PPA für sehr große Solarparks und spezielle Fälle

Christoph Strasser ist Geschäftsführer der MaxSolar GmbH. Foto: MaxSolar
Stromkaufverträge zur Refinanzierung großer Photovoltaikanlagen werden auch in Deutschland zunehmend interessant. Zumeist englisch als Power Purchase Agreement (PPA) bezeichnet, sind sie jetzt auch Thema einer Veranstaltungsreihe der Conexio GmbH. Einer der Referenten ist dort Christoph Strasser, Geschäftsführer der MaxSolar GmbH. Im SolarserverInterview spricht Strasser über erste Erfahrungen mit Solar-PPAs in Deutschland.
Stromkaufverträge zur Refinanzierung großer Photovoltaikanlagen werden auch in Deutschland zunehmend interessant. Zumeist englisch als Power Purchase Agreement (PPA) bezeichnet, sind sie jetzt auch Thema einer Veranstaltungsreihe der Conexio GmbH. Einer der Referenten ist dort Christoph Strasser, Geschäftsführer der MaxSolar GmbH. Im SolarserverInterview spricht Strasser über erste Erfahrungen mit Solar-PPAs in Deutschland.

SolarServer: Sie realisieren derzeit zwei PPA-Projekte. Wie sehen diese aus?
Strasser: Das erste ist ein kleineres Projekt, mit dem wir auch den Beweis antreten möchten, dass in Deutschland PPAs für Anlagenleistungen von deutlich unter 5 MW gut machbar sind. Es handelt sich um die nicht förderfähige Erweiterung eines Bürger-Solarparks um 500 kW. Die bereits vorhandene Baugenehmigung und der Netzanschluss haben das Projekt natürlich erleichtert. Stromabnehmer ist hier ein Direktvermarkter.
Beim zweiten Projekt geht es um zwei Solarparks mit einer Hilfsbrücke in Form eines genehmigten Bundesnetzagenturzuschlags und einer Gesamtleistung von 10 MW. Trotz des Zuschlags können wir mit diesen Anlagen im PPA-Modell höhere Erlöse erzielen als im Ausschreibungsmodell. Der PPA-Offtaker ist hier erneut ein Direktvermarkter. Den Bundesnetzagenturzuschlag nutzen wir als eine Art Fallbacklösung, insofern ist dieses konkrete Modell nur ein PPA „light“. In der zweiten Jahreshälfte gehen wir übrigens einen 14 MW Solarpark an, den wir komplett förderfrei bauen werden. Hier sprechen wir auch mit zwei Unternehmen aus der Nachbarschaft als potenziellen Stromabnehmern.
SolarServer: In den beiden aktuellen Projekten sind Direktvermarkter die Abnehmer. Wieso nicht gleich Unternehmen?
Strasser: Es ist ein Bündel von Gründen. Einerseits müssen auch wir Erfahrungen sammeln und arbeiten da gerne zunächst mit uns bekannten Partnern und Vertragsbausteinen. Außerdem bietet der freie Markt im Bereich der Bankability oft bessere Möglichkeiten als einzelne Abnehmer, deren Bonität vergleichsweise hohen Standards genügen muss. Wird die Energieanlage zudem über eine Direktleitung mit dem Industrieunternehmen verbunden, haben wir ein höheres Ausfallrisiko und können den Abnehmer nicht so flexibel ersetzen wie bei der Einspeisung in das öffentliche Netz. Nicht zuletzt ist es auch nicht immer einfach, Verträge mit Industrieunternehmen abzustimmen. Der Stromeinkauf gehört meist nicht zu ihrem Kerngeschäft und es sind oft verschiedene Personen oder gar Gremien involviert. 
SolarServer: Gibt es denn typische Vorbehalte bei den Abnehmern?
Strasser: Viele Vorbehalte basieren ganz einfach auf fehlenden Erfahrungen. Und die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung von Strompreisen ist natürlich ganz wesentlich, wobei das für beide Seiten gilt. Deswegen schließen wir bisher keine Verträge ab, die über 5 Jahre Laufzeit hinausgehen. Das ist unserer Erfahrung nach auch die Laufzeit, die finanzierende Banken häufig wünschen bzw. mindestens voraussetzen. Im kleineren Projekt, über das wir vorhin gesprochen haben, sind es zum Beispiel vorerst nur 2 Jahre.
SolarServer: Erwarten Sie dennoch, dass PPAs mittel- und langfristig zulegen?
Strasser: Auf jeden Fall. Viele Unternehmen haben noch gar nicht erfasst, dass es für sie zukünftig richtig teuer werden könnte, wenn sie nicht auf ihren CO2-Ausstoß achten. Da sehen wir ein großes Potenzial. Mit zunehmender Erfahrung und Erfolgsbeispielen werden sich viele Hemmnisse relativieren.
Wir merken außerdem, dass Unternehmen das Thema Energie zunehmend ganzheitlich betrachten und sich eingehender damit befassen. Da geht es dann nicht nur um Energieerzeugung und -einkauf sondern auch um Speicher, Lastspitzenkappung etc. Die langfristige Stabilisierung der Energiekosten gewinnt an Bedeutung. Auch dass der ROI von Investitionen in Energieanlagen oft nicht so günstig ist wie der ROI von Investitionen in den Maschinenpark, wird nicht mehr ganz so kritisch gesehen. 
SolarServer: Gibt es Weichen die die Politik anders stellen müsste, um PPAs in Deutschland voranzubringen?
Strasser: Es geht nicht nur um PPAs, die gesamte Entwicklung ist viel zu zaghaft. Es wäre schon viel damit gewonnen, wenn die Gemeinden sich dafür engagieren würden, dass bestehende Flächen besser genutzt werden können. Dabei sehen wir gerade im Bereich von 1 bis 3 MW sehr große Potenziale. Einerseits weil da die Akzeptanz unserer Erfahrung nach größer ist als bei den Multi-Megawatt-Anlagen, die über mehrere Gemeindegrenzen gehen. Andererseits, weil es hier noch sehr viele ungenutzte Potenziale für mittelgroße Anlagen gibt, zum Beispiel auch auf Dächern. Das haben wir bereits mit einer 7MW Dachanlage bewiesen, die Anfang April in Deutschland in Betrieb gegangen ist. In diesem wichtigen Teilsegment entwickeln wir gerade weitere Projekte. Ein Solarflächenkataster pro Gemeinde für Großanlagen wäre deswegen ein Schritt in die richtige Richtung. Oder am besten eine Zielgröße, die vorgibt, dass in jeder Gemeinde eine feste MW-Größe an Solaranlagen auf Freiflächen installiert werden soll. Der Platz ist in jedem Fall vorhanden.Herr Christoph Strasser ist über 10 Jahre im Bereich der erneuerbaren Energien tätig, seit 2014 in der MaxSolar GmbH. Mit der Übernahme der Geschäftsführung im vergangenen Jahr verlagerten sich seine Tätigkeitsschwerpunkte vor allem in die Umsatz- und Ergebnisverantwortung, sowie Strategie und Geschäftsentwicklung. Weitere Schwerpunkte, wie das Management der Betreibergesellschaften sowie die Refinanzierung von Projektentwicklungen und neuen Geschäftsmodellen im Bereich der „erneuerbaren Energiewirtschaft“, ergänzen sein Tätigkeitsfeld. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist er zudem einer als Mitgründer der Energiegenossenschaft Inn-Salzach eG für eine der am schnellsten im operativen Geschäft wachsenden Bürgerbeteiligungen Deutschlands mitverantwortlich.

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24.6.2019 | Quelle und Foto: MaxSolar GmbH | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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