosteuropas senken als auch die Versorgungssicherheit erhöhen. Das geht aus der Studie "The Southeast European Power System in 2030" hervor, die die Denkfabrik Agora Energiewende veröffentlicht hat.
Mit dem Ausbau regenerativer Energien löse sich auch das Problem, dass mehr als die Hälfte des Stroms in der Region derzeit in alten, ineffizienten und klimaschädlichen Braunkohlekraftwerken erzeugt wird, die in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen. Die Analyse modellierte, wie der Strombedarf für 2030 gedeckt werden kann, indem die kohlebefeuerte Stromerzeugung um rund 60 Prozent reduziert und gleichzeitig die Wind- und Photovoltaikkapazitäten verdoppelt werden.
"Die Länder Südosteuropas werden in den kommenden Jahren ohnehin massiv in neue Stromerzeugungskapazitäten investieren müssen, um ihre veralteten Kraftwerke zu ersetzen", sagt Matthias Buck, Leiter der europäischen Energiepolitik bei Agora Energiewende. "Unsere Analyse zeigt nun, dass dies am besten möglich ist, wenn Wind- und Solarkraftwerke durch mehrere Wasser- und Gaskraftwerke ergänzt werden."
Voraussetzung dafür sei jedoch, dass auch die aktuell geplanten Projekte für neue Stromübertragungsleitungen umgesetzt werden. "Sie werden die Stromsysteme in Südosteuropa enger verzahnen. Dies wird die Versorgungssicherheit erhöhen und den Bedarf an neuen Kraftwerken reduzieren, da die neuen Leitungen es den Stromnetzen in den Ländern Südosteuropas ermöglichen, sich besser zu ergänzen und zu unterstützen", betont Buck. Im Moment litten die Länder oft unter Stromausfällen. Diese würden im Falle eines Umbaus des Energiesystems, wie in der Studie vorgeschlagen, drastisch reduziert.
Die engere Verzahnung reduziere auch den Flexibilitätsbedarf, der in der Regel mit dem Ausbau der wetterabhängigen Wind- und Solarenergie verbunden ist. Die Modellierung zeige, dass die Flexibilitätsanforderungen im Wesentlichen durch bereits heute bestehende Gas- und Steinkohlekraftwerke erfüllt werden können. In einem solchen System müssten diese lediglich häufiger rauf und runtergefahren werden.
„Am 18. Juni veröffentlichte die Europäische Kommission ihre Empfehlungen zu dem Entwurf der nationalen Energie- und Klimapläne der EU-Mitgliedstaaten für 2030. Insbesondere fordert er die Mitgliedstaaten in Südosteuropa auf, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu verstärken und klare Strategien zur Reduzierung der Kohleverstromung zu verabschieden. Unsere Analyse zeigt, dass eine Strategie des parallelen Ausbaus von erneuerbaren Energien und Stromnetzen es den südosteuropäischen Ländern ermöglicht, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und ihren Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaschutzziele zu leisten", betont Buck.
Die Studie wurde vom Ungarischen Regionalzentrum für Energiepolitikforschung (REKK) im Auftrag von Agora Energiewende erstellt und von der Europäischen Klimaschutzinitiative (EUKI) des Bundesumweltministeriums und dem österreichischen Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus finanziert.
21.6.2019 | Quelle: Agora Energiewende | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH